Kapitel 44: Das Gute aus dem Jenseits

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„Die Wärme... das Glück, was durch die Wurzeln fließt... bis in die äußersten Blätter der Krone...", sie schüttelte ungläubig den Kopf, ging zu dem Baum, legte ihre Hand an die tiefe Kerbe, die von seinem Vater ins Holz geschlagen wurde.
Severus sah ihr zu, wurde aber von einer alles umhüllenden Helligkeit geblendet und musste sich die Hand vor die Augen halten.
Als das Licht abflaute sah er wieder zu dem Baum, ging zu Hermine und besah sich das Holz.
Die Kerbe war fort, als wäre sie aufgefüllt worden, als hätte Hermine sie geheilt.

„Dein Vater hat keinen Einfluss auf dich, das hatte er nie", sie lächelte ihn an, strich über seine Brust auf der Höhe seines Herzens, er schluckte.
Sie setzte sich an den Baum, zog ihn mit sich und kuschelte sich an ihn.
Eine ganze Weile saßen sie einfach nur schweigend da, Severus genoss ihre Anwesenheit, streichelte gedankenversunken über ihre Arme, bestaunte immer wieder die neugierigen Tiere in seinem Garten, die auf wundersame Weise von Hermines Präsenz angezogen wurde, als könnten sie das Gute aus dem Jenseits erfühlen.
„Es tut ihm leid", fing Hermine plötzlich an.
„Wem tut was leid?", fragte Severus perplex.
„Sirius... es tut ihm leid, wie er immer zu dir war.", sie lächelte ihn an.
„Woher willst du das wissen?", er streichelte über ihre Wange.
„Er hat es mir gesagt... Sirius hat mich abgeholt, als ich diese Welt verlassen habe..."
Severus schluckte, „sie kriegen alles mit weißt du... deine Mutter, Lily, James, Sirius, Dumbledore, Fred und Tonks... sie alle.", Hermine lächelte immer noch, „Du möchtest wissen, was Lily sagt, oder?", ihre Stimme war gütig, sie drehte sich zu Severus um.
„Lily und James sind dir sehr dankbar, dass du auf Harry, Ron und mich aufgepasst hast... auch wenn es... auf deine Art war.", sie lachte, er war zugegebenermaßen ziemlich oft ziemlich unfair zu Harry, was an James lag, „Sie verzeihen dir, dass du ein wenig... unbequem manchmal warst."

„Severus", eine weitere weibliche Stimme zog seine Aufmerksamkeit auf sich, er drehte sich zu der Quelle um und staunte nicht schlecht.
Vor ihm stand seine Mutter, lange schwarze Haare, dunkle Augen, schöne Lippen, sie trug ein weißes Kleid, stand barfuß in dem hohen Gras, hielt ihm eine Hand entgegen.
„Komm, ich möchte mit dir reden.", ihr Lächeln und ihre Stimme holten ihn aus seiner Trance.
Hermine nickte ihm zu, er stand auf, folgte ihr, sie entfernte sich ein wenig vom Baum.
Seine Augen flogen aufgeregt über ihr Gesicht, wie lange hatte er seine Mutter nicht gesehen, er war fasziniert von ihrer Erscheinung.
Ihm war als Kind nie wirklich aufgefallen, wie schön sie eigentlich war, aber jetzt, wo sie nach der ganzen Zeit wieder vor ihm stand konnte er nichts mehr als lächeln und den Kopf schütteln.
„Mein Junge", sie strich durch seine Haare, „aus dir ist ein richtiger Mann geworden... und dazu noch ein guter", sie sah zu dem Baum, legte eine Hand an sein Gesicht.
„Was machst du hier?", fragte er fassungslos.
„Sie hat mich geholt", seine Mutter sah zu Hermine, das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde breiter, „Sie ist so ein toller Mensch"
„Ja, das ist sie... sie hat mir sehr geholfen.", stimmte Severus zu.
„Ich weiß, sie hat dich vor dem Tod gerettet... ich stehe für die Ewigkeit in ihrer Schuld.", Eileen Snape ließ ihre Augen über das Gesicht ihres Sohnes streifen.
„Du solltest ihr sagen, was du für sie empfindest bevor sie geht."
„Bevor sie geht?", das Lächeln wich langsam von seinem Gesicht, „Was meinst du? Bevor sie geht...?"
„Severus, sie gehört nicht in diese irdische Welt, genauso wenig wie ich. Sie muss eines Tages gehen.", erklärte die Frau sanft.
„Sie kann nicht gehen...", er schüttelte ungläubig den Kopf.
„Du wirst es verstehen", Eileen streichelte seine Wange, gab ihm ein Küsschen und verschwand dann mit einem liebevollen Lächeln.

Severus ging nachdenklich und aufgewühlt zurück, setzte sich zu Hermine, sie sah ihn an.
„Sie hat etwas gesagt, was dir nicht gefällt, oder?", nahm seine Hand und strich über seine Finger.
„Nicht so wichtig", beschwichtigte er sie, zog sie zu sich, schmiegte seine Arme um sie und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.

Severus wurde durch eine alte Stimme geweckt, er hatte gar nicht gemerkt, dass er eingeschlafen war, er sah sich verwirrt um, es war mittlerweile dunkel geworden.
„Severus!", rief die Stimme wieder.
„Mrs Crownly?", er strich sich den Schlaf aus den Augen und stand auf.
Die alte Nachbarin stand am Zaun und sah besorgt in den Garten.
„Was machst du hier?", fragte sie skeptisch.
„Ich bin wohl eingeschlafen", er rückte seine Robe zurecht.
Die alte Frau sah ihn an, etwas trauriges schob sich in ihren Blick, „du siehst so müde aus Severus, was ist passiert? Wo-", sie suchte den Garten ab, als könnte sie Hermine finden, „Wo ist sie? Habt ihr euch gestritten?"
„Nein... sie.. Hermine ist gestorben.", er schluckte, die Tatsache auszusprechen versetzten ihm einen Stich ins Herz.
Sie nickte wissend und sah nachdenklich auf seine Robe.
„Haben Sie das mit Offenbarung gemeint? Sie ist eine Offenbarung, das haben Sie mir ins Ohr geflüstert", er dachte an ihre letzte Begegnung.

„Weißt du Severus... eine Offenbarung ist etwas wundervolles... sie zeigt, was im Leben wirklich wichtig ist."
„Ich wusste schon vorher, dass sie mir wichtig ist, dafür hätte sie nicht sterben müssen.", sagte er gepresst, Tränen stiegen langsam in seine Augen.
„Alles passiert aus einem Grund. Auch wenn wir den Grund manchmal nicht sofort verstehen.", meinte sie gütig.
„Da hat sie recht Severus", Hermine stand neben ihm, streichelte seinen Rücken und lehnte ihren Kopf an seine Schulter, „lass uns reingehen, du solltest dich hinlegen."
„Entschuldigen Sie mich Mrs Crownly? Ich gehe ins Bett.", ein kleines gespieltes Lächeln flog über seine Züge.
Sie sah ihm traurig hinterher, „du darfst die Trauer und Dunkelheit nicht gewinnen lassen.", rief sie ihm nach.

Er atmete tief ein und aus, als er ins Haus ging, Hermine zog ihn die Treppe nach oben ins Schlafzimmer und setzte ihn auf das Bett.
Er fiel von Glück in Trauer, vom höchsten Berg in das tiefste Tal. Er sah sie traurig an, sie lächelte.
„Warum lächelst du immer?", fragte er leise mit schwacher Stimme.
„Weil ich möchte, dass du lächelst... ich möchte, dass du glücklich bist. Dass du lachst und in die Welt gehst, dass du Zeit mit deinen Freunden verbringst, die sich um dich sorgen. Remus, Molly, Arthur, Harry und Ginny... du gehst allen aus dem Weg, du lässt niemanden an dich heran. Du sagst niemandem wirklich wie du dich fühlst."
„Du willst wissen wie ich mich fühle?", fragte er anklagend.
„Ich weiß, wie du dich fühlst.", sie nahm seine Hand, „Da ist so viel Hass in dir... und Trauer..."
„Ist das ein Wunder?", Severus presste die Kiefer aufeinander.
„Lucius Seele wird niemals die Erlösung finden, die er sucht. Er ist gefangen, im Leben wie im Tod."
„Da hab ich nichts von.", er entzog ihr seine Hand.
„Möchtest du, dass ich gehe?", fragte sie leise, sah ihm hinterher als er aufgestanden war.
Er drehte sich ruckartig um, kam zu ihr zurück gestürmt und fiel vor ihr auf die Knie, „nein! Nein... ich will nicht, dass du gehst... bleib bei mir."
„Leg dich hin", sie drückte ihm kurz die Lippen auf die Stirn, er befreite sich magisch von seiner Robe, legte sich ins Bett, sie legte sich an ihn und zog Linien über sein Gesicht, „Schlaf."

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