Kapitel 17 - Ich lasse dich nicht los

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Callisto

Als ich erneut erwache ist alles still. Nicht nur in meinem Kopf, auch um mich herum. Flatternd öffnen sich meine Augen; dieses Mal ohne mich anstrengen zu müssen. Ich atme tief ein und langsam wieder aus und versuche mich anhand von mir Bekanntem zu orientieren, - doch ich erkenne mein Umfeld nicht wieder. Mein Gesicht liegt auf einem flauschigen, weiss bezogenen Kissen, es riecht sauber und klinisch und in dem Raum ist es totenstill.

Der Nachttisch ist ein ungelenkes Holzmöbel, auf dem mein Telefon und ein Schlüsselbund liegt. Die kleine Lampe, die direkt in die weisse Wand darüber eingebohrt wurde, brennt und spendet in der seltsamen Düsternis des Zimmers seltsam diffuses Licht. Mein Blick gleitet über den Teppichboden zu einem gemütlichen Sessel in der Ecke, auf dem ein paar meiner Kleidungsstücke liegen bis hin zum Fenster. Weisse, durchscheinende Vorhänge sind vorgezogen, ebenso wie die dunkelblauen, dicken dahinter, die der Grund für die absolute Dunkelheit sein müssen.

Meine Arme sind unter dem Kissen begraben und erst als ich sie unter meinem Kopf hervor ziehe, bemerke ich die Verspannung im Nacken, die mir diese unnatürliche Haltung eingebrockt hat. Ein klebriger Schweissfilm überzieht meine gesamte Haut und verklebt mein Haar an meiner Stirn und im Nacken.

Ächzend, geräuschvoll schnaufend drehe ich mich auf den Rücken, obwohl mir von den Bewegungen übel wird und ein altbekannter Schmerz meinen Körper eisern im Griff hat. Meine Hand gleitet über die weiche Matratze, bis sie auf etwas warmes trifft. Mein Blick folgt und es dauert nur den Bruchteil einer Sekunde bis ich realisiere, dass meine Fingerspitzen nach Blair's Arm greifen.

Er liegt ruhig schlafend neben mir im Bett. Seine Atemzüge sind weich und ruhig, sein Gesicht so entspannt und wunderschön, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Sein dunkles, gekraustes Haar unterstreicht die dunklen Augenringe, die sich unter seinen langen Wimpern abzeichnen. Sein Oberkörper ist nackt, sodass sein breiter Rücken entblösst daliegt. Auf seinem Schulterblatt hat er eine schwarze Tätowierung, die mir niemals zuvor aufgefallen ist, ich aber aus liegender Position nicht genauer betrachten kann. Meine Augen wandern über sein Gesicht, über seinen Oberkörper und fahren an seiner geschwungenen Wirbelsäule entlang bis zum Rand der weissen Decke, mit der sein Unterleib bedeckt ist.

Ich versuche mich daran zu erinnern, wie ich mit Blair im selben Bett gelandet bin. Ich frage mich unweigerlich, ob es sein kann, dass ich einen potenziellen Absturz vergessen habe, der für diese peinliche Ausgangslage verantwortlich ist. Aber auch daran erinnere ich mich nicht.

Ich kneife gerade die Augen fest zusammen und versuche die Kopfschmerzen zu verjagen, als Blair sich neben mir regt. Er atmet tief und geräuschvoll ein, öffnet blinzelnd seine Augen und schreckt sofort alarmiert auf, als er sieht, dass ich bei Bewusstsein bin. Er stützt seinen Oberkörper auf einem Ellbogen ab und streckt eine Hand nach mir aus, um mir das Haar hinter's Ohr zu streichen. Bei seiner Berührung durchflutet mich ein warmer Schauer, durchströmt meinen eingerosteten Körper und beinahe feiern meine Synapsen ein Fest vor lauter Lebensfreude.

»Cali«, murmelt er, noch immer vom Schlaf gezeichnet, »ist alles in Ordnung?«

Langsam nicke ich. »Ja«, erwidere ich. Meine Stimme ist kaum mehr als ein vertrocknetes Krächzen, »was ist geschehen? Wo sind wir?«

Augenblicklich springt Blair auf die Füsse und umrundet das kleine Zimmer, in dem das grosse Bett der Mittelpunkt ist. Er setzt sich neben mich; ich spüre sein Gewicht an der Seite meines Körpers und geniesse seine alles einnehmende Wärme. Er füllt ein Glas mit Wasser und hält es unter mein Kinn, damit ich daraus trinken kann.

Ich hieve meinen Körper hoch, lehne mich gegen das Kopfteil des geräumigen Doppelbettes und trinke dankbar das kühle Wasser. Der Geschmack ist leicht abgestanden, doch unter den gegebenen Umständen ist mir das total egal.

SilbermondМесто, где живут истории. Откройте их для себя