Abschied

1.5K 75 8
                                    

Kurz nach Daryls annahme, ich sei okay, blieb Dales Wohnwagen stehen. Daryl schnaubte genervt und wir stiegen aus. Am Wohnwagen stand Rick bei Dale. Während Daryl genervt herumstand und mit seiner Armbrust wache hielt, lief ich zu den beiden.

,,Ich sagte doch, wir kommen mit dem Kühlerschlauch nicht weit. Wir hätten den vom Lieferwagen gebraucht", erklärte Dale.
,,Kannst du den nochmal flicken?", klinkte ich mich in das Gespräch. Alle herumstehenden Parteien lauschten dem Gespräch. Dale hob die Arme.
,,Hab' ich schonmal gemacht, aber war mehr Klebeband als Schlauch. Und jetzt hab' ich keins mehr.", erklärte Dale. Ich sah ihn an.
,,Und wenn du alte Stofffetzen nimmst? Mein Hemd?", fragte ich ihn.
,,Das wird nicht klappen, weil-"

,,Ich seh' da vorn was!", rief Shane und unterbrach somit die erklärung die Dale mir grad geben wollte. Er nahm sein Fernglas runter.
,,Ist 'ne Tankstelle, glaub' ich."

In dem Momten kam auch schon Jacqui aus dem Wohnwagen gestürmt. Sie sagte, dass Jims zustand schlimmer werden würde. Er würde nicht mehr lange durchhalten.
Ich schluckte.

Als wenn nichts passiert wäre fragte Shane Rick, ob dieser Wache halten würde damit er zu der Tankstelle fahren kann und schauen kann, was er da für uns rausholen könne. Und auch sonst niemand hatte sich bewegt, außer T-Dog. Er wollte mit Shane mit.

,,Shane! Du kannst doch nicht-", begann ich, aber Shane unterbrach mich. ,,Ich habe gehört, was Jacqui gesagt hat, aber ich versuche alle anderen am Leben zu halte. Dich, mich, Rick, den Rest. Man kann Jim nicht retten. Geh' und verabschiede dich. Und alle anderen, haltet die Augen offen. Wir sind gleich zurück."

Ich starrte ihnen hinterher.
Wie konnte man so sein?
Jim war doch schon länger Teil der Gruppe als ich, und ich war die einzige die sich kümmerte?

,,Hey." eine Hand auf meiner Schulter holte mich zurück in die Realität. Daryls Hand. Er sprach leise, beinahe sanft zu mir.
,,Shane hat Recht. Wir brauchen eine Chance."
Ich nickte. ,,Ich weiß."

Ich schüttelte Daryls Hand von meiner Schulter und betrat den Wohnwagen. Ich spürte einige Blicke auf mir ehe ich ganz in dem Wagen verschwand.

Als Jim mich bemerkte, lächelte er gequält.
,,Wir fahren bald weiter..", erklärte ich ruhig.
,,Oh nein, bitte nicht..Die Fahrt wird mich umbringen, Cass. Meine Knochen- meine Knochen sind wie Glas, ich spüre jeden kleinen Holperer dieser Steine. Diese Fahrt bringt mich um..lasst mich hier, Cass."
Cass. So wurde ich ewig nicht mehr genannt.
Jims bitte trieb mir Tränen in die Augen.
,,Jim.."
,,Ich bin erledigt. Lasst mich einfach hier. Ich will nur noch zu meiner Familie."
Ich hockte mich neben ihm.
,,Die sind alle tot, Jim.. Ich glaube du weißt nicht, was du da redest.. Das Fieber..du kannst nicht klar denken, Jimmy."
Er sah mich an.
,,Glaubst du etwa, das weiß ich nicht?" schmerzerfüllt setzte er sich auf. ,,Jetzt bin ich klar.. In Fünf Minuten aber vielleicht schon nicht mehr. Cassy, ich weiß wovon ich rede. Ich will es so. Lasst mich hier. Es ist meine Wahl, okay? Meine Entscheidung. Du kannst nichts dafür. Du bist stark. Du wirst diese Welt besiegen. Du und die anderen werdet die neue Welt aufbauen."
Ich sah Jim an.
,,Ich werde mit Rick reden.", sagte ich, stand auf und lief raus. Draußen standen alle. Warteten auf mich.  Shane und T waren auch zurück. Daryl und Rick liefen ein Stück auf mich zu. In beider Gesichter bildete sich der Ausdruck von Sorge.
Ohne auf irgendwelche Fragen zu warten, sagte ich:,,Er will zurückgelassen werden.", so laut, dass es alle hörten.
,,Ist er bei verstand?", fragte Carol.
Ich nickte. ,,Scheint so. Ich denke schon, ja."

,,Als ich im Lager sagte, Daryl könnte Recht haben und man mir über den Mund gefahren ist..Ich wäre niemals damit einverstanden, herzlos einen Menschen zu töten. Ich wollte nur dass wir Jim fragen, was er will. Und so wie es aussieht, haben wir eine Antwort.", stellte Dale fest.
,,Wir sollen ihn einfach hier lassen und abhauen?", fragte Shane mich. ,,Ich weiß nicht, ob ich damit leben könnte."

Oh, bitte.

Noch bevor ich was sagen konnte, mischte Lori sich ein.
,,Das habt ihr nicht zu entscheiden. Keiner von uns."

Ich nickte.

,,Ich und Shane holen ihn.", sagte Rick, tippte Shane an und stieg mit ihm in den Wagen.
Ich spürte Daryls Blick auf mir, wich ihn jedoch aus.

Augenblicke später kamen Shane und Rick mit Jim aus dem Wohnwagen. Jim stöhnte mehrmals schmerzhaft auf. Er war klatschnass von seinem eigenem Schweiß.
Sie lehnten ihn sitzend an einem Baum. Die ganze Gruppe stellte sich zu ihnen. Ich stand einige Sekunden wie gelähmt da, dann fiel ich auf die Knie. Bei Jim.

,,Wieder so'n verdammter Baum..", stöhnte Jim auf und grinste voller Schmerz.

,,Hey, Jim", begann Shane und beugte sich zu ihm. ,,Du weißt doch, dass das nich' sein muss."
,,Nein, es is' gut so", keuchte Jim. ,,Die Luft fühlt sich gut an.."
,,Okay..alles klar.", antwortete Shane und ließ ab.

,,Ich will mich nicht von dir verabschieden, Jim..", schluchzte ich und strich mir einzelne Stähnen aus meinem Gesicht.
,,Das ist kein Abschied, Cass.", keuchte Jim. ,,Wir sehen uns einfach nur für eine Weile nicht. Irgendwann.. sehen wir uns wieder.."

Ich nickte. Der Gedanke an eine Welt nach dem Tod machte es mir leichter damit umzugehen.

,,Ich grüße Jasper von dir", lallte Jim schmerzerfüllt. Bevor ich was erwiedern konnte, half Daryl mir auf und zog mich ein Stück zurück.

Ich beobachtete wie alle anderen sich verabschiedeten. Jim solle seine Augen zu machen, nicht weiter kämpfen.

Rick fragte Jim, ob er eine Waffe haben wollte, um..es zu beenden bevor er zurückkommt..Aber Jim verneinte. Wir würden sie dringender brauchen..

,,Hey. Danke dass du für uns gekämpft hast!" sagte Dale lächelnd und klopfte Jim aufs Bein.

Daryl sah Jim nochmal an. Seine Hand um meine Hüfte damit ich laufen konnte. Meine Beine gehorchten mir nicht.

,,Pass gut auf sie auf", sagte Jim zu Daryl. Dieser nickte stumm und lief mit mir Richtung Auto.

Dale hatte mittlerweile den Kühlerschlauch nochmal flicken können indem er das alte Klebeband nochmal provisorisch, mit ganz viel Glück dranbekam,deshalb konnten wir diesen trostlosen Ort direkt verlassen. Daryl half mir beim einsteigen, stieg selbst ein und alle, einer nach dem anderen fuhren langsam los. Ich starrte nochmal zu Jim und beobachtete wie er in die Sonne schaute und seine Augen langsam schloss. Zum letzten mal. Danach sackte sein Kopf nach unten und der letzte Hauch Leben verschwand aus seinem Körper.

Irgendwann sehen wir uns wieder.

Straight into my Heart || Daryl Dixon || PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt