(keine) Kooperation

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,,Hey'', murmelte ich leise. ,,Du musst das nicht tun, ich kann allein hier bleiben''

,,Nein'', entgegnete Daryl. ,,Ich muss bei dir sein, wenn was passiert. ''

Ich seufzte.

,,Gut.''
,,Gut", wiederholte er und strich mir eine Strähne aus dem Haar.

,,Ich lass dich nicht allein. Ich lass Haley schon ungern länger allein als nötig, aber ich weiß dass es ihr bei Michonne gut geht."

Ich nickte.
,,Ich weiß. Ich weiß das."

Daryl nickte stumm.

Ich schaute mich um, und sah, wie einige Leute wieder an Jesus' Grab saßen. Einige weinten, andere saßen stumm da und trösteten die anderen.

,,Mir reicht es", murmelte ich. ,,Wir reden mit dem Mädchen. Jetzt."

Ich lief Richtung Luke, dort wo die Zelle waren. Daryl verstand anscheinend nicht ganz, also drehte ich mich nochmal um und schaute ihn an. Er stand immernoch da.

,,Daryl, Vamonos! Jetzt komm schon! Hund, bleib!"

-

Ich stürmte die Treppen hinunter und lehnte mich gegen die Gitterstäbe, die zwischen uns und dem Mädchen standen.

,,Wer seid ihr?", fragte Daryl das Mädchen zuerst. Das Mädchen ließ sich, sobald sie uns sah, von dem Stuhl fallen, den wir in der Zelle gelassen hatten, und kroch voller Angst in die hinterste Ecke der Zelle.

Als Daryl den Schlüssel für die Zelle aus seiner Hosentasche holte, und sie aufschloss, war nicht nur das Mädchen überrascht.

,,Hat Tara mir gestern gegeben, als ich Henry zurückgebracht hab",erklärte er mir. Ich nickte nur und wir betraten die Zelle.

,,Guck' nicht so, beantworte die frage!", befahl ich dem Mädchen als ich vor ihr stand. Sie schaute mich mit aufgerissenen Augen an.

Als sie immernoch nichts sagte, schaute Daryl ihr tief in die Augen.
,,Willst du sterben? Ist es das was du willst?''

,,Daryl, was ist dein Problem?!'', brüllte Henry aus der Zelle am anderen Ende des Raumes.

,,Halt dich da raus!'', keifte ich und kniete mich gegenüber des Mädchens. 

,,Wenn du sterben willst, musst du es nur sagen. Da oben wurde ein guter Mensch beerdigt, und die Leute sind bereit, dich dafür fertig zu machen. Du kannst es ihnen nicht verübeln... Du bist schließlich jemand der es verdient hat. Wir müssten deinen Arsch nur die Stufen hochschleppen, und du wärst ausgeliefert. Und glaub mir, würde es allein nach mir gehen, hätte ich schon längst dafür gesorgt, dass du da oben stehen würdest. Willst du das verhindern? Beantworte mir eine Frage. Wie. Viele. Seid. Ihr?''

Das Mädchen schaute mich ängstlich an.
,,Ich hab euch doch schon gesagt-''

Bevor sie weiterreden konnte, packte Daryl sie bei den Schultern und zog sie auf die Beine. Dann schubste er sie mit dem Rücken gegen das Gitter der Zelle und hielt sie fest.

,,Wie viele?!''

Das Mädchen schaute ihn an, als würde sie gleich anfangen zu weinen.

,,Zehn! Zehn! Wir waren zu Zehnt!.. Glaub ich. Wir tragen die Häute zum überleben, wir haben keine Namen!.. Wir haben Namen, aber wir benutzen sie nicht!''

,,Und seit wann treibt ihr euch hier rum?'', fragte ich.

,,Ich weiß es nicht'', antwortete sie mir. ,,Wir ziehen einfach mit- mit den Toten, weil sie- weil sie uns dank der Häute in Ruhe lassen. Sie beschützen uns, also beschützen wir sie.''

Ich atmete aus. 
,,Das ist so, so krank. Okay, Habt ihr ein Lager? Mauern?''

Das Mädchen stockte und lachte kurz auf.
,,Mauern?.. Mauern werden euch nicht beschützen. Solche Orte hier überleben nicht. Sie haben nie überlebt. Es ist so, meine Mum und ich haben es doch erlebt! Immer und immer wieder! Ich- ich kann mich kaum an die Welt vorher erinnern. Aber meine Mum erzählte mir von den Veränderungen.. Dass wir die toten brauchen, um uns zu beschützen. So waren wir nie allein.''

,,Und warum habt ihr unseren Freund getötet?!'', fragte Daryl. Das Mädchen sagte nichts, sondern atmete nur voller Angst, hektisch. 

,,Rede!''

Er zückte sein Messer, und hielt es ihr vor ihr Gesicht.

,,Wir hatten immer vor, euch zu töten, okay?! Weil das jetzt alle so machen! Jeder der nicht zu uns gehört, ist eine Bedrohung! Es heißt, wir oder die!''

Ich schluckte. Sie waren mehr als Zehn. Keinen Zweifel.
,,Wie viele seid ihr?''

Das Mädchen schaute mich an. 

,,Ich hab doch schon-''

Ich zog meine Pistole und hielt sie ihr an den Kopf, zusätzlich zu Daryls Messer. Er machte keine Anstalten, es wegzustecken.

,,Die Wahrheit.'', sagte ich kalt. 

,,Das ist die Wahrheit!', weinte sie.

Ich seufzte. 
,,Du solltest dich nicht mit jemandem anlegen, der eine Waffe auf dich richtet. Gesunder Menschenverstand. Lüg uns nicht an!''

,,Meine Mutter, nur sie ist übrig!'', schluchzte das Mädchen. ,,Sie ist ein guter Mensch, bitte sucht nicht nach ihr! Bitte! Sie ist nur eine Frau und ganz allein da draußen!''

Daryl hob eine Augenbraue.
,,Du sagtest doch, ihr seid nie allein.''

,,Sie- Sie ist beim Friedhof. Sie wurde von der Gruppe getrennt, nur sie.''

Daryl und ich schauten uns an. Sie Log. 

Ich packte sie bei den Haaren und zog sie aus der Zelle.

,,Nein! Nein!'', weinte und brüllte das Mädchen.

,,Ich hab dir gesagt, was ich mit dir mache. Du wirst dir wohl wünschen, dass ich dich erschossen hätte.''

,,Hört auf!'', brüllte Henry wieder aus seiner Zelle. 

,,Sei still!'', antwortete Daryl.

Das Mädchen hielt sich an einem der Zellengitter fest und flehte und weinte. Henry mischte sich immer wieder ein und alles in allem wollte ich nur Rache. Rache für Jesus. Ich wollte ihren Arsch oben vor all den Menschen sehen, die hass hatten. 

,,Bitte'', weinte sie. ,,Bitte.''

Ich ließ etwas lockerer und schaute ihr in die Augen. Diese Augen voller Angst. Augen auf der Suche nach erbarmen. Augen die völlig leer und verloren waren. Sie war noch ein halbes Kind. 

Also ließ ich sie doch los, und schaute ihr dabei zu, wie sie wieder in die hinterste Ecke der Zelle krabbelte und verängstigt drein schaute. 

Daryl schaute mich verwirrt an, ich hingegen schloss die Zellentür und sagte nichts, während Daryl sie wieder abschloss. Dann stieg ich die Treppen hoch. Alles was ich noch hörte war, wie Daryl Henry anbrüllte, bevor ich wieder an der Oberfläche war.

Als ich oben war, stürmte Tara direkt auf mich zu.

,,Habt ihr was rausgefunden?'', fragte sie mich.

Ich zuckte mit den Schultern.
,,Nichts brauchbares. Ich schätze, die Hälfte, wenn nicht alles, war Bullshit. Nichts als Bullshit.''

Straight into my Heart || Daryl Dixon || PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt