Zuflucht

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,,Das versteh ich nicht'', sagte Henry, als wir in das Gebäude liefen. 

,,Sie benutzen die Beißer als Schutz'', sagte ich. ,,Also gehen wir dahin, wo die Beißer nicht hinkommen. Nach oben.''

,,So trennen wir sie von den lebenden'', ergänzte Daryl. ,,Es ziehen doch immer höchstens Fünf oder Sechs mit einer Herde, oder?'', fragte er nun an Lydia gerichtet. 

,,Ja, aber da sitzen wir in der Falle'', entgegnete sie und blieb stehen. ,,Alpha schickt keine Armee, weil sie das gar nicht muss. Sie schickt Beta.''

,,Beta?'', fragte ich. ,,Hat sie das ganze Griechische Alphabet bei sich?''

Man schaute mich an. 
,,Das war kein Witz.''

,,Ist dieser Beta ihr bester Mann?'', fragte Daryl. Lydia nickte.

,,Gut'', sagte Daryl. ,,Dann töten wir ihn zuerst. Kommt jetzt''

Ohne weitere Worte zu verlieren, liefen wir weiter in das Gebäude. Es war dunkel. Stock. Dunkel.

Daryl kramte eine Taschenlampe aus seinem Rucksack und öffnete eine der Türen, die zum Treppenhaus führten, bevor jemand anderes von uns auch nur dran dachte, voran zu gehen. 

,,Ihr geht nach ganz oben, ich check das Treppenhaus.''

Ich nickte. 
,,Pass auf dich auf.''

-

Als ich also mit Hund und Connie in einem Raum ganz oben war, und Lydia und Henry in einen anderen gingen, bat Connie mich, einen Tisch zur Seite zu schieben. Als das erledigt war, schob sie ein Holzbrett vom Boden und mir offenbarten sich Vorräte an Essen, Wasser und Verbandszeug. Ein ganzer, ganzer Haufen. In Taschen, lose, alles mögliche. 

,,Ach du Scheiße.'', entfuhr es mir. ,,Was zur Hölle!''

Connie grinste mich an und ich konnte mir das grinsen ebenso wenig verkneifen. 

Im nächsten Moment stieß auch Daryl dazu.
,,Die Treppen sind schon verbarrikadiert''

Als er vor dem Vorratsbunker von Connie stehen blieb, schaute er sie an. 
,,Aber das weißt du sicher.''

Connie reichte mir und ihm jeweils eine Flasche Wasser, die wir dankend annahmen. Dann holte sie ihren Notizblock hervor.

Wir fanden hier Unterschlupf.

,,Ja'', sagte Daryl. ,,Ein kleines Notfallversteck. Wirklich klug.''

Connie lächelte leicht und nickte, ehe sie uns zu einem an einer Wand hängenden Plan des Gebäudes führte. 

,,Es gibt nur Zwei Wege nach oben'', stellte ich fest. 

,,Das ist gut'', sagte Daryl. ,,Ich glaube, die Barrikaden sind etwas zu gut gemeint. Wir schaffen Durchgänge, damit sie nach oben können.''

Connie zeigte einen Daumen nach oben, und Daryl boxte ihr sanft in die Schulter.
,,Gut.''

Bei dem seichten Schulterboxer schaute er nur mich an, und musste grinsen.

Ich sah wohl nicht besonders.. begeistert aus. 

,,Das Gebäude ist gut'', versuchte ich seine Blicke zu überspielen. ,,Könnt' funktionieren."

Was dann?

,,Wie, was dann?", fragte Daryl Connie. ,,Wir verschwinden."

Einen Moment lang hörte man nur Connies Kuli über das Papier kratzen.

Das Mädchen kommt mit.

Ich seufzte und setzte mich auf den Boden.

,,Nein", sagte Daryl und schüttelte den Kopf. ,,Nein."

Wie zu erwarten.

Wieder hörte man nur Connies Kugelschreiber. Zwei mal. Sie hatte ihre Worte Zwei mal unterstrichen.

Das Mädchen kommt mit.

Daryl atmete aus.
,,Wenn sie mit uns geht, sterben meine Freunde. Genau wie deine. "

Connie konnte nicht ganz folgen, also nahm Daryl ihren Notizblock und ihren Stift, und schrieb es ihr auf.

Unsere Freunde werden sterben!

Ich atmete tief aus.
Konnte sich nur um Stunden handeln.

Connie schrieb wieder etwas auf, riss die Seite aus ihrem Block und lief durch den Raum.

Wir haben Freunde.
Sie nicht.

Daryl seufzte und schaute mich an.
,,Was denkst du?"

,,Ich?", fragte ich. ,,Ich weiß sowasvon Garnichts."

,,Hm.''
,,Hm..''

Langsam legte Daryl eine Hand auf meine Schulter. Einen Moment lang sahen wir uns an, dann zog er mich in eine Umarmung. 

Ich irrte mich.

Nicht das Hand halten und über meine Gedanken reden tat gut, das hier tat gut. Inmitten der Vorbereitungen für einen möglichen Kampf, trotzdem noch das Gefühl zu haben, dass der jeweils andere nicht vergessen hat, was man einander bedeutete.

,,Ich liebe dich'', sagte Daryl leise.
,,Ich liebe dich auch. So sehr.''

Er gab mir einen Kuss auf den Kopf, und ließ dann von mir ab. 

Im Raum gegenüber von uns, hörten wir, wie eine Stimme immer lauter wurde - Lydias. Sie diskutierte mit Henry. 

Ich gab Daryl ein Zeichen mit meiner Hand, und langsam, behutsam, damit sie uns nicht hörten, liefen wir zur Tür und ich schob sie langsam auf.

,,- Das kann und wird sie nicht zulassen'', hörte ich Lydia sagen. Zu gerne hätte ich den Anfang des Gespräches mitgehört. 

,,Dann fliehen wir!'', entgegnete Henry.
,,Hör endlich auf. Es gibt keinen Ort, an dem sie uns nicht findet.''
,,Natürlich gibt es den. Lydia. Da draußen gibt es eine ganze Welt. ''

Kurz wurde es still.

,,War das gestern ernst gemeint?'', durchdrang Lydia die Stille. ,,Dass du mit mir gehen würdest?'' 

Ich zog meine Augenbrauen zusammen.

,,Ja'', sagte Henry schließlich. ,,Todernst.''

Lydia seufzte.
,,Wieso wolltest du mich holen?''

Ihre Stimme war ganz sanft geworden, ganz leise. Sie flüsterte beinahe.
,,Ich will wissen warum. Den wahren Grund.''

Henry atmete aus.
,,Weil du.. mir etwas bedeutest.''

Es wurde wieder still, und ich konnte erspähen, dass sie sich küssten. 

Daryl lief vor. Ich wollte ihn noch zurückhalten, da stand er schon vor ihnen.

,,Hey.''

Die beiden erschreckten sich, jedoch blieb Daryl ruhig.
,,Kommt jetzt. Ausschau halten.''

,,Ja'', sagte Henry beinahe panisch. ,,Sicher.''

Die beiden verließen zuerst den Raum, da sah Daryl mich an.

,,Hat mich ein wenig an die Situation im Wald erinnert. Damals, als wir uns angebrüllt haben und im nächsten Moment zusammenkamen.''

,,Wirst du jetzt weich?'', fragte ich. Daryl atmete aus.
,,Vergiss es''
,,Nein- nein! Ich find das süß.''

Leicht grinsend legte er einen Arm um meine Schulter und lief mit mir zum Aussichts-Schrägstrich-Treffpunkt.

Straight into my Heart || Daryl Dixon || PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt