Als hätten wir nie Glück

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Am Abend saß ich mit Daryl abseits von den anderen. Wir mussten wieder ohne bleibe weiterziehen. Man hatte uns erzählt dass die Kirche überrannt wurde. Und dass Abraham und die anderen wieder bei uns waren, weil Eugene gelogen hatte. Er war kein Wissenschaftler.

Ich lag gerade in Daryls Armen. Er hatte nicht viel geredet seitdem wir aus dem Krankenhaus raus waren. Er starrte nur durch die Gegend.

,,Daryl?"
,,Ja..?"
,,Es tut mir leid. Das mit Beth. Und dass ich dir nichts gesagt hab. Und dass ich dir damals hinterher gebrüllt hab dass ich dich hassen würde. Alles was passiert ist tut mir leid. Dass du Merle verloren hast. Dass du keine schöne Kindheit hattest.. Es tut mir alles so leid.."
,,Dafür kannst du nichts. Für das meiste zumindest."
,,Ich weiß. Und ich hab nachgedacht. Ich hab gemerkt wie schnell alles vorbei sein kann.."
,,Wie meinst du das?"

Ich seufzte.
,,Wir werden Eltern."

Daryl starrte mich mit großen Augen an.
,,Du behälst es?"

Langsam nickte ich. Dann fing Daryl wieder an zu weinen und zog mich näher zu sich.

,,Danke."

---
Am nächsten morgen besprachen wir die weiteren Pläne, für die Gruppe.

,,Beth wollte mit Noah nach Virginia.", sagte Rick. ,,Es ist ein langer Weg, aber wenn es klappen sollte, wäre es der letzte, den wir vor uns haben. Cassy und Daryl können dort das Kind bekommen. Wir könnten dort bleiben. Es könnte sicher sein."

,,Was ist wenn es Virginia inzwischen gar nicht mehr gibt?", fragte Glenn.
,,Dann gehen wir weiter."

Beschlossene Sache.

Glenn, Noah, Rick, Tyreese und Michonne in Auto Nummer 1, und wir, der ganze Rest, warteten auf das Zeichen nachzukommen.

,,Hey, Cassy"

Ricks Stimme hallte durch mein Walkie-talkie.

,,Ja?"
,,Wir haben die halbe Strecke hinter uns. Noch etwa 5 Meilen. Ich wollte die Reichweite testen."
,,Alles klar. Wir kommen nach sobald wir dein Ok haben.."
,,Ist vermutlich besser so. Wir checken die Lage gleich. 20 Minuten."
,,Wenn wir nichts hören, kommen wir trotzdem nach."
,,Alles klar, over."

Daryl legte einen Arm um mich.
,,Was hältst du von Jack?"
,,Was?"
,,Als Namen."
,,Daryl, wir haben Neun Monate Zeit darüber nachzudenken."
,,Ich bin aufgeregt."

Ich seufzte. ,,Hätte nie gedacht dass du dir mal um sowas Gedanken machen würdest."

,,Und ich hätte nicht gedacht dass ich mich in dich verlieben würde, aber man lernt nie aus."

,,Cassy, hörst du mich?"
,,Ja, Rick. Laut und deutlich, over."
,,Wir sind da. Hier ist nichts mehr."
,,Verdammt.. Schaut nach sachen die nützlich sein könnten, over"
,,Wird erledigt."

,,Was hat er gesagt?", fragte Abraham.
,,Es gibt dort nichts mehr."
,,Scheiße!"

Ich lehnte meinen Kopf an die Wand des Lastwagens in dem wir saßen. Das war grad das einzige, was uns Schutz gab.

,,Wir werden schon was finden", murmelte ich. ,,Irgendwann.."
,,Du kannst das Kind nicht auf offener Straße bekommen"
,,Und wenn, dann ist das so. Ich werde nicht so enden wie Judiths Mum. Nicht so.."

,,Cassy, Cassy bitte kommen!"

Ich erschrak.

,,Rick, was ist los?!"
,,Tyreese wurde gebissen! Wir haben seine Arm amputiert. Wir kommen jetzt zurück, sag Carol wir müssen den Stumpf kautorisieren und schick Carl und Sasha weg, sie müssen das nicht sehen!"

Sasha starrte uns geschockt an, Carol bereitete alles vor. So schnell wie Rick uns Bescheid gesagt hatte, es brachte nichts. Nach Zehn Minuten, die wir alle in Sorge verbrachten, teilte Rick uns mit, dass wir Tyreese verloren hatten.

Sasha weinte. Wollte mit niemandem reden. Hob sein Grab allein aus.

Als Rick und die anderen mit Ty's Leichnam wieder zurück waren, waren seine Augenlider bereits blau abgelaufen. Ein schlimmer Anblick.

,,Uns, die wir nicht auf das sichtbare starren, sondern nach dem Unsichtbarem ausblicken. Denn das Sichtbare ist vergänglich. Das unsichtbare ist ewig. Wir wissen, wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung bei Gott. Ein nicht von Menschenhand errichtetes, ewiges Haus im Himmel.''

Die selbe Rede, die Gabe gestern bei Beth hatte. Aber sie passte. Sie passte einfach.

Tyreese bekam ein Kreuz, an dem wir seine Mütze aufhingen.

Nichts war okay. Maggie trauerte um Beth, Sasha um Ty.

Wir hatten seit dem Gefängnis und der Farm nicht mehr so viele Leute auf einmal verloren.
-
Daryl, Sasha, Maggie und ich waren nach 1½ Tagen gegen Mittag weiter in den Wald rein gegangen. Auf Nahrungssuche. Wir hatten noch 60 Meilen vor uns.

Daryl wühlte die Erde auf, holte einen Wurm aus der Erde. Säuberte ihn und aß ihn schließlich.
,,Ew..",gab ich von mir.
,,Du solltest auch essen. Viel. Für das Baby", sagte Daryl ernst und hielt mir auch einen hin.
,,Ich denk nicht, dass ein Wurm das ausgleicht.."

,,Wir haben noch 2-3 Konserven im Auto.", sagte Sasha. ,,Er hat Recht. Es ist nicht gut für das Baby wenn du so wenig isst."

Ich nickte. ,,Wir müssen den anderen sagen dass wir wieder nichts gefunden haben."
-
,,Das wars mit dem Benzin. Wie beim letzten Wagen.", murrte Abraham.
,,Dann laufen wir", sagte Rick.
-
Drei Wochen waren vergangen. Kaum essen, kaum was zu trinken und die konstante Angst von Daryl, dass ich eingehe. Wir liefen gerade eine Straße entlang. Der Himmel war strahleblau. Daryl lief etwas in den Wald rein, wollte essen suchen und bestand drauf, dass ich bei den anderen blieb, weil ich dehydriert war und sowieso schon kaputt. Die Sonne prallte auf uns herab und wir schwitzten.
Hinter uns liefen nur Beißer. Sie waren langsam und weit weg, deshalb erledigten wir sie nicht.

Irgendwann lockten wir sie an den Rand einer Brücke, und schubsten sie einfach den Anhang hinunter, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, aber Sasha, die noch immer voller Schmerz und Wut war, ging auf die Beißer los, und sie auf uns. Sie hatte uns alle in Gefahr gebracht. Wir töteten die restlichen Beißer alle. Danach klapperten wir Autos ab und suchten die Umgebung nach einer bleibe ab.

Wir waren aber irgendwann so kaputt, dass wir uns an den Rand setzten und nichts Taten, bis ein Rudel Hunde auf uns zu stürmte. Wir zogen unsere Messer, da hatte Sasha schon alle erschossen.
Rick legte das Feuer, die anderen kümmerten sich um das neue.. Essen..
-
Die darauffolgenden Tage verliefen so wie die letzten:
Schwer.
Dehydriert.
Hungernd.

Straight into my Heart || Daryl Dixon || PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt