Sechs Jahre später.

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Seitdem Michonne ihren kleinen Sohn geboren hatte, sie nannte ihn RJ - kurz für Rick Junior, ritt sie manchmal zu der ehemaligen Brücke um mit Rick zu reden. Wir hatten damals keine Anhaltspunkte gefunden, die auf ihn hinweisen könnten. Als hätte er nie existiert. Es waren Sechs Jahre vergangen. Sechs Jahre ohne ein Zeichen. Sechs Jahre in denen Ezekiel und Carol offiziell ein Paar waren, Henry zu Carol 'Mum' sagen durfte. Sechs Jahre in denen Maggie sich dazu entschloss, zu Georgie zu gehen und nicht wusste, wann sie zurückkam.

Daryl und ich liefen gerade wie so oft durch den Wald. Manchmal, wenn es Zuhause nichts zu tun gab, suchten wir noch. 

,,Da'', murmelte ich und zeigte auf einen Beißer, der an einem Baum gekettet oder festgewachsen war. Ich konnte es nicht erkennen. Daryl zog sein Messer und lief auf den Beißer zu. Ein Vogel landete auf der Schulter des Beißers. Sie war schon mit Moß bewachsen. Er pickte auf der Schulter herum und flog schließlich wieder davon. Dann ließ ich von dem Beißer ab. Auf dem Baum direkt neben dem Baum mit dem Beißer war ein Vogelnest und der Vogel von eben setzte sich auf den Ast, auf dem es lag und fütterte seine Küken. Ein schöner Anblick.

,,Muss ich das jetzt als Zeichen deuten?'', murmelte ich und fasste mir an den Bauch. Ich war natürlich nicht schwanger, aber in letzter Zeit hatte ich oft an die Zeit gedacht, in der Haley klein war und hatte nachgedacht, ob ich nicht vielleicht.. Naja.

,,Schön wär's'', neckte Daryl mich und legte einen Arm um mich. 

,,Irgendwann, aber nicht jetzt'', murmelte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Wir beobachteten stumm das geschehen und liefen schließlich weiter. 

,,Auf nach Hause?'', fragte ich. ,,Vielleicht sind sie von der Jagd zurück.''

Eugene, Aaron, Rosita und Laura waren mit Judith und Haley aufgebrochen um was zu essen zu besorgen. Auch wenn Judith und Haley wirklich gut mit Waffen umgehen konnten, ich war immer ziemlich besorgt. 

Daryl nickte widerwilig.
,,Ich wollte noch ein paar Tage draußen bleiben. Nochmal alles absuchen.''
,,Ich weiß.. Es tut mir leid.

Stille.

,,Wie- wie lange willst du noch warten?'', fragte er. 
,,Was meinst du?''

Er seufzte.
,,Mit dem anderen.. Kind?''

Ich konnte nicht anders als eine Augenbraue hochzuziehen. 
,,Daryl Dixon, kannst du nicht warten?''

Er grinste. 
,,Nicht so lange.''

,,Tja, dann üb dich in Geduld.'', lachte ich. ,,Wir können uns das im Moment nicht erlauben. Ich muss kampffähig sein.''

Daryl grinste. ,,Ich weiß.''

,,Aaron an Cassy und Daryl. Cassy und Daryl bitte kommen, over.''

Ein schneller Griff zu meinem Walkie-Talkie.

,,Cassy und Daryl hören. Ist alles okay? Ist jemand verletzt?'', fragte ich.

,,Uns geht's gut. Aber Judith und Haley haben Fünf Fremde gerettet. Wir haben sie nach Alexandria gebracht. Judith und Haley haben entschieden dass diese Leute Hilfe brauchen. Der große Rat will morgen entscheiden wie wir verbleiben. Seid ihr dann vor Ort?''

Ich schluckte.
,,Wir sind auf dem Weg. Ob wir es zur Verhandlung schaffen, wissen wir noch nicht. Over und aus.''

Daryl seufzte.
,,Sie kennen die Regeln!''

Ich nickte.
,,Die Starrköpfigkeit hat Haley von dir und Judith hat sie definitiv von Rick.''

Er brummte. 
,,Kann sein. Aber Haleys Eltern sind beide stur'', lachte er. Ich grinste. ,,Aber das meiste hat sie von ihrem Vater.''

Sanft boxte er in meine Schulter.
,,Idiotin''

,,Hey ich hab eine Idee'', sagte ich. ,,Wie wär's wenn ich zur Versammlung gehe, und du kommst in ein paar Tagen nach? Dann hast du nochmal Zeit überall zu schauen und ich kann Haley 'ne Standpredigt halten.''

Langsam nickte er und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. 
,,Pass auf dich auf.''

,,Du auch. Wir sprechen uns über walkie talkie.''

Daryl nickte und wir liefen in zwei verschiedene Richtungen. Der Weg war lang und es gab nichts interessantes außer zwei, Drei Beißer.

Am Tor von Alexandria machte Michonne auf. Wir umarmten uns.

,,Daryl?", fragte sie.
,,Kommt nach. Ich bin hier für die Verhandlung und werd auch seine Stimme vertreten. Also zählt meine dann quasi doppelt."

Sie nickte und wir liefen durch das Tor. Direkt kamen Hund und Haley auf mich zu.

,,Mum!", rief Haley und Hund unterstrich das ganze nochmal mit einem lauten Bellen.

,,Hey!"; rief ich und umarmte Haley, bevor Hund mich zu Boden warf und mir quer durchs Gesicht leckte.

,,Ja, ich hab dich auch vermisst", lachte ich und klopfte ihm auf die Seite, bevor ich mich vor Haley hockte und sie ernst ansah.

,,Ich weiß", murmelte sie. ,,Aber sie haben hilfe gebraucht. Judith und ich, wir haben sie gerettet."

,,Und die anderen?", fragte ich. ,,Wo waren die?"

Haley schluckte. ,,Wir sind vorraus gelaufen."

Ich zog meine Augenbrauen hoch.
,,Haley. Wir haben das bereits mehrmals besprochen. Ich kann dich nicht mit den anderen mitgehen lassen wenn ich nicht sicher sein kann dass du in der Nähe bleibst."

Haley senkte ihren Kopf.
,,Es tut mir leid. Gib mir noch eine Chance. Bitte."

Ich seufzte.
,,Eine einzige."

Jetzt strahlte sie wieder und umarmte mich.
,,Danke!"

Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und wand mich Michonne zu.

,,Wo sind sie?"

,,Eingesperrt. Morgen sind die Verhandlungen. Sie haben ihre Waffen freiwillig abgegeben."

,,Gut, ich will sie sehen. Haley, geh du doch bitte zu Judith und mach deine Hausaufgaben mit ihr, ja?"

Haley nickte. Michonne und ich liefen los.

,,Komm mein Junge", lotste ich Hund hinter mir her. Er folgte.

Wir liefen zu einem freien Haus, wo die fünf fremden offenbar untergebracht wurden und Michonne schloss auf. Direkt stellten sich die Fünf auf. Ein dickerer Mann, eine asiatische Frau, eine blonde mit tattoos am Arm und zwei Frauen, beide mit dunkler Haut, eine mit kurzen Haaren, eine mit lockigen Haaren.

,,Das ist Cassy Dixon. Sie und ihr Mann sind Teil der Verhandlung morgen. Sie wird ihn ebenfalls vertreten."

Der Mann trat vor.

,,Bitte, wir sind gute Menschen. Wir können helfen das hier alles aufzubauen. Mein Name ist Luke, das sind Kelly, Yumiko, Magna und Connie."

Kelly übersetzte Connie alles auf Gebärdensprache.

,,Ist sie Taub?", fragte ich. Kelly nickte.
,,Sie ganz. Ich kann noch etwas hören. Wir sind Geschwister."

Ich zeigte Connie meinen Namen in Zeichensprache.

,,Du kannst das?", fragte Michonne. Ich nickte. ,,Mein Onkel war taubstumm."

Langsam lief ich um die neue Gruppe herum.

,,Sind sie wirklich sauber?"

Michonne nickte.
,,Eugene meinte zu mir dass sie ausreichend kontrolliert wurden."

Luke starrte Hund an.
,,Darf- Darf ich ihn anfassen?"

Zögernd nickte ich. Er scheinte wirklich okay, aber den anderen traute ich nicht wirklich.

,,Gut.", murmelte ich. ,,Ihr werdet morgen zu der Verhandlung abgeholt. Komm, Hund."

Mit diesen Worten verließ ich das Haus, gefolgt von Hund und Michonne.

,,Was meinst du?", fragte sie.

,,Ich will's nicht riskieren. Aber im Endeffekt ist es nicht allein unsere Entscheidung. Aber so wie ich die anderen kenne, werden sie zum wohl aller entscheiden.''

Michonne nickte. 

Straight into my Heart || Daryl Dixon || PausiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt