K A P I T E L 19

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Eigentlich dachte Mila sie würde sich freuen als sie erfuhr, dass Emmett endlich wieder da war. Doch das Gegenteil war der Fall, sie fühlte sich unwohl. Am nächsten Morgen schlief sie länger als gewohnt und als sie die Küche betrat blieb sie überrascht stehen. Sofort stoppte die Konversation der Cullen Geschwister und alle Augen richteten sich auf die Brünette. "Du bist wieder da.", lächelte sie als sie Emmett zwischen Jasper und Alice entdeckte. Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen als er desinteressiert nickte, sie nicht mal ansah. "Möchtest du etwas essen? Esme hat dir heute früh einen Obstsalat gemacht, sie wusste nicht wann du aufstehst.", Rosalie lächelte  und sie nickte zögernd. Irgendetwas stimmte nicht und sie war sich ziemlich sicher, dass es mit ihrem Onkel zu tun hatte. Alles wirkte so bedrückte und das plötzliche Ende ihrer Unterhaltung beschwerte ihren Verdachte. "Hier.", dankend nahm sie Rosalie die Schüssel ab und setzte sich an die Theke. "Was hast du heute vor?", Alice versuchte als erste die unangenehme Stille zu unterbrechen. "Nicht viel, ich wollte nachher mit Emily und Leah nach Port Angeles, da läuft ein neuer Film. Ich hab sie gestern Abend gefragt, Seth und ich haben das Plakat in LaPush gesehen. Vielleicht gehen wir auch noch Essen, mal sehen,", antworte sie freudig. Emmett Stuhl quietschte als er ruckartig aufstand und aus dem Raum verschwand. "D-das hört sich doch gut an, ihr werdet bestimmt Spaß haben.", Alice stolperte über ihre eigenen Worte, überrascht durch das plötzliche Verschwinden ihres Bruders. "Wenn du Hilfe bei deinem Outfit brauchst sag bescheid.", sie streichelte über Milas Hand und folgte dann mit Jasper Emmett. 
"Was ist los?", richtete sich Mila an Rosalie. "Ich dachte er braucht ein paar Tage damit er wieder gut gelaunt ist und nicht genauso zurück kommt.", sie stocherte in ihrem Essen, der Start in den Tag war bereits grauenvoll. "Ich meine ich habe nicht erwartet, dass er wieder kommt und vor Freude durchs Haus springt, aber....", sie ließ ihre Aussage im Raum stehen. Eigentlich wollte sie Rose und Alice von gestern erzählen. Jetzt hatte sie das Gefühl, dass sie nicht mal das Wort Reservat aussprechen durfte. "Es ist nicht immer so einfach Mila. Er will nur das beste für dich.", selbst Rosalie hatte mittlerweile Schwierigkeiten die Taten ihres Mannes zu rechtfertigen, allen voran weil sie merken wie negative es Mila beeinflusste. "Ich weiß... aber er kann doch mit mir reden.", murmelte sie. "Ich könnte ihn viel bessere verstehen.", fügte sie hinzu. Eigentlich war sie es gewohnt, dass sie ihm alles erzählen konnte und er ihr. Er war immer offen und ehrlich zu ihr gewesen, zumindest bevor sie nach Forks gekommen war. "Lass ihm etwas Zeit.", beruhigend streichelte Rosalie ihr über den Arm, wusste nicht was sie weiter sagen konnte. "Ich hoffe du hattest gestern einen schönen Tag." Der Themenwechsel war offensichtlich, doch Mila wusste weiter würde sie mit der Unterhaltung nicht kommen. "Ja es war wirklich schön.", Mila nickte und Rosalie war beruhig als sich ein kleines Lächeln über Milas Gesicht zog. "Du kannst nachher wieder meinen Wagen nehmen wenn du möchtest.", ihre Finger fuhren durch die Haare der Brünetten, strichen sie ihr aus dem Gesicht. "Danke. Ich geh dann mal nach oben-" - "Ich mach schon.", Mila richtete sich auf und sofort nahm ihr Rosalie die Schüssel ab. "Ruh dich vielleicht noch ein bisschen aus, wenn etwas ist sag mir bescheid.", sie nickte. "Danke Rose.", die Blondine lächelte ihr zu und beobachtete wie Mila ins höher Stockwerk verschwand. Seufzend reinigte sie die Schüssel und das Besteck, räumte beides anschließend in die vorgesehen Schränke und Schubladen. Sie konnte bereits hören wie Jasper draußen versuchte auf ihren Ehemann einzureden. Alices Stimme ging beinah unter und sie hoffte Mila würde wirklich noch einmal etwas schlafen damit sie nichts mitbekam. Sie war sich nicht sicher ob Emmett eine vernünftige Lautstärke beibehalten würde.

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"Ihr habt sie also wirklich wieder zu ihnen gelassen?" - "Emmett...", doch er ließ sich nicht unterbrechen, schlug stattdessen auf den Tisch und ließ ihn gefährlich knacken. "Wieso habt ihr sie wieder zu ihnen gelassen!", die Adern an seinem Hals traten hervor und selbst Rosalie zuckte überrascht zurück. "Ich erzähle euch, dass ich sie beschützen will und ihr lasst sie wieder zu ihnen! Lasst sich quer durch das Reservat wandern!" Rosalie hatte erst vor wenigen Minuten nach Mila gesehen, diese lag schlafend in ihrem Bett und sollte nichts von dem Streit einige Etagen tiefer mitbekommen. "Wie hätten wir es ihr erklären sollen? Sie wollte zu ihren Freunden, daran ist nichts auszusetzen.", Alice wusste, egal wie sie es erklären würden, wäre es falsch. "Außerdem verlässt Mila nur wegen ihnen freiwillig das Haus. Nachdem du fort warst, haben selbst wir es nur mit Mühe geschafft.", Jasper unterstützte die Aussage seine Frau, doch sein Bruder begann zu zittern. "Mila nähert sich dem Reservat nicht mehr, ich erlaube es nicht. Und ich erwarte, dass ihr mich dabei unterstützt. Sie haben ihr schon genug Leid zugefügt.", seine Stimme war erzwungen ruhig, als hätte er Mühe dabei sie auf einer normalen Lautstärke zu halten. Er wusste wie sehr seine Familie Mila ins Herz geschlossen hatte und wie schnell sie nachgaben wenn die Brünette um etwas bat.  "Dann sag mir wie wir es ihr erklären sollen.", überrascht drehten sich alle Köpfe zu Rosalie. "Sag mir wie ich es ihr verbieten soll zu Seth oder Emily zu fahren, wenn sie jedes Mal mit dem größten Lächeln auf ihrem Gesicht wiederkommt. Sie ist nicht dumm Emmett, dass weißt du selbst. Sie wird anfangen fragen zu stellen und was willst du ihr dann sagen?", sein Mund öffnete sich und doch verblieb er still. "Sie wird keinen Kontakt mehr ins Reservat haben, dass ist mein letzt-" - "Emmett.", Jasper unterbrach ihn, doch leider zu spät. Alice Blick wurde weicher, Rosalie und Emmett drehten sich alarmiert um. 
"Was ist dein Problem?", verständnislos sah Mila Emmett von der Treppe aus an. Es hatte nicht lange gedauert bis sie durch die Streitigkeiten wach geworden war. Erst versuchte sie es zu ignorieren, wälzte sich müden in ihrem Bett. Doch als sie ihren Namen hörte war sie schlagartig wach, schlug ihre Decke beiseite und schlich nach unten. Eigentlich wollte sie nur hören worum es ging, doch die Wortwahl und Uneinsichtigkeit ihres Onkels ließ etwas in ihr auflodern.
"Ich will nur-" - "Wenn du jetzt wieder sagst, du willst auch mich aufpassen oder mich beschützen, dann hör direkt auf. Hör auf mir den waren Grund zu verheimlich und alles auf andere zu schieben.", sein Kiefer spannte sich an. Mila ließ sich von seiner Lautstärke nicht einschüchtern und auch wenn sie Konflikte gerne vermied, war sie es leid unter seinen Launen zu leiden. "Ich hab mir die ganze Zeit Sorgen um dich gemacht, hab mir Vorwürfe gemacht, dass du wegen mir verschwunden bist. Dabei bist du einfach nur viel zu sehr auf Sachen fixiert die bereits in der Vergangenheit liegen. Wenn ich Menschen verzeihen kann, kannst du es auch. Vor allem wenn es dich nicht mal betrifft." Sie hasst, dass er immer wieder die Unannehmlichkeit zwischen ihr und Sam erwähnen musste. Sie atmete angestrengt aus, zwar hatte sie endlich ausgesprochen was sie dachte, aber sie hasste Streit. Allen voran Streit mit Emmett. Mit ihm war alles unbeschwert und lustig, eigentlich. "Ich fühle mich wohl bei ihnen und auch sie können auf mich aufpassen, was dir ja anscheinend so wichtig ist.", spottete sie. "Also was ist so schlimm daran wenn ich Freunde finde? Ihr kennt sie sogar, wären sie so schlimm, hätte weder Edwards noch Bella sie auf die Hochzeit eingeladen.", versuchte Mila zu argumentieren. Angesäuerte biss sich Emmett auf die Wange, langsam gingen ihm Gründe für sein Handeln aus. Gründe die Mila glauben und zufriedenstellen würde. Er hatte bereits gemerkt, dass sie ihm nicht mehr alles glaubte, doch er dachte er hätte mehr Zeit. Rosalie hatte Recht behalten.
"Kannst du wenigstens etwas sagen?", er sah sie einfach nur an, nicht wie sonst mit einem Lächeln auf den Lippen. Nein, seine Augen fixierten sie zu einem Punkt an dem sie versuchte seinem Blick auszuweichen. Und ihm war bewusst, dass diese Art wie er handelte nicht die richtige war, doch ihm blieb keine andere Wahl. "Ich will nicht, dass du dich mit Leuten aus dem Reservat triffst.", antworte er monoton und sie hätte sich am liebsten laut aufgeschrien. "Hast du überhaupt irgendetwas gehört von dem was ich gerade gesagt habe?" - "Habe ich, trotzdem bleibt es dabei.", er verschränkte die Arme vor der Brust. "Du kannst es mir nicht verbieten! Rose-" - "Du brauchst weder auf Rose noch Alice zu hoffen. Du bist meine Nicht, nicht ihre. Und wenn ihr dir sage, dass du dich nicht mehr ins Reservat begibst, dann findest du dich damit ab." Rosalie, Jasper und Alice hätten den Atem angehalten wären sie dazu fähig, als Mila nicht sofort antworte. "Du kannst es mir nicht verbieten.", so selbstbewusst sie ihm zuvor die Stirn geboten hatte, so leise murmelte sie jetzt ihre Worte. "Ich kann es und ich werde es.", ihre Augen wurden glasig und er bereute seine Worte. Aber er konnte nicht nachgeben, es war zu ihrem besten, dass versuchte er sich zumindest selbst einzureden.
"Ich hasse es wenn du so bist.", murmelte sie. Tränen schimmerten in ihren Augen und als sie sich drückte an ihm vorbei drückte vielen die ersten. "Wo willst du hin?" - "Weg von dir.", nicht nur Rosalies Brust zog sich schmerzhaft zusammen als sie Milas brüchige Stimme hörte. "Mila!", Emmett lief ihr hinterher und seine Geschwister folgten den beiden. "Mila komm sofort wieder rein.", sie blieben in der Haustür stehen und beobachteten die Szene vor sich. Mila hatte sich in kürzester Zeit ihre Jacke und Rosalies Schlüssel geschnappt. Doch Emmett blockierte ihren weiteren Weg zu dem Wagen. "Lass mich durch- ah.", Mila hatte versucht an Emmett vorbei zu kommen, dabei packte er sie grober als gewollt am Arm. Als sie vor Schmerzen zischte ließ er erschrocken von ihr ab. Als hätte sie ihn aus seiner Trance befreit versuchte er erneut nach ihr zu greifen, doch sie wich zurück. "Lass mich in Ruhe, bitte.", alles in ihm zog sich zusammen bei Milas Anblick. Ihre Wangen und Augen waren errötet, die Tränen zogen sich über ihr Gesicht. "Ich schreib Rose wenn ich ankomme und geh ran wenn sie mich anruft. Aber ich kann nicht hier bleiben.", sie sah hinter Emmett und ignorierte den flehenden Blick der Geschwister. Emmett war wie betäubt, unternahm nichts als Mila in den Wagen stieg und davon fuhr.

Bis(s) sie die Wahrheit kennt | Seth ClearwaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt