K A P I T E L 38 [flashback]

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"Emmett.", lachend versuchte sich Mila vor ihrem Onkel zu retten. "Ich bin wirklich wieder gesund, hör bitte auf mir Tee einflößen zu wollen." Sie stand genau gegenüber des dunkelhaarigen an der Kücheninsel. "Man kann nie wissen, trink lieber einen zu viel als zu wenig.", erwiderte er und zog mit etwas zu viel Schwung den Tee aus der Packung. Was zur Folge hatte, dass sich alles auf der Platte verteilte. Anstatt diese wieder zusammen zu räumen, hob er sie alle hoch und schwang sie belustigt herum. "Emmett packst du bitte die Teebeutel weg.", tadelnd musterte Esme ihren Sohn der ertappt in seiner Bewegung stoppte Bevor er sich rechtfertigen konnte, mischten sich noch mehr Mitglieder seiner Familien ein.
"Außerdem hörst du dich an als würdest du Mila zum Trinken bewegen wollen.", mischte sich Alice ein welche die Treppe hinauf lief, dicht gefolgt von Jasper. "Und nicht zum Tee trinken.", setzt er belustigt hinterher.
"Erst wenn sie alt genug ist.", erwiderte Emmett grinsend. "Und dann natürlich nur unter Aufsicht.", setzte er hinterher. "Also willst du mit Mila die Discotheken unsicher machen?", hinterfragte Alice dann amüsiert. "Bist du da nicht etwas zu alt für?", fragte Jasper sofort und selbst Mila begann zu lachen. "Hast du mich gerade alt genannt?", hinterfragte Emmett dann schon fast beleidigt. "Du bist alt.", erwiderte Jasper schlicht. "Ganz so Unrecht hat er nicht, du bist schließlich schon ein Onkel.", pflichtete ihm Alice bei. Der dunkelhaarige erwiderte nichts, blinzelte nur perplex. Und Mila hatte Mühe ihr Lachen zurück zu halten. Sie presste ihre Lippen aufeinander, auch wenn das Schauspiel vor ihr wirklich amüsant war.
"Ich wollte der Kleinen einen Tee machen und mich hier nicht als alt bezeichnen lassen.", murrte Emmett. "Außerdem sind wir alle im gleichen Alter!", setzte er dann hinterher, als wäre es im gerade erst wieder eingefallen. "Natürlich sind wir im gleichen Alter.", pflichtete Alice dem dunkelhaarigen bei. Dieser grinste zufrieden und widmete sich erneut seinem eigentlichen Vorhaben Mila von einem heißen Getränk zu überzeugen. "Aber niemand von uns ist so alt, dass er bereits eine Nichte hat.", Jasper Worte ließen Milas Bemühungen dann komplett einbrechen. Nicht nur sie lachte auf, Esme tat dies ebenfalls. Jasper und Alice grinsten breit und stolz, während sich Emmett dramatisch auf der Kücheninsel abstützte.

"Worüber lacht ihr alle?" - "Wollen wir vielleicht noch Carlisle holen? Dann haben sich alle über mich lustig gemacht nur weil ich ein guter Onkel sein will!" Rosalie sah überrascht zu ihrem Mann als dieser die Hände beleidigt vor der Brust verschränkte. Natürlich hatte sie bereits gehört worüber gesprochen wurde, trotzdem wollte sie sich es nicht entgehen lassen mit anzusehen. Niemand erwiderte etwas bis Emmett das Gesicht verzog. "Das klang jetzt wirklich alt, oder?", fragte er dann und Mila schmunzelte. "Ein bisschen vielleicht.", antwortete sie. "Einsicht ist besser als Nachsicht Bruder.", natürlich musste Jasper weiter sticheln, konnte es sich nicht nehmen lassen Emmett erneut zu ärgern.
"Ich glaube-", Mila räusperte sich. "Ich denke ein Tee wäre doch ganz gut, ich glaub mein Hals kratzt noch etwas." Sie log, dass war unglaublich offensichtlich. Aber Emmett ließ dies unkommentiert und grinste stattdessen triumphieren. "Ein Tee für die Kleine, kommt sofort." Schmunzelnd legte Rosalie ihre Hand auf Milas Schulter und sie beobachteten wie Emmett das Wasser zum kochen brachte und eine Tasse aus dem Schrank holte. "Zucker? Honig?", fragte er dann und spätestens jetzt hatten alle anderen Anwesend Mühe nicht erneut zu lachen. "Etwas Honig bitte.", erwiderte Mila lächelnd.

Mit ihrem Tee in der Hand machte sich Mila einige Minuten später auf den Weg in ihr Zimmer. "Schlaf aber nicht wieder beim lesen ein, sonst-", begann Emmett wurde aber von seiner Nichte unterbrochen. "Ja Onkel Emmett.", erwiderte sie ohne stehen zu bleiben. Als sie in ihrem Zimmer verschwand konnte sie die anderen Lachen hören. Die dampfende Tasse stellte sie auf ihrem Nachttisch ab und griff nach dem Buch was sie unbedingt beenden wollte. Doch als ihr Handy aufleuchtete, schien die Lektüre plötzlich nebensächlich. Natürlich war es Seth der nachfragte wie es ihr ging. Mila wollte endlich wieder ins Reservat, wollte Emily und die anderen wiedersehen und allen voran Seth. Sie vermisste ihn. Und an diesem Abend schlief sie ein, mit ihrem Handy neben sich bevor sie die Nachricht an den Quileute Jungen absenden konnte. Nicht wissend, wie lange sie sich nach dieser Nacht nicht mehr sehen würde.

-

Mila träumte schlecht, so wie sie es in letzter Zeit immer wieder tat.
Manchmal passiert es, dass man Traum und Realität verwechselt, schlaftrunken nichts außergewöhnliches. Wie wenn man denkt etwas zu sehen und beim zweiten Mal bemerkt man, dass einem sein Gehirn nur einen Streich gespielt hat. Immer häufiger verfolgten sie rote Augen wenn sie schlief, ließ sie meistens panisch aufwachen. Sekunden später froh zu realisieren, dass das ganze nur ein Traum war. Wieder öffnete sie schlaftrunken ihre Augen und sah diese roten Augen. Doch heute schien das Glück nicht auf ihrer Seite zu sein, der vermeidliche Traum wurde Realität.

Rote Augen leuchteten ihr nicht mehr aus der Ecke ihres Zimmers entgegen sondern schwebten plötzlich über ihr. Mila erkannte sie in der gleichen Sekunde wieder, als sie seine Hand über ihren Mund legte. Mit so viel Kraft, dass sie für einen Moment dachte er würde ihren Kiefer brechen. Sie wirkte wie gelähmt als sich ihre Augen endlich richtig fokussierten konnten und an die Dunkelheit anpassten. Der gleiche Man, die gleiche Person, das gleiche Etwas was Mila vor Monaten angegriffen hatte als sie allein zuhause war. Er sah haar genauso aus wie bei ihrem ersten Aufeinander Treffen. Sie hatte alle Erinnerungen an diese Nacht in den hintersten Teil ihres Gedächtnis verbannt und nun schien alles erneut auf sie einzubrechen.
Er drückte seinen Zeigefinger gegen seine Lippen, wollte keinen Laut von ihr Hören. Sie hatte Mühe zu atmen, würde nicht mal wenn sie es versuchen würde einen Mucks von sich geben können. Sein Blick fixierte sie, durchbohrte ihre Gestalt regelrecht, während sich ihre Hände panisch in ihre Decke krallten. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie es in ihren Ohren rauschen hören konnte.
Es würde ihr Ende sein, sie war sich sicher. Wie hoch war die Chance noch mal so etwas zu überstehen? Sie hatte keine Möglichkeit zu entkommen oder sich zu wehren. Abgesehen davon, ob sie dies überhaupt könnte. Tränen brannten in ihren Augen und ließen ihre Sicht verschwimmen. Als sich die Tränen über ihre Wangen ergossen, schnellte seine freie Hand hervor. Schon fast vorsichtig wischte er die Nässe von ihrer Haut, seine eigene so kalt, dass sie alle Haare an ihrem Körper aufstellten. Er führte sie nassen Finger zu seinen Lippen und seine Mimik wirkte so als wären Milas Tränen eine Delikatesse. Interessiert musterte er sie erneut, legte seinen Kopf schief und wieder lief ein widerliche Schauer ihren Rücken herunter.
Innerhalb von wenigen Moment verändert sich sein Gesicht und seine Augen wurden dunkler und als er seinen Mund öffnete wieteten sich Milas Augen. Als sich seine Zähne in ihre Haut rammten und ihr Blut seine Lippen benetzte, rutschte seine Hand von ihrem Mund. Der Schmerz war schlimmer als alles was sie jemals gespürt hatte. Es brannte, als würde sie von Innen verbrennen. Als stünde ihre ganze Haut in Flammen. Als Mila zum ersten Mal wieder frei atmen konnte verließ Sekunden später ein Schrei ihre Lippen. Ein Schrei hatte genügt und sie spürte wie die Person von ihr gerissen wurde. Wie seine Zähne über ihren Hals und auch ihre Schultern kratzen, bevor sie diese nicht mehr spürte.

"Nicht hier! Schafft ihn raus!" Reines Chaos nahm seinen Lauf. Schreie der Verzweiflung und Wut mischte sich und gingen unter als das Pochen in Milas Ohren immer lauter wurde. Sie wollte aufstehen, weglaufen, irgendetwas tun. Aber ihr Körper schien ihr nicht mehr zu gehorchen.
"Mila? Mila!", mehrere Stimmen riefen ihren Namen. Aber ihr Kopf schien wie in Watte gepackt und es war ihr nicht möglich die Stimme zu identifizieren. Ihre Augen wurden immer schwerer, ihre Sicht verschwamm immer mehr als sich jemand erneut über sie beugte. Sie erkannte nur lange Haare, war es Esme oder Rosalie? Alles schien immer dunkler zu werden egal wie weit sie ihre Augen öffnete. Hände legten sich um ihre Wange, aber die Kälte welche von ihnen ausging wehrte nicht lange bis ein Taubheitsgefühl immer mehr Überhand nahm.
"Mila sieh mich an, bitte.", erneut eine andere Stimme. Oder war es doch die gleiche wie zuvor?
Alle Sinne des Mädchens schienen nach einander zu verstummen, bis sie irgendwann von der Dunkelheit übermannt wurde.

Bis(s) sie die Wahrheit kennt | Seth ClearwaterWhere stories live. Discover now