K A P I T E L 24

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"Alles in Ordnung? Du wirkst etwas abwesend.", Emily war eine ziemlich aufmerksam und einfühlsame Person, allen voran bei ihren engen Freunden und Familie. Das Mila etwas neben der Spur zu sein schien war jedoch ziemlich offensichtlich. Immer wieder wog sie etwas falsch ab oder schüttete beinah die falschen Zutaten zusammen. Sie und Emily wollten heute wieder einige neue Rezepte ausprobieren, doch nichts schien klappen zu wollen. "Ja alles in Ordnung. Ich hab einfach nicht gut geschlafen.", murmelte die jüngere und tippte etwas mehr von dem Mehl in die Schüssel. Es war eine glatte Lüge, sie schlief so gut wie gar nicht mehr. Die Alpträume waren immer wiederkehrender. Und eine großzügige Menge Makeup verdreckte die Schatten unter ihren Augen. Genau dies schien die Antwort auf Jaspers unausgesprochene Frage. Zwar wirkte Mila glücklich, doch irgendetwas hing wie ein folgender Schatten über ihr.  Jedoch entging auch ihm, dass Mila wusste wie sie ihren mangelnden Schlaf verstecken konnte.
"Wirklich? Wir können auch aufhören und du legst dich etwas hin." - "Nein, wirklich. Es ist in Ordnung. Außerdem wollten wir doch endlich deine neuen Rezepte ausprobieren." Emily ließ es auf sich beruhen und nahm den Themenwechsel hin. Doch ihre wachsamen Augen verließen Mila nicht. Von diesem Moment an gab sich Mila mehr Mühe, versuchte wenige Fehler zu machen. Und spätestens als das Pack lauthals das Haus betrat war das Thema vergessen. Während Sam sofort Emily begrüßte lief Seth geradewegs auf Mila zu. Legte seine Hände um ihre Taille und drückte seine Lippen gegen ihre Wange. Schmunzelnd drehte sie ihren Kopf und verband ihre Lippen zu einem richtigen Kuss. Beide waren immer noch ziemlich schüchtern, zumindest vor den anderen. Den meistens blieben solche Gesten nicht unkommentiert, genau wie heute. "Meine armen jungfräulichen Augen.", dramatisch schlug Jared seine Hände vors Gesicht und brachte seine Brüder zum lachen. "Wirklich ihr beiden, hier sind noch Kinder anwesend.", stimmte Embry zu und hielt seine Hand vor Quils Augen, lachend schlug dieser nach seinem besten Freund. "Ihr könnt die beiden auch nicht in Ruhe lassen, oder?", murmelte Leah und lächelte Mila zu. "Nur weil du schon abgehärtet bist was die beiden angeht bedeutete es nicht, dass wir es auch ertragen können.", erwiderte Paul. "Oh bitte. Mum lässt die beiden nur in einem Zimmer wenn die Tür offen ist.", wunk die ältere Clearwater ab. Mrs Clearwater war begeistert als sie Seht und Mila das erste Mal erwischt hatte, eine ganz andere Reaktion als man es von einer Mutter erwarten würde.

"Nicht schon wieder.", Mila versuchte ihre Mimik neutral zu halten, doch Seths Gesichtsausdruck ließ ihre Fassade bröckeln. "Sie waren so lecker, dass ich wieder mehr wollte?", seine Worte waren mehr eine Frage als eine Aussage. "Nicht mal bei dir zuhause kann man in Ruhe backen. Wie hält Emily euch eigentlich immer aus?", fragte Mila und warf einen Blick in die Schüssel, doch es war nichts mehr zu retten. Wie schon einmal hatte Seth viel zu viel Zutaten abgewogen und aus einer normalen Portion wurde die doppele Menge. "Du wolltest deiner Mum ein paar ihrer lieblings Kekse machen und sie nicht mit einer Tonne davon erschlagen." - "Aber sie würde Billy sowieso welche vorbei bringen, jetzt kann sie auch Charlie welche abgeben.", versuchte er es erneut. "Und beim nächsten Mal willst du ganz LaPush und Forks versorgen oder wie hattest du dir das gedacht?", stichelte Mila. Wider verzog Seth sein Gesicht und schob seine Unterlippe hervor. "Oh jetzt schau nicht so, dann musst du den Teig wieder umrühren. Und wehe du beschwerst dich darüber.", erwiderte sie und deutete auf die Zutaten welche sie eigentlich beiseite gestellt hatte um sie wegzuräumen. "Geht klar!", er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und schmunzelnd beobachtete Mila ihn beim backen. Hätten sie dies auch ganz normal bei Emily machen können? Mit Sicherheit. Doch zum einen wäre so das Gebäck durch seine Freunde in Gefahr gewesen und zum anderen konnte er so Zeit alleine mit Mila verbringen. Wäre Jared anwesend so würde er vermutlich wieder ziemlich laut von Welpenliebe reden. Dieser Begriff passte ziemlich gut auf die beiden jüngeren. Schneller als gedacht hatte Seth den Teig vermischt und war nun bereit diesen auf die vielen Backbleche zu befördern. "Wir müssen aber aufpassen, dass werden mit Sicherheit mehrere Ladungen. Wir haben nicht genug Bleche um alles auf einmal zu machen.", merkte Mila an nachdem sie beide Blecke mit Backpapier vor Seht platziert hatte. "Geht klar.", wiederholte Seht und lachend stoppte Mila seine euphorische Bewegung. "Mit zwei kleinen Löffeln Seth, nicht mit der riesen Kelle. Außer du möchtest, das ein Keks so groß wie das ganze Blech ist.", Mila kicherte. "Du verbringst wirklich zu viel Zeit mit den anderen.", grummelte der schwarzhaarige. "Ich verbringe hauptsächlich Zeit mir dir, die anderen sind nebensächlich.", erwiderte Mila, jedoch nicht so leise wie sie es vorhergesehen hatte. Grinsend drehte Seth seinen Kopf zu ihr und Milas Wangen erröteten. "Zu laut?", flüsterte sie dann und schmunzelnd nickte Seth. "Ein wenig.", erwiderte er. Beide rückten immer näher aneinander, ihr eigentliches Vorhaben längst vergessen. Seth machte wie so oft den ersten Schritt und streichelte vorsichtig über Milas Wange. Diese schloss für einen Moment die Augen und Seth könnte schwören, dass ihre Augen jedes weiter Mal wenn er in sie sah noch schöner leuchteten. Ihre Lippen berührten sich endlich und Mila suchte Halt in seinem Oberteil, während Seths andere Hand auf ihrer Taille ruhte. Doch die Zweisamkeit und vor allem dieser Moment war ihnen nicht gegönnt. Seht war bereit seine große Schwester anzumeckern wieso sie störte- doch die Worte blieben ihm im Hals stecken.
Natürlich stand nicht nur Seths Mum plötzlich vor ihnen,nein. Auch Mrs Young, Claires Mutter kam neben ihr zum stehen. "Stören wir?", sie grinste so breit, dass Seht schon fast Angst bekam. "Hallo Mum." - "Hallo Sue.", erwiderten die beiden schüchtern, immer noch eng beieinander. Verlegen ließen sie voneinander ab und warteten auf die Reaktion der beiden Frauen. "Ich habe es dir doch gesagt!", kam es dann begeistert von Mrs. Clearwater und die beiden Teenager verstanden nichts mehr. "Ich hätte es mir denken sollen, aber Claire erfindet so gerne Dinge.", erwiderte Mrs. Young. "Wir wollten eigentlich nur kurz meine Jacke holen, dann sind wir wieder weg.", immer noch irritiert antwortend weder Mia noch Seth seiner Mutter. Währenddessen hatte diese das besagte Kleidungsstück mit einem schnellen Handgriff von der Garderobe gezogen und begab sich bereits wieder zur Tür. "Deine Tür bleibt trotzdem offen junge Mann.", rief sie dann als sie durch die Tür trat und Seth kratzte sich unbehaglich im Nacken. "Und Seth?", sie drehte sich ein letzte Mal um. "Hast du gut gemacht, pass ja auf sie auf. Bis zum nächsten Mal Mila.", schon verschwand sie und schloss die Tür hinter sich. Mila konnte gerade noch ein "Wiedersehen Sue.", rufen bevor sie begann zu lachen. Sehts Kopf glich immer mehr einer Tomate, peinlich berührt vergrub er sein Gesicht hinter seinen Händen. "Wie unangenehm.", jammerte er, doch Mila befreite immer noch lachend sein Gesicht von seinen Händen. "Das war doch halb so schlimm.", schmunzelte sie. "Findest du?", fragte er, konnte sich selbst nicht davon abhalten leicht zu lachen. "Mhm.", grinsend nickte Mila und verschränkte ihre Hände in seinem Nacken. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und Seth schloss bereits seine Augen, wartete auf das Gefühl von ihren Lippen auf seinen. "Aber wir haben ein Problem, die Küche hat keine Tür.", perplex öffnete er die Augen und lachend ließ Mila von ihm ab. "Na warte.", schon waren die Kekse vergessen und Seth lief einer lachenden Mila hinterher.

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"Edward hat mit mir geredet.", brach Mila dann das Thema an was sie eigentlich so irritiert. Die Ankunft der anderen hatte sie abgelenkt, aber auch nur solange bis sie nichts mehr zu tun hatte. Das Pack unterhielt sich angeregt über irgendwelche Themen und das Gebäck war entweder im Ofen oder bereits am abkühlen. "Zumindest hat er es versucht.", fügte sie hinzu und stellte die abgetrocknete Schüssel beiseite. Sofort hörten alle Anwesenden dem Gespräch zu. Auch wenn Mila leise sprach und sie so eigentlich nur Emily hören konnte, wusste sie natürlich nicht darüber bescheid welch ein gutes Gehör das Pack hatte. Sam mahnender Blick traf die Gestaltenwandler, doch selbst er konnte nicht anders als zuzuhören. Und von außen machten sie wirklich gute Arbeit, sie redeten ganz normal weiter, ließen sich nichts anmerken. Lediglich Jacob und Leahs Gesichter wirkten leicht angesäuert bei dem Namen des Vampires. Emily blendete völlig aus, dass sie nicht alleine Milas Worten lauschte. Viel mehr war sie darauf konzentriert, dass sich Mila ihre Sorgen von der Seele reden konnte. "Ich könnte dir nicht mal sagen was es ist, aber irgendwie-", Mila versuchte die richtigen Worte zu finden ohne, dass sie zu harsch wirkte. "Ich kann mit ihm einfach nichts anfangen, weißt du? Allein seine Anwesenheit ist mir unangenehm.", Emily nickte verstehend, während Jared grinsend die Augenbrauen hochzog. "Er starrt mich immer an als würde er meine Gedanken lesen wollen.", Mila machte eine wegwerfende Bewegung, wollte verdeutlichen wie bescheuerte diese Aussage klang. "Du weißt wie ich es meine, als ob er mir direkt in die Seele starren will. Und Isabella ist noch schlimmer.", spätestens jetzt hörten alle mit voller Aufmerksamkeit zu. "Bella? Ich dachte sie würde kein Wort mit dir reden?", hackte Emily nach, dies war zumindest ihr stand der Dinge. "Tut sie auch nicht, aber sie redet über mich.", murrte Mila angesäuerte. "Ich habe mitbekommen wie sie mit Alice geredet hat. Sie hat sie regelrecht ausgefragt was passiert ist während sie weg war. Zuerst dachte ich es wäre normaler Smalltalk, aber selbst Alice schien überrascht. Normalweise interessiert Isabella nicht was in LaPush los ist, so lauteten zumindest Alice Worte.", erzählte sie weiter. "Sie wollte unbedingt wissen was passiert ist, dass ich ins Reservat darf. Zu wem ich gehe und wieso ihr mich überhaupt auf euer Land lasst. Gibt es hier irgendeine unausgesprochene Regel von der ich nichts weiß?", Mila regte sich unheimlich über Bellas Fragen und Verhalten auf, sie konnte sich einfach keinen Reim daraus machen.
Kein kaltes Wesen darf das Land der Quileute betreten. 
Ungewollt sah Emily zu ihrem Verlobten, ratlos was sie darauf antworten sollte. Es gab unendlich viele Regeln durch die Vereinbarung zwischen dem Wolfpack und den Cullens, doch nichts davon betraf Mila.
Zumindest noch nicht.

Bis(s) sie die Wahrheit kennt | Seth ClearwaterWhere stories live. Discover now