K A P I T E L 11

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"Das kann doch nicht euer Ernst sein!"- "Emmett senk deine Stimme, bitte.", verzweifelt versuchte Esme ihren Sohn zu beruhigen, doch ohne Erfolg. "Wir schicken sie nicht ins Reservat, Ende der Diskussion.", er ignorierte ihre Worte völlig. 
"Ich würde es nicht in Betracht ziehen, wenn eine Gefahr für Mila ausgehen würde. Sie wäre die komplette Zeit unter Beobachtung-" - "Von Hunden die sie vor Wochen noch töten wollten weil sie uns nicht trauen!", die Adern an seinem Hals traten hervor.  "Sie haben sie gerettet als wir nicht da waren...", Alice traute sich nicht ihre Stimme zu erheben. Seitdem Anruf von Sue Clearwater war das reinste Chaos ausgebrochen. Morgen Abend fand das Lagerfeuer der Quileute statt zudem Mila eingeladen worden war. Sue wollte die Bogen glätten, die angespannte Stimmung abkühlen und vor allem: Seth wieder mit Mila vereinen.
Der jüngste im Pack machte sich Sorgen um das Mädchen, wusste aber auch, dass die Stimmung zu angespannt war um in Kontakt mit ihr zu treten. Sie wussten lediglich, dass es ihr wieder den Umständen entsprechend gut ging, mehr Details wurden nicht preisgegeben. Es herrschte Unruhen, die Wölfe hatten genauso wie die Cullens den Eindringling noch nicht ausfindig machen können. Gleichzeitig plagte sie das schlechte Gewissen, sie hatten eine Unschuldige verdächtigt und ihrer Meinung nach zu spät eingegriffen. Seit mehreren Stunde diskutierten die Cullens über das Thema, doch kamen zu keiner Lösung.
"Und deshalb werde ich sie auch nicht mehr aus den Augen lassen.", zähneknirschend musste er Alice Recht geben, sie waren da gewesen als er es nicht war. "Du weichst ihr schon nicht mehr von der Seite. Wir verstehen dich Emmett, wirklich aber-", Esme stellte sich neben ihren Mann und legte unterstützend ihre Hand auf seine Schulter. "Dann versteht, dass ich sie nicht auf ihr Land lasse wo ich sie nicht beschützen kann."
"Ich denke wir sollten sie zumindest fragen- vielleicht will sie gar nicht.", Alice sah hoffnungsvoll in die Runde, doch selbst Jasper schüttelten den Kopf. "Sie ist einsam." - "Sie würde sofort ja sagen.", Rosalie lächelte traurig. Mila hatte in letzter Zeit oft auf ihr Handy gesehen und der Name Seth war immer wieder auf dem Display aufgetaucht. Auch wenn sie den Wölfen immer noch negativ gestellt war, dachte sie zuerst an Mila.
"Nein! Es ist mir egal, sie setzt kein Fuß auf das Land der Quileute!", seine Stimme donnerte durch das Haus. "Denk an Mila." - "Ich denke nur an Mila! Ich versuche sie zu beschützen." - "Sie rutscht ab, jeden Tag wird diese negative Energie die sie umgibt mehr. Jeden Tag verschwindet ein Teil des fröhlichen Mädchen.", Jasper hatte Mühe ihre Gefühle zu verarbeiten, sie wurden immer erdrückender.  "Auch wenn sie mit uns glückliche und zufriedene Momente hat, es reicht nicht. Du kannst sie hier nicht einsperren.", seine ruhige Natur kollidierte mit Emmetts temperamentvollen. "Ich sperre sie nicht ein! Ich will nicht, dass sie diese Wöl-", Rosalie stellte sich vor ihren Mann und legte ihre Hand auf seinen Arm. "Emmett.", sie deutete hinter ihn.
Rosalie hatte Mila als einzige bemerkt wie sie  leise versucht hatte die Treppe hinunter zu schleichen. "Hi.", schüchtern stand sie auf den Stufen. "Mila Schatz, alles in Ordnung? Wieso bist du wach?", Esme kam ihr entgegen. "Ich konnte nur nicht schlafen...", murmelte sie und lächelte müde. "Wir haben dich geweckt, nicht wahr?", Rose ging ebenfalls auf das Mädchen zu.
"Ich würde gerne hin gehen, zum Lagerfeuer meine ich." - "Du hast gelauscht.", Jasper zwinkerte ihr spielerisch zu und entlockte ihr ein schmunzeln. "Nicht absichtlich, wirklich. Ich dachte erst ich träume." - "Wir wollten dich nicht wecken, geh ruhig wieder schlafen.", Alice lächelte ihr zu. Doch anstatt ihrer Bitte nach zu kommen, löste sie sich vorsichtig von Esme und Rosalie. Emmett schmunzelte als sie auf ihn zukam und seine Hand in ihre nahm. "Ich möchte nicht, dass du dich so aufregst. Es ist nicht so wichtig, dass ihr euch streitet.", er seufzte und umfasste ihre verbundenen Hände.
"Wir lassen euch beide mal alleine.", auffordern sah Carlisle in die Runde und Momente später waren beide die einzigen im Raum. "Ist etwas vorgefallen, dass du ihnen so abgeneigt bist?", ihre ehrliche Frage ließ ihn auf ihre zierliche Gestalt sehen. Sie sah müde aus, keine Wunder wenn man bedachte, dass es mitten in der Nacht war. Er deutete auf die Couch welche an die große Glasfront verschoben worden war um auf die Einfahrt und in Richtung des Walds sehen zu können. Emmett hatte sie selbst dort platziert, als ihm aufgefallen war wie oft Mila sich unbequem auf dem Sofa platzierte um raus zu sehen. Wenn sie dazu verdonnert wurde zu ruhen, las oder schlief sie oft dort, es schien eine beruhigende Wirkung auf sie zu haben. Auffordernd sah sie ihn an und er versuchte seinen Unmut zu überspielen. "Die Quileute sind anders als wir, sie haben eine andere Mentalität.", begann er dann, spürte ihre Augen auf ihm als er raus sah. "Sie bleiben lieber unter sich und lassen ungern-" - "Also wäre ich nicht willkommen.", ihre Stimme kippte und er bemerkte seine falsche Wortwahl. Sofort überkam sie ein schlechtes Gewissen, sie war vor Wochen ohne nachzudenken ins Reservat gefahren. Ohne darüber nachzudenken ob sie überhaupt ein Recht dazu hatte. "Würden sie so denken hätten sie dich nicht eingeladen.", unbeholfen legte er seine Hand auf ihren Oberschenkel. "Sie sind bevorzugt erweise unter sich ja, trotzdem jagen sie nicht jeden der anders ist von ihrem Land. Ich kann mit ihrer Art und Weise nicht viel anfangen, deshalb spreche ich so von ihnen.", versuchte er sich zu erklären. Sie sind riesige Hunde die uns am liebsten den Kopf abreißen würden, war keine Option der Erklärung.
Er nutze den stillen Moment und musterte das Mädchen vor sich, die Wunden und blaue Flecken verheilten quälend langsam, waren immer noch deutlich gegen ihre helle Haut zu sehen. Der große Pullover und die lange Hose welche sie zum schlafen trug verschluckte sie fast und verdeckte die meisten Blessuren. Jedes Mal wenn er sie ansah war es eine Erinnerung daran was ihr passiert war und wie sehr er versagt hatte. Die Albträume die sie aus dem Schlaf rissen, die verschwommen und doch so klar für die anderen waren. Doch die Worte seiner Geschwister drückten sich in der Vordergrund. Jeden Tag verschwindet ein Teil des fröhlichen Mädchen. Denk an Mila.
"Nur weil man etwas nicht versteht, heißt es nicht, dass es schlecht ist.", sie schmunzelte als er ertappt die Hände in die Luft warf. "Belehrst du mich gerade?", sein Lachen steckte sie an. "Aber ich meine was ich gesagt habe, wenn du nicht willst, dass ich dort hingehe-", er unterbrach sie bevor sie weiter ausholen konnte. "Wie kann ich dir etwas verwehren wenn du mich so anschaust?", ihr Lächeln wurde breiter, doch er hob mahnend den Finger. "Aber nur wenn es dir morgen gut geht und wenn etwas ist rufst du sofort an, verstanden?", freudig klatschte sie in die Hände. "Und jetzt ab ins Bett, wenn du morgen nicht fit bist bleibst du hier. Alles weitere besprechen wir morgen.", sein Mundwinkel zuckte verdächtig. Lächelte als sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte und mit einem leisen danke wieder ins obere Stockwerk verschwand.

Bis(s) sie die Wahrheit kennt | Seth ClearwaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt