K A P I T E L 41

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Unzählige Tests musste Mila über sich ergehen lassen nachdem sie aufgewacht war. Es fühlte sich an wie ein Deja-vu. Etwas was sich schon einmal erlebt hatte und doch so unterschiedlich. Als Mila das erste Mal unter ähnlichen Umständen im Krankenhaus aufgewacht war, verfiel sie in Panik. Jetzt war sie schläfrig, obwohl sie so lange in eine Art Schlaf gefallen war, vielleicht passte der Griff gefangen besser. Die ersten Stunden hatte sie nur mit Mühe die Augen offen halten können. Hatte Angst wenn sie einschlafen würde, dass sie wieder in dieser Dunkelheit gefangen sein würde. Mila hatte noch kein Wort gesprochen, keinen Mucks von sich gegeben. Carlisle wollte das sie ihre Stimme schonte, so wie ihren Körper insgesamt.
Erst nachdem Carlisle sie untersucht und ihr versichert hatte, dass alles in Ordnung war hatte Mila einige Stunden geschlafen. Noch mehr Mühe hatte er dabei seine Kinder, allen voran Emmett und Rosalie dazu bekommen sie allein zu lassen.  Er versicherte ihnen sie die Nacht über im Auge zu behalten. Sie verließen das Krankenhaus nicht mal, sondern lauerten wie die Woche zu vor regelrecht vor ihrem Zimmer. Aber es war genug für den blonden Doktor, damit Mila für ein paar Stunden Ruhe hatte.

Doch in den frühen Morgenstunden wurde Mila durch ihr eigenes Husten geweckt. Ihr Hals war immer noch unglaublich trocken und die Bewegung ließ ihren ganzen Körper krampfen. Carlisle war innerhalb von Sekunden bei ihr und reichte ihr nicht nur ein Glas Wasser, sondern beruhigte sie sofort vor der aufkommenden Panik. An weiteren Schlaf war nicht zu denken und der Doktor organisierte ihr etwas zu essen und beobachtete zufrieden wie sich ihr Gesicht erhellte als er davon erzählte, dass Emmett und Rosalie sie bald besuchen kommen würden. In Wahrheit musste er die beiden regelrecht zurück halten nicht in der Sekunde als sie aufgewacht war ins Zimmer zu treten. Nur mit Widerstand willigten sie ein abzuwarten bis sie gegessen und vielleicht noch etwas geschlafen hatte.

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"Kleines.", Emmett stürmte regelrecht in ihr Zimmer und so hörte er zum ersten Mal seit Wochen ihr heißeres Kichern. "Vorsichtig.", schmunzelte dann auch Rosalie welche hinter ihm eintrat. "Nicht zu grob.", tadelte sein Vater ebenfalls welcher neben Milas Bett stand als Emmett sie umarmte. Emmett tippte gegen den Tropf welcher an Milas Bett stand und mit ihrer Hand verbunden war. Sah fragend zu seinem Vater während Rosalie Mila in die Arme schloss und bei ihr platz nahm. "Nur damit sie etwas schneller zu Kräften kommt.", flüsterte der Arzt leise. Sie wollten Mila so schnell es ging aus dem Krankenhaus entlassen. Dies würde aber nur passieren wenn sich Carlisle voll und ganz sicher war, dass dies zu ihrem besten war. Auch wenn sie das Mädchen all die Wochen gesehen hatten, so war ihr Anblick bei Bewusstsein fast noch herzzerreißender. Die fahle, blasse Haut und die tiefdunklen Augenringe. Im Vergleich zum ersten Mal als sie angegriffen wurde hatte sie deutlich weniger Verletzungen, der hohe Blutverlust hatte sie dieses Mal in die Knie gezwungen. Dafür verantwortlich war die große Wunde an ihrem Hals welche unter einem großen Pflaster und einem Verband versteckt war. Der Gedanke daran, dass sie zum zweiten Mal aus gleichen Gründen im Krankenhaus war hinterließ einen bitteren Geschmack in Emmetts Mund.

"Schickst du mich wieder zurück?" Wenn nicht ihre heißere Stimme Emmetts Brust hätte schmerzen lassen, dann wäre es ihr Gesichtsausdruck gewesen. Milas Augen wirkten unfokussiert und glasig, fast als wäre sie nicht ganz anwesend. "Wovon sprichst du?", fragte Emmett nach und setzte sich an die anderen Seite ihres Bettes. Zwar hatte sie ihn aus seinen dunklen Gedanken hoch geschreckt, doch ihre Worte ließen nicht unbedingt etwas positives erwarten. Mila schluckte trocken, räusperte sich bevor sie erneut sprach. "Schickst du mich zurück nach Tennessee?" Es schien als wollte sie noch viel mehr sagen, als würde in ihrem Kopf noch viel mehr vorgehen, doch ihre Stimme versagte bereits nach nur wenigen Sätzen. "Willst du denn wieder zurück?", fragte Emmett stattdessen, bereute es sofort als er sah wie sich Milas Augen mit Tränen füllten und sie den Kopf schüttelte. "Niemand schickt dich zurück.", beruhigte Rosalie sie und schloss vorsichtig ihre Arme um das zierliche Mädchen. Natürlich hatten die anderen Cullens mitbekommen, dass Emmett und Rosalie nicht planten Mila zurück zu ihrem Vater zu schicken. Doch das Thema und dazu passende Gespräch mit Mila würde vorerst in den Hintergrund rücken. Und ihre Gesundheit und Wohlbefinden stand an erster Stelle.

Wieder überraschte Rosalie alle als sie minimal von Mila abließ und gegen ihr Handgelenk tippte. "Hast du dein Geschenk schon gesehen?"

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"Ihr müsst euch über die Konsequenzen bewusst sein." So hatte Carlisle das Gespräch angefangen, von dem er nicht wusste wie es ausgehen würde. "Es ist keine Entscheidung die wir leichtsinnig treffen wollen.", erwiderte Emmett und nahm neben seiner Frau auf dem Sofa platz. Ihnen gegenüber Esme und Carlisle. Die vier hatten sich notgedrungen in sein Büro zurück gezogen, niemand wollte zur Zeit das Krankenhaus verlassen. Jasper und Alice verblieben bei Mila, auch wenn diese bereits wieder ins Land der Träume verschwunden war.
"Niemand liebt Mila mehr als ihr beide.", sprach der blonde Vampir sofort weiter, hoffte darauf, dass die beiden seine Bedenken nicht falsch verstehen würden. "Aber wir wissen alle, dass unsere Art und Weise zu leben nicht einfach ist.", kam er dann zu dem Punkt weshalb sie überhaupt miteinander sprachen.
"Wie würdet ihr Mila erklären wollen, dass wir wegziehen müssen wenn unsere Zeit in Forks um ist?", fragte er weiter und Emmett setzt an zu antworten, doch sein Vater sprach weiter.  "Oder das wir nicht altern?" Diese Frage ließ Emmetts seinen Mund schließen und auch Rosalie schien kurz zu stocken. Dem Paar war bewusst, dass es keine einfache Entscheidung war. Sie hatten sich mehr mit den positiven Seiten beschäftigt und sich von ihren Träumereien hinziehen lassen. Die Realität schlug ihnen deutlicher entgegen als sie es für möglich gehalten hatten.
"Wir würden sie irgendwann einweihen.", antwortete Emmett dann nach einigen Momenten Stille, doch seine Worte schienen ihn selbst nicht ganz zu überzeugen. Zudem war es die einzig logische Antwort. "Und dann? Wie seht ihr dann ihre Zukunft?", fragte Carlisle weiter. Fühlte sich schlecht seinen Kindern so ins Gewissen zu reden. Doch ihm war die Sicherheit und das Wohlbefinden aller wichtig. Ob sie seine Ratschläge annahmen war ein anderes Thema. Edward und Bella waren für diesen Fall das beste Beispiel, jedoch mit einem kleinen aber feinen Unterschied. "Wir müssten immer in Furcht leben, dass die Volturi davon erfahren. Es wäre die gleiche ständige Sorge wie wir sie bei Isabella hatten." Mit dem Unterschied, dass Bella verwandelt werden will. Mila würde somit keine Wahl gelassen werden, sollte sie dann überhaupt noch eine haben.

"Wenn man davon ausgeht, dass sie das Ganze gut aufnimmt." - "Ich kenne Mila gut genug um ihre Reaktion einzuschätzen.", unterbrach Emmett seinen Vater, schien das Ganze schon wieder entspannter zu sehen als noch am Anfang der Unterhaltung. "Wir haben so viele mit Bella überstanden-", redete er dann weiter. Auch wenn alle wussten, dass Isabella in keinem Vergleich zu Mila stand. Weder der Charakter noch die Situation.  Vielleicht sprach er so weil das Ganze noch in ferner Zukunft lag oder weil es schlicht und einfach Emmetts Art war die Sachen einfacherer zu sehen und nicht alles zu verkomplizieren. Zum ersten Mal meldete sich Esme zu Wort und diese ließen den Raum in plötzliche Stille verfallen.
"Ihr müsstet sie und Seth trennen."

Bis(s) sie die Wahrheit kennt | Seth ClearwaterWhere stories live. Discover now