glückliche Menschen

14 1 1
                                    



Ich habe das Gefühl außenstehende Menschen kennen mich nicht.
Ich hab mich noch nie verstanden gefühlt.
Meine Eltern sind mir fremd, oder ich habe vor Jahren aufgehört ihnen zu vertrauen.
Ich hab vor einiger Zeit angefangen, mir Gedanken darüber zu machen, ob ich nicht vielleicht doch anfangen sollte, Psychopharmaka wie Antidepressiva einzunehmen.
Und dann kommt mein bester Freund und versteht nicht, warum ich das brauche.
Ich hab doch so ein gutes Leben. Ich bin aktiv und habe Freunde und engagiere mich und habe Hobbies denen ich mit Leidenschaft nachgehe.
Ich habe doch garkeinen Grund traurig zu sein.

Sind meine Depressionen unbegründet?
Bilde ich mir mein borderline ein?

///

Ich saß letztens mit zwei Freundesmenschen nach einer Demo am Schauspielhaus, und eine Freundin fragte in die Gruppe:

„Würdet ihr sagen, ihr seid glückliche Menschen?"

Ich zögere sehr lange, denn diese Frage ist für mich nicht beantwortbar.

Ich möchte gerne ein glücklicher Mensch sein. Andere Menschen sehen mich als einen fröhlichen Menschen.

Ich denke tatsächlich ich werde nie ein glücklicher Mensch sein.
Was ist überhaupt Glück? Was ist Zufall und was die Summe der Erfahrungen?
Und wie kann man überhaupt glücklich sein in einer so kaputten Welt?
In einem System das Menschen ausbeutet und einer Gesellschaft mit unendlich viel Hass und Gewalt und Menschenfeindlichkeit jeden Tag?
Wir sind eine Jugend ohne Zukunft.
Und ich lerne immer mehr Menschen kennen, die die Hoffnung an ein gutes Leben verloren haben.

Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich angefangen hab zu rauchen.
Es gibt keinen Sinn in all dem und es wird auch niemals einen geben und dann kann ich genauso aus meinem Leben machen was ich will.

Das dumme ist ich hab mir als Kind irgendwann geschworen, dass ich die Welt verändern werde.
Das ist mein Lebenssinn.
Ich will Andere erreichen.
Ich will Kunst erschaffen und Menschen heilen und was in den Köpfen bewegen.
Ich will Menschen ein Vorbild sein.
Und diese Vision ist das, was mir immer wieder Hoffnung gibt wenn ich am Abgrund angekommen bin.

Ich wurde oft genug von meinen Mitmenschen enttäuscht um mir mitlerweile sicher zu sein, dass ich Niemandem wirklich vertrauen darf; ich vertrau mir doch nichtmals selber. Ich bin mir aber ziemlich sicher dass ich alleine echt gut klar komme, wenns hart auf hart kommt.
Irgendwann pack ich einfach meine Koffer und haue ab in eine Großstadt; ein Neuanfang.

Und vielleicht lohnt es sich irgendwann, sich jeden morgen aus dem Bett zu quälen und sich totmüde durch den Tag zu schlagen, nur um dann viel zu spät schlafen zu gehen, weil Einen die Gedanken niemals in Ruhe lassen werden.
Vielleicht habe ich irgendwann diesen Selbsthass und diese unendliche Wut unter Kontrolle, sodass ich diese zerszörerische Energie nicht mehr gegen mich selber wenden muss und auch nicht mehr das Bedürfnis dazu habe. Ich kann mir nicht vorstellen, irgendann vernünftige Emotionen und Reaktionen zu besitzen.

Vielleicht habe ich ja echt irgendwann diesen Seelenfrieden erreicht.
Oder ich werde mein ganzes Leben lang krank sein.
Vielleicht hat das Leid irgendwann ein Ende, und ich lerne loszulassen.
Ist das dann der Moment, an dem ich sagen kann, ich wär ein glücklicher Mensch?

Memoires of an everchanging spiritWhere stories live. Discover now