Marceline vibes

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[...]

Ihr Blick starrt leer in den Spiegel vor ihr.

Ich beobachte zuerst sie, danach schaue ich ihr durch den Spiegel in ihre dunklen, blauen Augen.

Wir reden nicht miteinander, während sie sich ihre schwarzen Haare kämmt. Sie trennt zwei Strähnen vorsichtig, aber präzise ab.

„Ich will diese Strähnen flechten; damit das so zwei Braids werden. Wie Mateo sie hat. Das sieht cool aus, wenn das so'n bisschen ins Gesicht hängt, weißt du"

Ich stehe hinter dem Hocker, auf dem sie sitzt und beobachte sie weiterhin.
Mein Kopf rast mit Gedanken.
Warum bin ich überhaupt hier?
Warum lässt sie mich zu sich nach Hause?
Merkt sie eigentlich, wie nervös ich bin?

Ich will meine Arme um ihre Taille legen, doch entscheide mich dann dagegen.

Sie flechtet wenige Minuten vor sich hin und stöhnt irgendwann genervt auf und lässt ihre Hände resigniert auf ihren Schoß fallen.
„Ich krieg das nicht hin mit der Strähne."

„Soll ich versuchen?
Ich kann aber nicht flechten"

„Wie, du kannst nicht flechten?"

„Ich hatte halt nie lange Haare wirklich. Also ich kanns versuchen, aber ich verspreche nicht, dass es schön wird."

„Mach einfach."

„Sicher?"

„Ja, ich will dass du es machst. Ist egal wie's aussehen wird"

Ich stell mich direkt vor sie hin und gucke ihr tief in ihre müden Augen.
Meine Finger gehen durch ihre Haare, ich schmunzle und trenne behutsam eine Strähne raus, die ich in 3 ungefähr gleiche Abschnitte unterteile.

„Sag mir bitte, wenn ich zu feste ziehe, ok?"

„Nein tust du schon nicht"

„Ich will dir nicht wehtun."

„Du bist zu süß."

Wir schweigen.

Ich konzentriere mich auf das Flechten ihrer seidigen, schwarzen Haare. Ich will mir keinen Fehler erlauben. Es soll perfekt sein.
Hin und wieder schaue ich runter in ihre Augen; unsere Blicke treffen sich. Das macht mich nervös.

Ich guck wieder geradeaus und konzentriere mich auf die Flechtarbeit.

[...]

„So, fertig."

„Wenn du 'nen Schritt zur Seite gehen würdest, dann könnte ich's auch sehen."

Ich laufe einmal um sie herum, wieder direkt hinter sie. Ich beobachte sie durch den Spiegel.

Sie guckt sich selber an und begutachtet kritisch meine Arbeit. Mit ihren sehnigen Fingern hebt sie die Strähne an, und lässt sie dramatisch wieder ins Gesicht fallen.

Mit ihrem tiefen, ruhigen Blick sieht sie aus wie ein Vampir, oder eine Elfe. Ich frag mich, was ihr durch den Kopf geht.

Stille.

Wir halten Blickkontakt durch den Spiegel.

„Ich mag deine Gesichtszüge. Du hast sehr markante Gesichtsknochen, und schöne Augen"

Sie lächelt beschämt und dreht ihren Kopf weg.
„Nee", sagt sie ernst.

Ich glaube sie erkennt wirklich nicht, was für eine starke Energie sie ausstrahlt und was das eigentlich mit mir macht.

Memoires of an everchanging spiritWhere stories live. Discover now