Kapitel 16

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Wie jeden Morgen, war Jake Connory der erste seiner Mannschaft, der aufstand.
Er musste die anderen immer wecken und irgendwie machte ihm das Spaß.
Seine Weckmethoden waren nämlich alles andere als angenehm. Heute, aber ging er einfach von einem Bett zum nächsten und rüttelte die Leute an der Schulter.
Das wurde meist mit einem Grummeln oder Knurren quittiert, aber wenigstens waren jetzt alle wach.
Jake ging schonmal vor. Ihre erste Arbeit mussten sie alle noch vor dem Frühstück erledigt haben.
Draußen auf dem Deck brannte schon die Sonne vom Himmel. Hier wurde es nur sehr kurze Zeit dunkel.
Wenn sie einschliefen, stand die Sonne noch am Himmel und wenn sie aufstanden, brannte sie bereits wieder auf ihre Häupter.
Der Geruch nach Salz und Meer, weckte schließlich seine restlichen Sinne.
Voller Tatendrang sah er sich um und wartete auf seine Kollegen, die müde blinzelt neben ihn traten.
Er nickte ihnen kurz zu und ging dann zum Kapitän. Der war ein etwas untersetzter, älterer Herr mit Rauschebart und kleiner, runder Brille.
,,Guten Morgen" Jake fasste sich kurz an die Kappe, die er sich während der Arbeit immer aufsetzte, um keinen Sonnenstich zu bekommen.
Der Kapitän erwiderte den Gruß und gab ihm dann die Erlaubnis, die Netze einzuholen.
Jake machte sich wieder auf den Weg zu den anderen Mannschaftsmitgliedern. Die erwarteten ihn bereits.
,,Ihr könnt loslegen" gab er den Befehl weiter und machte sich dann selbst an die Arbeit.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als er einen Widerstand im Netz merkte. Hoffentlich war es ein großer Fisch. Er rief zwei seiner Kollegen zu sich, die ihm helfen sollten. Gemeinsam zogen sie an dem feinmaschigen Netz. Die großen Maschinen, die sie auf dem Schiff hatten, taten ihre Arbeit dazu.
Auf einmal erklang ein hohles Krachen. Jake schaute über die Reling nach unten und traute seinen Augen nicht.
,,Maschinen stopp" brüllte er über das Schiff. Augenblicklich hörten die großen Gerätschaften auf zu arbeiten.
,,Was ist los?" Der Kapitän kam auf ihn zu.
,,Sehen sie selbst"
Beide sahen sie wieder nach unten ins Wasser.
,,Wir brauchen ein Netz! Schnell!" rief der Kapitän seiner Mannschaft zu.
Einige Arbeiter holten ein Netz und befestigten es an ihrem Kran. Der Kranführer setzte den Arm des Krans in Bewegung und senkte ihn in einiger Entfernung zum Schiff, ins Meer.
Dann zog er das Netz langsam auf sie zu und hob es dann in die Höhe.
Das Fischernetz war nun nicht mehr leer.
Ein kleines Boot lag darin. Der Kranführer setzte alles auf den Planken des Schiffes ab und stieg dann selbst aus, um das kleine Boot zu betrachten.
Jake löste das Netz und hob dann den leichten Körper aus dem Rettungsboot. Es war ein Mädchen, ungefähr in seinem Alter. Sie hatte lange, blonde Haare und sah wunderschön aus.
Vorsichtig legte er sie auf den Boden und fühlte ihren Puls.
Zuerst spürte er nichts und er wollte schon die Hoffnung aufgeben, als er einen ganz schwachen Pulsschlag warnahm.
Sie lebte.
,,Bring sie in ein Zimmer" sagte der Kapitän zu ihm. Wortlos hob er das Mädchen wieder hoch und trug sie ins Innere des Schiffes.
Dort legte er sie in ein Bett in einem freien Raum. Sie zeigte keine Regung.
Er füllte ein Glas Wasser auf und flöste es ihr vorsichtig ein.
Plötzlich fing sie an zu husten und schlug die Augen auf.
Lächelnd streckte er ihr das Glas entgegen, doch sie sah ihn nur mit weit aufgerissenen und ängstlichen Augen an.
,,Ich tue dir nichts. Hier! Du musst etwas trinken" Er schwenkte mit dem Wasser in der Luft umher.
Sie nahm es behutsam, achtete aber gleichzeitig auf jede seiner Bewegungen.
Dann trank sie das kühle Nass in einem Zug aus.
,,Mehr" sagte sie heiser und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen.
Er nahm das leere Glas entgegen und füllte es wieder auf.
Sie trank wieder alles aus. Dann schaute sie ihn fragend an.
,,Möchtest du noch mehr?"
Das Mädchen nickte dankbar.
Nach dem dritten Glas schien sie keinen Durst mehr zu haben.
,,Also wer bist du und woher kommst du?" fragte er sie.
,,Luna. Ich heiße Luna Mackenzie. Ich komme aus Sacramento" antwortete sie leise, weil sie immernoch eine raue Kehle hatte.
,,Warum hast du in einem Rettungsboot gelegen? Gab es ein Schiffsunglück?" forschte er weiter nach.
Luna schüttelte traurig den Kopf. Sie wollte die Geschichte nicht erzählen. Doch sie konnte ihren Retter nicht ganz ohne Erklärung lassen, obwohl sie nicht einmal wusste, ob er überhaupt ihr Retter war, doch er schien nett zu sein und er hatte ihr Wasser gebracht.
Also rollte sie ihr komplettes Abenteuer wieder auf. Sie fing ganz von vorn an. An dem Tag, als sie die Weltreise von Marc bekommen hatte.
Während der gesamten Erzählung kämpfte sie mit den Tränen. Die Erinnerungen an ihn waren zu real, als das sie sie vergessen könnte.
Schließlich endete sie mit ihrer Flucht von dem Piratenschiff und der Hitze auf ihrem kleinen Boot.
Verständnisvoll sah er sie an.
,,Du hast ziemlich viel erlebt in letzter Zeit" sagte er.
Noch bevor Luna etwas erwidern konnte, ging die Tür auf und ein älterer Herr betrat das Zimmer. Er hatte einen Rauschebart und eine kleine Brille auf der Nase.
,,Ah sie ist aufgewacht. Sehr schön. Connory, sie sind ab jetzt für das Mädchen verantwortlich und kümmern sie sich bitte um ihre Hände" sagte er mit besorgtem Blick auf ihre Finger, die immernoch schorfig verkrustet waren.
,,Was ist da passiert?" fragte Jake entsetzt.
,,Ich habe mich nur an einer Scheibe geschnitten" entgegnete Luna und betrachtete dabei ihre Hand. Es sah wirklich mies aus.
Der Kapitän nickte ihnen einmal zu und verließ dann den Raum.
,,Wir müssen das verbinden. Komm mit" sagte er und nahm sie bei der unverletzten Hand.
Luna folgte ihm ohne Widerspruch. Sie hätte ja sowieso nichts anderes tun können, als mitzugehen. Schließlich war das sein Schiff und er kannte sich hier besser aus.






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Hallihallo meine lieben Leser!
Schön, dass ihr es bis hierhin geschafft habt. Und ich danke euch für all die netten Nachrichten, die ihr mir geschickt habt. Wie ich sehe, findet ihr meine Geschichte bisher gar nicht ao schlecht. Falls ihr etwas zu beanstanden habt, dann sagt es mir ruhig.
Also bis zum nächsten Kapitel.
Eure Lou

Die Entdeckung Mittelerdes Where stories live. Discover now