Kapitel 44

136 7 0
                                    

Luna wurde brutal zu Boden gestoßen. Ein Ork packte sie an den Haaren und zog sie wieder hinauf. Er hatte ein Messer in der Hand und zielte damit auf ihren Hals.
Sie stieß einen Schmerzensschrei aus, ihre Kopfhaut brannte wie Feuer, und schlug mit der Hand gegen das Messer.  Vor Überraschung ließ der Ork es fallen. Sie nutzte den Moment und griff danach. Bevor sich jedoch ihre Finger um den Griff schließen konnten, drückte sich eine Hand an ihre Kehle. Sie bekam keine Luft mehr. Eine Messerklinge blitzte auf. Reflexartig schmiss sie sich zur Seite. Ein scharfer Schmerz jagte durch ihren rechten Oberarm und sie spürte, wie etwas warm daran herunter lief. Die Hand an ihrer Kehle hatte sich noch nicht gelockert. Luna schlug um sich. Als das nichts half griff sie panisch nach der Hand und kratzte mit ihren Fingernägeln darüber. Es wurde nass und warm an ihrem Hals. Sie hatte die Hand blutig gekratzt. Erneut blitzte ein Messer auf. Wieder versuchte sie, zur Seite zu springen, aber diesmal hatte ihr Angreifer damit gerechnet. Er zielte genau auf ihr Herz.

Und plötzlich war alles vorbei.
Sie wurde von einer Druckwelle erfasst. Helles weißes Licht strahlte ihr entgegen und sie fiel zu Boden. Gierig sog sie die Luft ein und hob dann langsam den Kopf.
Der Zauberer stand am anderen Ende der Plattform, umhüllt von einem weißen Schimmern. Es war still um sie herum, als sie seine Stimme hörte.
,,Nehmt eure Waffen",sagte er, ,,und kämpft!"
Der Klang seiner Worte hallte laut durch das Reich der Orks.
Die Zwerge um sie herum rappelten sich auf und griffen nach ihren Schwertern. Sie selbst kam auch mühevoll auf die Beine und sah sich um. Sie entdeckte ihre eigene Waffe relativ schnell. Sobald Luna sie in der Hand hatte, fühlte sie sich sicherer. Die Zwerge waren schon dabei, sich zum Zauberer vor zu kämpfen und Luna folgte ihnen. In paar Meter entfernt sah sie auch Marc, der das gleiche tat. Gandalf lief los, über einen der Holzstege und schien genau zu wissen, wo er hin musste.
In dem Moment fiel ihr auf, dass der Hobbit nicht mehr unter ihnen war. Hatte er sich verletzt? War er überhaupt mitgekommen? Sie drehte sich im Laufen um und stolperte fast. Nur Orks waren zu sehen. Kein Hobbit.
Plötzlich sprang eine der Kreaturen von einem Felsvorsprung auf den Weg. Luna sah wieder nach vorn und rannte noch schneller. Direkt vor ihr schoss Kili unaufhörlich Pfeile in die Angreifer, die daraufhin getroffen von der Plattform in die tiefe Schlucht stürzten.
Wie sollten sie das schaffen?
Die Plattformen auf denen ihre Schuhe hohle Klänge erzeugten, waren schlecht gezimmert. Immer wieder stolperte Luna über lockere Bretter und Nägel, die scharf in die Höhe ragten.
Plötzlich tat sich ein weiter Abgrund vor ihnen auf, der von einer ebenso wackelig aussehenden Brücke überspannt wurde.
Hinter ihnen wurde das Gebrüll der Orks immer lauter. Ängstlich zog Luna den Kopf ein und rannte so schnell, wie sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gerannt war. Das war unmöglich. Das konnten sie einfach nicht schaffen. Selbst wenn sie sich durchkämpften, hätten sie immernoch das Problem aus diesem riesigen Kaninchenbau herauszufinden.
Der Zwerg vor ihr, Bofur, stoppte so abrupt, dass sie gegen seinen Rücken lief.
Nun hörte sie von vorn auch diese animalischen Schreie.  Sie drückte sich an Bofur vorbei, um zu sehen, was vor ihnen geschah.
Keuchend zog sie die Luft ein. Mitten auf dem Weg stand der König der Orks und blickte auf die Gemeinschaft hinab.
,,Du dachtest, du könntest mir entkommen?", fragte er bedrohlich und schlug mit der Keule nach dem Zauberer, der die Spitze ihrer Gemeinschaft bildete.
Gandalf wich abrupt zurück und wurde von Kili gestützt.
,,Was willst du nun tun, kleiner Zauberer?" wollte der Ork hämisch grinsend wissen.
Noch während er sprach holte Gandalf mit seinem Stab aus und stach ihn direkt in das Auge seines Gegenübers. Fast im selben Moment schlitzte er ihm mit dem Schwert den Bauch auf.
Luna drehte den Kopf zur Seite. Eine Welle der Übelkeit erfasste sie und ihr Frühstück, dass sie in Bruchtal bekommen hatte, drohte den Weg zurückzufinden.
Der Ork stieß einen ekelhaften Schrei aus. Unwillkürlich blickte Luna wieder auf die Szene, die sich vor ihr abspielte.
,,Ich denke, das reicht",presste der selbsternannte König hervor, doch Gandalf holte schon mit dem Schwert zum tödlichen Streich aus und zog es dem Ork über die Kehle.
Ein gurgelnder Laut entwich dem Monster, bevor es auch schon zusammenbrach und mit einem Krachen vorwärts auf die Brücke fiel.
Einen kurzen Moment herrschte Stille, dann gab es ein ohrenbetäubendes Knacken und die Brücke gab unter Lunas Füßen nach. Mit einem Krachen löste sie sich aus den Verankerungen und stürzte in die Tiefe, während Luna sich nur verzweifelt auf das Holz warf und sich festhielt.
Sie wollte nicht sterben, sie wollte nicht sterben, sie wollte nicht sterben. Die Brücke riss mehrere andere Holzwege mit ab, die sich ebenfalls über den Abgrund gespannt hatten. Luna kniff die Augen zusammen, in der Hoffnung, dass es bald vorbei sein würde. Die Brücke schabte über die Steinwand und bremste somit deren Geschwindigkeit. Die Felsspalte wurde immer enger und irgendwann hatte Luna das Gefühl, dass sie vielleicht doch eine Chance hatten, das Ganze zu überleben.
Sie öffnete ihre Augen, nur um sie kurz darauf wieder zu schließen. Der Aufprall war heftig. All ihre Luft wurde aus ihren Lungen gepresst und ein Holzteil drückte schmerzhaft auf ihren Rücken.
,,Wir haben überlebt! ",rief irgendwer am anderen Ende der Brücke.
Luna wand sich unter dem Holzstück und schaffte es, ein wenig hervor zu rutschen.
Plötzlich knallte es nochmal, ein schweres Gewicht drückte auf ihren Körper und sie bekam im ersten Moment keine Luft.
,,Das ist doch wohl ein Scherz!",schrie eine Stimme, die sie definitiv Kili zuordnen konnte.
Sie drehte den Kopf und sah mit vor Entsetzen geweiteten Augen, dass der tote Großork auf der Brücke gelandet war. Hektisch versuchte sie wieder aus der Konstruktion zu kommen, aber nun klemmte sie wirklich fest.
,,Orks kommen die Schlucht hinab! Lauft! "
Der Ruf kam vermutlich auch von Kili, aber Luna machte sich nun keine Gedanken mehr darüber, wer das gesagt hatte. Sie versuchte sich weiterhin zu befreien und bekam auch nur halb mit, dass Dwalin sagte, sie könnten nicht kämpfen. Es wären zu viele Orks.
Auf einmal fasste jemand ihren Arm an und zog daran. Sie hob den Kopf, erkannte Marc und hielt sich an ihm fest. Das Holzteil kratzte schmerzhaft über ihrer Rücken aber irgendwie schaffte Marc es, sie zu befreien.
,,Ich kenne den Weg, folgt mir",befahl Gandalf ihnen und Luna stürzte ihm hinterher. Die Orks waren dicht auf ihren Fersen. Marc hielt dennoch ihre Hand. Vielleicht hatte er Angst, dass sie fiel, wenn er sie losließe.
Die Gänge durch die sie liefen, waren steinig und feucht. Die Luft roch modrig und Luna wurde trotz der Bewegung kalt.

Gandalf schien den Weg genau zu kennen, denn er führte sie zielstrebig durch die Tunnel, bog hin und wieder ab und drosselte nie die Geschwindigkeit. Einmal glaubte sie etwas wie ein hohes Wehklagen zu hören, aber es konnte auch sein, dass ihre Sinne ihr einen Streich spielten.
Sie bogen um eine Ecke und plötzlich sah Luna Licht. Fast zur selben Zeit merkte sie, dass die Zwerge vor ihr das Tempo drosselte und nun nur noch in gemäßigtem Laufschritt liefen.
Verwundert wurde auch sie ein wenig langsamer. Sie passierten den Ausgang des Tunnels und Luna nahm einen tiefen Atemzug. Es roch harzig und frisch. Viel schöner als im Orkreich. Vor ihnen erstreckte sich ein lockerer Kiefernwald. Ihre Schritte wurden von den Nadeln am Boden gedämpft. Inzwischen gingen sie nur noch und das Adrenalin, das durch ihre Adern tobte, ebbte stetig ab.
Die Zwerge waren immernoch wachsam und hielten ihre Waffen bereit, aber die Stimmung entspannte sich zunehmend. Insgesamt hatte Luna das Gefühl, dass gerade alles friedlich war. Der Wind roch nach Sommer und Regen. Die untergehende Sonne tauchte die Bäume in ein goldenes Licht und ließ ihre Umgebung wirken, wie mit Weichzeichner unterlegt.
Sie kamen auf eine Lichtung, auf der sich die Zwerge erstmal auf den Boden setzten. Luna ließ sich einfach mitten auf der Lichtung nieder und streckte sich auf dem weichen Waldboden erschöpft aus. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Marc sich neben sie kniete und mit besorgter Miene die Hand nach ihrem Arm ausstreckte.
Plötzlich erinnerte sie sich wieder an das Messer, das der Ork gehalten hatte und den Schmerz, den der Schnitt durch ihren Arm gejagt hatte. Gleichzeitig kam auch das Brennen wieder zurück und sie verzog das Gesicht.
Vorsichtig setzte sie sich wieder auf und beobachtete angespannt wie Marc ihren Ärmel hochschob, um an die Wunde an ihrem Oberarm zu gelangen. Das ganze Blut hatte sich mit dem Leinenhemd verklebt, sodass er letztendlich mit seinem Schwert den Ärmel abtrennen musste.
,,Wie ist das denn passiert?", wollte er wissen, als er sich die Verletzung genauer ansah.
Durch das viele Blut, konnte man nicht erkennen, wie groß der Schnitt war und wie tief er ging.
,,Der eine Ork hat versucht mich umzubringen. Ich bin ausgewichen und dann hat er mit einem Messer meinen Arm getroffen", erklärte Luna kurz und knapp.
Marc nickte nur und betrachtete nachdenklich ihren Arm.
,,Normalerweise würde ich sagen, wir müssten es auswaschen, desinfizieren und einen Verband drum machen, aber das ist hier wohl etwas schwierig. Tut es sehr weh?", fragte er und schaute ihr durchdringend in die Augen.
Sie schüttelte den Kopf.
,,Es geht schon",meinte sie nur.
Er sah sie abwägend an.
,,Sicher?"
Sie nickte leicht. Auch wenn es nicht okay wäre, was sollten sie hier im Wald denn dagegen machen?
Das schien Marc auch zu wissen, denn er wandte den Blick ab und fing dann an, den abgeschnittenen Ärmel ihres Leinenhemdes in Streifen zu schneiden.
,,Was machst du da?",fragte sie irritiert.
,,Einen Verband. Dann hört es hoffentlich auf so stark zu bluten",murmelte er konzentriert.
Als er fertig war, legte er den ersten Streifen vorsichtig über die Wunde. Luna zuckte kurz zusammen, sagte aber nichts dazu.
Fachmännisch wickelte er die Streifen um ihren Arm und verknotete letztendlich den provisorischen Verband.
,,Geht das so oder ist das zu fest?", fragte er.
Sie wollte gerade antworten, als eine Stimme über die Lichtung schallte.
Und das was sie sagte, sorgte dafür, dass die Erleichterung die sich in der Gemeinschaft breit gemacht hatte, ziemlich schnell verflog.
,,Hat jemand den Hobbit gesehen?"

Heyho,
jap ich bin auch mal wieder aufgetaucht. Sorry an alle die gewartet haben und gefragt haben, wann es weitergeht. Also offiziell geht es ab jetzt etwas regelmäßiger weiter. Ob ich das durchhalte weiß ich noch nicht, aber ich werde mir auf jeden Fall große Mühe geben.
Bis zum nächsten Mal und viele Grüße von
Lou

Die Entdeckung Mittelerdes Donde viven las historias. Descúbrelo ahora