Kapitel 31

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Die Bäume fingen an sich zu bewegen. Sie stellten sich auf ihre Wurzeln und wechselten die Plätze, bis sie ein Spalier bildeten.
Viele kleine, grüne Blätter segelten durch die Luft und bildeten ein wunderschönes Schattenspiel mit den Sonnenstrahlen, die sich vereinzelt durch die Baumkronen stahlen.
Luna staunte und war sich sicher, dass ihr Gehirn ihr einen Streich spielte.
,,Kneif mich mal" flüsterte sie leise.
Statt sie zu kneifen nahm Marc ihre Hand und zog sie unter die regnenden Blätter.
,,Folgt dem Weg" sagte der Zauberer und verschwand. Luna sah sich um. Er stand eben gerade noch genau neben ihr, doch jetzt war er wie von Erdboden verschluckt. Ratlos sah sie zu Marc.
,,Vielleicht kann er unsichtbar werden" meinte er grinsend. ,,Pass auf, dass du nichts falsches sagtst. Er könnte uns belauschen"
Luna wusste, dass er es nicht ernst meinte und stieß ihn mit dem Ellenbogen an. Er lächelte noch einmal und blickte in den Wald.
,,Ladies first" meinte er und sah sie herausfordernd an. Luna erwiderte seinen Blick erst und trat dann in das Dickicht hinein. Ihr war klar, dass Marc ihr folgte und sie gingen weiter
in den Wald hinein, bis sie aufs neue zu einer Lichtung kamen, die aber diesmal nicht leer war.
Ein kleines Häuschen stand dort. Es war aus Holz gebaut und sah sehr einladend aus. Grünes Moos wuchs auf den Dachbalken und und bildete einen harten Kontrast zu dem sonst so braunen Holz. Es sah aus wie verzaubert...was es wahrscheinlich auch war.
Luna öffnete langsam die Tür und ging dann in das Haus herein. Es war auch von Innen mit Holz verkleidet und sogar die Möbel bestanden allesamt aus Holz.
Ein Tisch mit vier grob geschnitzten Stühlen stand in der Mitte des Raumes. An der gegenüberliegenden Wand stand eine große Kommode, auf der Schwerter, Bögen und andere Waffen ausgestellt waren.
Links stand eine Leiter, die durch ein Loch in der Decke in das zweite Stockwerk führte.
Luna kletterte geschickt die Leiter hinauf und sah, dass die zweite Etage eigentlich nur ein Dachboden war, der mit Wolldecken ausgelegt war, sodass er als einziges großes Bett genutzt werden konnte.
Seufzend ließ sie sich in die kratzenden Decken fallen, die ihr vorkamen wie ein flauschiges Federbett.
Marc folgte ihr und setzte sich dann gegenüber von ihr, in die Decken. Sie starrten beide gedankenverloren in die Luft, während draußen der Wind durch die Bäume fuhr und ein angenehmes Rauschen verursachte. Es gab so vieles, über das Luna sich Sorgen machte, doch eines ließ sie nicht mehr los.
,,Glaubst du an Magie?" fragte sie ihn auf einmal und er hob überrascht den Kopf.
,,Was?"
,,Der Mann hat gesagt, dass er Zauberer sei. Meinst du, er sagt die Wahrheit? "
,,Ob er ein Zauberer ist, kann ich nicht sagen, aber dieser Ort und die Wesen hier sind nicht normal. Vielleicht sagt er die Wahrheit und wir sind in einem Land in dem es Zauberer gibt. Vielleicht ist das aber auch einfach ein sehr realistischer Traum und ich liege gerade in meinem Bett zuhause" Marc lächelte matt und rieb sich dann über die Schläfen. ,,Ich bezweifle aber, dass man in einem Traum solche Kopfschmerzen bekommt"
Luna seufzte resigniert und ließ den Kopf gegen die Holzwand sinken.
,,Das ist alles so verwirrend" sagte sie leise. "Erst werden wir gekidnappt und auf ein Piratenschiff mit perversem Kapitän gebracht, dann flüchten wir und finden uns zufällig in einem Fischerboot wieder, dann kommt ein Sturm, den ich schon im Traum gesehen habe, und lässt das Schiff sinken und ganz zufällig werden wir an ein Land angespült, dass auf keiner Karte existiert und auf dem Wesen leben, die es nicht gibt und auf dem Männer in grau behaupten, dass sie Zauberer sind und dann demonstrativ den halben Wald zu einem Spalier umformen. Und mich lässt das Gefühl nicht los, dass alles noch viel chaotischer wird, wenn wir versuchen nach Hause zu kommen"
Luna schnappte nach Luft und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Die verschlungenen Muster, die auf die Holzbalken an der Decke geprägt waren, verschwammen vor ihren Augen uns wurden nach paar Sekunden wieder scharf.
Marc schwieg und starrte an ihr vorbei an die Wand. Dann runzelte er die Stirn.
,,Warte mal! Warum hast du den Sturm schon in deinem Traum gesehen?"
,,Na ja... da war so eine Stimme..."
meinte sie verlegen.
,,Was für eine Stimme?"
,,Eine Stimme die mir schon mehrmals erzählt hat, dass..."
,,Mehrmals? Wie oft hast du diese Stimme denn schon gehört?" unterbrach Marc sie.
,,Ein paar Mal..." antwortete sie langsam.
,,Und du hast es nicht für nötig gehalten mir etwas zu sagen?" fragte Marc.
,,Du hättest mich doch für verrückt gehalten" sagte Luna trotzig.
Marc öffnete den Mund um etwas zu erwidern, doch sie ließ ihn nicht ausreden.
,,Versuch nicht, dich rauszureden! Wenn ich vor einem Monat mit Stimmen in meinem Kopf angekommen wäre, die Naturkatastrophen vorhersagen, dann hättest du bestimmt nicht gesagt:,Komm Schatz, lass uns zum nächsten Meteorologen gehen, damit wir ihn vorwarnen können, dass ein Sturm aufzieht.' Eher hättest du mich zu einem Psychater geschickt oder vermutlich gleich in die geschlossene Anstalt!"
Marc sah nun eindeutig sauer aus.
,,Seit wann denkst du so schlecht von mir?" fragte er betont ruhig. ,,Hat dein neuer Freund Jake dir das eingeredet oder hattest du schon immer das Gefühl, dass du mir nicht vertrauen kannst?"
,,Jake ist nicht mein Freund und darum geht es jetzt auch überhaupt nicht" sagte Luna energisch.
,,Und ob es darum geht! Reiche ich dir nicht mehr aus? Oder musstest du einfach mal ausprobieren, wie es wäre mit jemand anderem zusammen zu sein? Ich weiß, dass ich dich auf dieser Reise nicht immer ausreichend beschützt habe, aber ist das wirklich ein Grund mich aufzugeben? Vermutlich ist er einfach besser. Und er hat dich gerettet indem er dich mit einem Fischernetz eingefangen hat. Was für eine Heldentat! Wenn du mich nicht mehr willst dann sag es mir jetzt, damit ich mir keine Hoffnung mehr mache, wo es nichts mehr zu hoffen gibt"
Marc sah ihr fordernd ins Gesicht, aber sie wandte den Kopf ab, weil ihr die Tränen in die Augen stiegen und sie nicht wollte, dass er das sah.,,Ich warte" sagte Marc langsam.
Luna hatte sich noch nie so schlecht gefühlt. Sie wusste, dass Jake sie geküsst hatte und nicht umgekehrt, doch die Schuldgefühle nagten trotzdem an ihr. Sie hatte SEIN Gesicht vor Augen gehabt, aber das konnte sie Marc nicht sagen. Frische Luft! Sie musste nachdenken und sich darüber im Klaren werden, wie sie das wieder gerade biegen konnte. Mit einer Entschuldigung wäre es nicht getan. Marc stieß einmal zischend die Luft aus. Er wartete auf eine Antwort. Luna hielt es nicht mehr aus, sprang auf und lief zur Leiter. Gerade als sie den Fuß auf die oberste Sprosse stellte, wurde sie am Oberarm festgehalten. Sie blickte nach oben und sah in Marcs Gesicht, dessen Ausdruck von wütend zu erschrocken wechselte, als er ihre glasigen Augen bemerkte.Luna riss sich los und sprang die letzten Stufen der Leiter hinunter.,,Hey, Luna! Bitte Warte!" rief er ihr hinterher, doch sie lief weiter und hörte hinter sich, wie Marc ebenfalls die Leiter herunter kletterte.Sie stieß die Tür des Häuschens auf und rannte hinaus auf die Lichtung. Sie brauchte jetzt einen Ort an dem sie in Ruhe nachdenken konnte und wo Marc sie nicht fand.
Luna blieb mitten auf der Lichtung stehen und sah sich um. Ringsherum standen Bäume, die nicht sehr einladend aussahen.
Hinter ihr kam nun auch Marc durch die Tür gestürmt und blickte sich suchend um, bis sein Blick an ihr hängen blieb.
Sie suchte hektisch nach einem Ausweg, doch um wegzulaufen war er schon zu nah. Der Wind rauschte durch ihre Haare und ließ sie frösteln als sie ihm den Rücken zudrehte um sich zu beruhigen.
Inzwischen liefen ihr die Tränen die Wangen herunter und sosehr sie auch versuchte sie wegzuwischen, es kamen immer neue nach.
Als sie schließlich hörte, wie Marc hinter ihr zum stehen kam, waren ihre Wangen komplett nass und die Tränen waren nur bedingt weniger geworden.
,,Hör mal, es tut mir leid, dass ich so reagiert habe, aber ich möchte es wirklich wissen. Liebst du mich noch?" fragte er sanft.
,,Denkst du ich würde dich gehen lassen, nach allem was wir durchgemacht haben?" fragte sie zurück. Sie blickte noch immer in den Wald.
,,Gerade weil wir so viel durchgemacht haben, frage ich dich, ob du mich noch willst" flüsterte er.
,,Natürlich will ich dich noch!" sagte sie leise, drehte sich um und beobachtete, wie er den Arm hob und seine Hand auf ihre Wange legte. Mit dem Daumen strich er ihr eine Träne weg, doch sofort nahm eine andere ihren Platz ein.
,,Ich könnte dich nie gehen lassen" flüsterte sie noch leiser.
Sie sah direkt in seine Augen.
,,Ich liebe dich" sagte er noch, bevor er sie küsste. Sie schloss die Augen.
Seine weichen Lippen lösten alles mögliche in ihr aus. Es fühlte sich an, wie ihr erster Kuss. So zart und gefühlvoll. Luna schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn noch näher zu sich heran. Er legte nun auch einen Arm um ihre Taille.
,,Ich liebe dich" wisperte sie gegen seine Lippen. Sie spürte seinen heißen Atem auf ihren eigenen Lippen.
,,Ich bleibe für immer bei dir" flüsterte er genauso leise und drückte seine Lippen wieder auf ihre.
Luna strich mit den Fingerspitzen über die Haare in seinem Nacken. So weich. Ihm entwich ein kehliger Laut und er drückte sie noch fester an sich.
Dann löste er sich leicht von ihr und Luna öffnete die Augen.
Sie sahen sich an.
,,Ich verspreche dir, dich nie zu verlassen" sagte er nun.
,,Das Versprechen hast du mir schon gegeben" erwiderte sie lächelnd.
,,Ich kann es nicht oft genug sagen. Ich werde dich immer lieben" meinte er.
,,Immer ist eine sehr lange Zeit" Sie sah in seine wunderschönen Augen.
,,Ich weiß" erwiderte er und legte dann seine Lippen wieder ganz leicht auf ihre.
Ein Rascheln ließ sie auseinander schrecken. Angespannt sah Luna sich um. Es hörte sich an wie etwas Großes. Links neben ihr fingen die Blätter an, sich zu bewegen und Luna hielt die Luft an.



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Hey hey liebe Leser,
da bin ich wieder. Ich hoffe ihr habt Spaß bis jetzt. Was denkt ihr, kommt aus dem Gebüsch? Schreibts in die Kommentare!
Und daaaaaankeeeee für 350 Reads!!! Ihr seid klasse! *-*
Viele liebe Grüße
eure Lou

Die Entdeckung Mittelerdes Where stories live. Discover now