Kapitel 20

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Schwere, dunkle Wellen schwappten an den Rumpf des Schiffes und gaben dumpfe Laute von sich. Die Nacht war schwarz, als hätte jemand in einem fensterlosen Raum, das Licht ausgeschaltet. Ruhig schwappte das Boot über die Wellen. Das Schaukeln wiegte alle Pasagiere in den Schlaf.
Luna lag in Marcs Armen. Ihre Brust bewegte sich synchron zu seinen Atemzügen. Ihre Augen rollten unter den Lidern.
Sie stand inmitten von weißem Nebel. Egal wohin sie schaute, sie sah nichts als Helligkeit.
Ihre Füße trugen sie automatisch in irgendeine Richtung. Die Landschaft veränderte sich. Ein Meer umgab sie, still und ohne Leben.
Plötzlich spürte sie wieder die Präsenz, die schon in der Vergangenheit mit ihr gesprochen hatte.
,,Was willst du?" rief sie aufgebracht in den Himmel. Sie wollte schöne Träume und keine verrückten, bestückt mit durchgeknallten Stimmen.
,,Dich auf den vorgeschriebenen Weg leiten" antwortete die Stimme, des Wesens.
,,Warum? Ich will nach Hause" erwiderte sie trotzig.
,,Du wirst mir danken, wenn du endlich verstehst" sagte die Stimme und Luna glaubte einen Hauch von Ärger in ihr zu hören.
,,Was wirst du tun?" fragte sie weiter.
,,Das, werde ich tun" antwortete das Wesen und mit jedem Wort das es sprach, kam mehr und mehr Wind auf, bis sie sich in einem tosenden Sturm befand.
Das Wasser ereichte sie nicht und doch geriet sie langsam in Panik.
Es ist nur ein Traum, versuchte sie sich einzureden.
Irgendwann musste sie aufwachen. Jedenfalls hoffte sie, dass es so war.
Und wieder berührte sie die heißkalte Hand am Kopf und Luna fiel in tiefe Schwärze.

,,Luna, wach auf"
Jemand rüttelte sanft, aber bestimmt an ihrer Schulter.
Sie öffnete die Augen einen winzigen Spalt, nur um sie kurz danach wieder zusammen zu kneifen. Es war noch stockduster und Marc rüttelte nochmal, aber hartnäckiger als zuvor, an ihrem Körper.
,,Es ist mitten in der Nacht. Warum weckst du mich?" murrte sie schlaftrunken.
,,Wir geraten in einen Sturm. Ich möchte nicht, dass du aus dem Bett fällst, weil das Schiff so sehr schaukelt"
Augenblicklich war Luna hellwach. Der Traum, konnte das sein? War es möglich, dass...?
Sie tat das alles als Zufall ab, doch in ihrem Hinterkopf brodelte dunkle Erkenntnis.
Marc beobachtete sie immer noch.
,,Ja, ich komme gleich nach" meinte sie.
Er musterte sie noch kurz zweifelnd, ging dann aber aus dem Raum.
Als die Tür hinter ihm zuschlug, ließ sich Luna stöhnend in die Kissen zurücksinken. Ihr kam alles so falsch vor. So viele Zufälle gab es doch gar nicht. Oder doch?
Irgendwann kam sie zu dem Schluss, dass sie jetzt keine vernünftige Lösung finden würde.
Luna hiefte ihren müden und schwerfälligen Körper aus dem Bett und zog sich dann langsam an.
Sie hatte keine Vorstellung wie spät es war, doch die Dunkelheit war so tiefschwarz, dass es circa um zwei oder drei Uhr sein musste. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie nicht einmal wusste, welchen Monat sie hatten, geschweige denn, welchen Tag.
Beim Anziehen ihrer Hose taumelte sie und musste sich an der Wand abstützen. Das Schiff machte immer größere und wildere Bewegungen. Erschrocken dachte sie wieder an ihren Traum.
Es war Zufall, versuchte sie sich einzureden.
Luna verdrängte diesen Gedanken wieder. Sie hatte jetzt größere Probleme. Sie zog sich ihre restlichen Sachen über und ging dann, Marc folgend, aus der Tür.

Die Entdeckung Mittelerdes Where stories live. Discover now