Kapitel 23

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Luna saß auf dem Boden und lehnte den Kopf an die Wand. Sie befand sich auf der Brücke und kämpfte schon seit einer halben Stunde gegen die Übelkeit, die der Wellengang mit sich brachte.
Währenddessen beobachtete sie, wie die Crewmitglieder in den Raum rannten, mit dem Kapitän sprachen und wieder heraus liefen.
Wie ein Bienenstock, schoss es ihr durch den Kopf.
,,Hey Luna, geht's einigermaßen?" fragte Marc, der sich neben sie gehockt hatte.
Sie nickte, aus Angst, dass sie sich übergeben musste falls sie den Mund aufmachte.
Er seufzte und ließ sich neben ihr nieder.
,,Du musst mich nicht anlügen" sagte er lächelnd.
Sie drehte den Kopf in seine Richtung und erwiderte sein Lächeln gequält.
Gerade als er etwas sagen wollte, ging ein Ruck durch das Schiff und ein grauenhaft kreischendes Quietschen ertönte.
Es war so laut, dass Luna sich die Ohren zu hielt.
So schnell wie das Geräusch kam, ging es auch wieder.
Luna vergaß ihre Übelkeit sofort und rannte zum Kapitän.
,,Was war das? Bitte sagen sie mir, dass sie wissen was das war!"
Er schaute sie einfach nur traurig an.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie wollte doch nur nach Hause. War das denn zu viel verlangt?
,,Was machen wir jetzt?" fragte sie leise.
,,Sie, machen jetzt ersteinmal gar nichts Miss Mackenzie. Setzen sie sich hin und beruhigen sich. Ich und meine Männer schauen nach, was passiert ist."
Mit diesen Worten verschwand er aus der Tür.
In dem Moment kehrte die Übelkeit zu Luna zurück. Sie ließ sich gegen die Wand fallen und rutschte daran herunter.
Erst jetzt merkte sie, dass Marc immer noch da war.
,,Warum bist du nicht mitgegangen?" fragte sie ihn verwundert.
Sprechen war eine schlechte Idee bei Seekrankheit.
,,Ich habe versprochen bei dir zu bleiben"antwortete er nur.
Dann schwiegen sie beide.
Trotz der Situation war Luna glücklich. Er hatte sich an das Versprechen gehalten. Es waren keine leeren Worte gewesen.
Das Wanken des Schiffes und die Erschöpfung der vergangenen Tage übermannten sie. Ihr Kopf rutschte wie von selbst auf Marcs Schulter, der sich inzwischen wieder neben sie gesetzt hatte.
Sie wollte nur kurz ihre Augen schließen, doch sobald ihre Lider niederfielen, schlief sie ein.

,,Du musst verstehen" sagte die Stimme.
,,Warum muss ich etwas verstehen, dass technisch gesehen nicht möglich ist?"
Luna war den Tränen nahe. Das war sie in letzter Zeit öfter, als ihr lieb war.
,,Du spielst eine große Rolle" Die Präsenz starrte sie an. Luna merkte es, auch wenn sie das Wesen nicht sehen konnte.
,,Welche Rolle spiele ich? Welche Rolle spielst du? Wer bist du? Oder soll ich besser fragen: Was bist du? Warum lauerst du mir immer wieder in meinen Träumen auf, ohne mir irgendetwas nützliches zu sagen? Andeutungen helfen mir absolut nicht!"
Den letzten Satz schrie Luna förmlich in die Leere.
,,Ich komme um dich zu erinnern" sagte die Stimme. Gemeinerweise beantwortete das Wesen nur die letzte Frage.
,,Woran erinnern?" fragte sie fordernd.
,,Es ist Zeit aufzuwachen. Du hast lange genug geschlafen"
Das bekannte Gefühl der heißkalten Hand, ließ sich wieder auf ihrem Kopf nieder und Luna fiel. Immer weiter und weiter in eine namenlose, unendlich weite Schwärze.

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