Kapitel 27

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,,Aua" Luna rieb sich eine schmerzende Stelle am Hinterkopf. Stirnrunzelnd sah sie sich um und merkte, dass sie im Sitzen eingeschlafen war.
Inzwischen sah man am Horizont schon die ersten Sonnenstrahlen, aber wirklich viel erkennen konnte man nicht.
Das Rauschen der Wellen schlug laut gegen das Schiff und der Sand knirschte unter dem Rumpf des Bootes.
Sand? Verwirrt schaute Luna über den Rand des Rettungsbootes.
Der Strand war weiß und verlief circa hundert Meter nach rechts, bis er auf eine steile Felswand traf. Die grauen Klippen ragten steil in den nachttrüben Himmel und bildeten einen krassen Konstrast zu dem weißen Strandsand.
Die linke Seite von Lunas Sichtfeld wurde von der gegenüberliegenden Steinwand ausgefüllt. Luna legte ihren Kopf in den Nacken und versuchte das Ende des Felsens zu erfassen, doch die Wand war so hoch, dass das nicht möglich war und sie sich nur ein beklemmendes Schwindelgefühl einfing.
Als sie die Kante mit den Augen verfolgte, bemerkte sie, dass die Bucht in der sie gelandet waren, komplett von steilen, grauen Klippen umgeben war. Sie waren gefangen. Hoffentlich wusste Marc einen Ausweg.
Apropos! Wo war er?
Suchend stand sie auf und drehte sich im Kreis, was das Boot mit einem beunruhigenden Knarren quittierte.
Als sie nichts fand, entschied sie sich, selbst auf die Suche zu gehen.
Luna setze ihren Fuß in den schneeweißen Sand und sank prompt bis zum Knöchel ein, sodass ihre dunkelblauen Sneakers sich mit den kleinen kratzenden Körnern füllten.
Fluchend schüttelte sie ihren Fuß, was aber nur dazu führte, dass der Sand auch unter ihre Fußsohle rutschte.
Sie gab es auf und versuchte stattdessen den Sand einfach zu ignorieren.
Ihr größtes Problem war ersteinmal Marc wiederzufinden.
In der Bucht sah sie ihn nicht, also rief sie so laut sie konnte seinen Namen.
Niemand antwortete ihr.
Seufzend stapfte sie weiter und rief immer wieder nach Marc.
Nachdem sie nun die ganze felsumschlossene Bucht abgesucht hatte, machte sich Panik in ihr breit. Vielleicht war er über Bord gegangen, während sie geschlafen hatte.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen und sie ließ sich in den Sand plumpsen, um in Ruhe nachdenken zu können. Oder um einfach nur zu heulen.
Doch noch bevor sie mit einem von beidem anfangen konnte, hörte sie gedämpfte Schritte im Sand.
Sie drehte den Kopf und entdeckte ihn am Rand der Bucht, direkt unter einer besonders überstehenden Klippe.
Einen kleinen Freudenschrei ausstoßend, rannte sie auf ihn zu und warf sich in seine Arme.
,,Was ist denn mit dir los?" fragte er besorgt, als er die Tränen in ihren Augen sah.
Sie lächelte nur und fragte stattdessen:,,Wo warst du?"
,,Ich habe einen Ausgang gefunden, komm" Er nahm ihre Hand und führte sie zu einer schmalen Spalte, die tief in den Fels ragte.
,,Bist du sicher, dass wir da durch kommen?" fragte sie verunsichert. Der Gang schien ihr doch sehr schmal zu sein.
Marc schenkte ihr ein Grinsen.
,,Wenn du dich dünn machst"
,,Warst du schon auf der gegenüberliegenden Seite?" fragte sie weiter.
,,Nein"
,,Gibt es nicht einen anderen Weg?"
,,Nein"
,,Aber..."
,,Vertrau mir" Er sah ihr fest in die Augen.
Luna musste sofort an ihren Verrat, den Kuss mit Jake, denken. Wie konnte sie nur so dumm gewesen sein?
Als ob er ihre Gedanken lesen könnte, verhärteten sich seine Gesichtszüge und er wandte sich ab.
,,Marc..."
,,Komm jetzt. Ich will herausfinden, wo wir sind"
Mit starken Gewissensbissen folgte sie ihm in die Dunkelheit des Felsdurchganges, bis sie die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte.
Mehr stolpernd als gehend, bewegten sie sich fort. Nachdem sie gefühlte Stunden durch den Gang gelaufen waren, konnte Luna endlich einen Lichtpunkt entdecken, der das Ende des Tunnels ankündigte. Das wurde aber auch Zeit!
Ohne auf ihre Schritte zu achten, lief sie schneller. Plötzlich gab der Boden unter ihren Füßen nach und sie rutschte kreischend in eine Erdspalte.
Fast augenblicklich wurde ihr ein Arm um die Taille geschlungen und zog sie wieder hoch.
Sie zitterte am ganzen Körper und drückte sich fest an Marcs Brust...
...und spürte auch ihn zittern.
Erschrocken blickte sie zu ihm auf und sah tausende Gefühle über sein Gesicht huschen, von denen sie aber nur ein paar wirklich deuten konnte. Zum einen war da Angst und Wut, aber zum anderen sah sie auch seine Verletztheit. Und Eifersucht?
Sie wusste nicht, warum sie das so überraschte.
Schnell wandte er den Blick wieder ab, aber es war bereits zu spät.
Sie wusste was er fühlte und es brach ihr das Herz ihn so zu sehen.
,,Das sollte nicht zur Gewohnheit werden!" knurrte er.
Für einen absurden Moment wusste sie nicht, was er damit meinte, doch dann fiel ihr auf, wie oft sie in letzter Zeit von etwas heruntergefallen, abgerutscht oder gestürzt war. Peinlich berührt folgte sie ihm, diesmal auf den Weg achtend, bis sie den Ausgang des Tunnels erreichten.

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