Kapitel 26

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Ihre Hand griff im letzten Moment nach dem Bootsrand und hielt sich dort, mit aller Kraft die sie aufbringen konnte, fest.
Luna hörte sich selbst kurz ungewollt aufschreien, als das Holz ihr in die immernoch verletzten und verbundenen Handflächen schnitt.
,,Hilfe!" rief sie, so laut sie konnte.
Ein Poltern ertönte aus dem Boot und sie merkte, dass sich dort etwas bewegte. Dann wurde der verhedderte Seilzug betätigt und das Rettungsboot kam in eine einigermaßen gerade Position.
Langsam rutschten Lunas Finger ab.
,,Marc, bitte!"
Ihre Verzweiflung nahm immer mehr zu. Warum half er ihr nicht?
Das Boot seilte sich nun langsam in Richtung Wasser ab, doch all dies interessierte sie nicht.
Sie spürte, wie erst ihre eine Hand und dann ihre andere Hand abrutschte. In einem kurzen Moment sammelten sich Tränen in ihren Augen, dann fiel sie.
Luna streckte ihre Hände so hoch sie konnte in die Luft, in der Hoffnung, dass jemand sie festhalten würde, aber ihre Füße durchbrachen nur allzu bald die Wasseroberfläche, ohne dass sie Hilfe bekam.
Selbst durch das Tosen und Rauschen des Sturmes konnte sie hören, wie das Rettungsboot nur wenige Zentimeter neben ihrem Kopf aufschlug.
Erschrocken, aber gleichzeitig dankbar, griff sie nach dem Boot und hielt sich dort fest. Die Kälte griff nach ihr und wollte sie nach unten ziehen. Krampfhaft krallte sie sich an das Boot. Sie wollte es nie wieder loslassen aus Angst, für immer verloren zu sein.
Endlich spürte sie, wie sie in das Boot gezogen wurde. Sobald sie über den Rand des Bootes hinweg war, blieb sie am Boden liegen, zitternd und keuchend.
Ihre Kleidung klebte an ihrem Körper. Der Wind, der über ihre nassen Sachen hinweg stürmte, ließ sie unkontrolliert mit den Zähnen klappern.
Dann wurde eine Jacke über sie gelegt und sie hörte Motorengeräusche. Die Augen geschlossen, bekam sie noch mit, wie eine warme Hand sich auf ihren Rücken legte.
Sie versuchte zu schlafen, aber die Kälte hielt sie wach.
Irgendwann richtete sie sich auf und setzte sich neben Marc, der das Boot steuerte.
Luna hatte erwartet, dass er einen Arm um sie legte um sie ein wenig zu wärmen, sodass sie sich auch an seine Schulter lehnen konnte, aber er saß nur stumm da und starrte geradeaus.
,,Was ist los?" fragte sie ihn leise und mit zittriger Stimme.
,,Was soll los sein?" stellte er die Gegenfrage.
,,Du bist so abweisend" sagte sie dann und hoffte, dass er dies nicht als Beleidigung ansah.
,,Es ist nichts" erwiderte er etwas zu scharf.
Verwirrt sah sie ihn an. Marc schloss kurz müde die Augen und rang sich dann ein kleines Lächeln ab.
Dann legte er einen Arm um sie und zog sie noch enger an sich.
Luna merkte, wie seine Wärme auf sie über ging und wie sich dadurch auch die bleierne Müdigkeit wieder einstellte.
Langsam döste sie ein.
Marc dachte wohl, sie würde schon schlafen, denn er flüsterte sehr, sehr leise, fast als hätte er zu sich selbst gesprochen:,,Du hast ihn ja nur geküsst"
Erschrocken zuckte Luna zusammen und hob den Kopf.
,,Du hast uns gesehen?" fragte sie genauso leise.
Er nickte kaum merklich mit dem Kopf.
Luna musste sofort an den Augenblick denken, als sie etwas in den Schatten zu sehen geglaubt hatte, aber nicht wusste was es war.
Sie wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzten, als er ihr zuvor kam.
,,Schlaf jetzt! Es war ein anstrengender Tag"
,,Aber..."
,,Bitte" Es hörte sich schon fast wie ein Flehen an.
Widerwillig legte sie ihren Kopf wieder an seine Schulter und schlief schneller ein, als sie erwartet hatte.

Die Entdeckung Mittelerdes Where stories live. Discover now