Kapitel 43

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Der Traum, den sie in dieser Nacht hatte, war anders als die bisherigen. Sie hörte die Stimme, aber sie war nicht klar. Nur einzelne zusammenhanglose Worte waren zu verstehen.
Worte, wie ,,Weg", ,,Schicksal" oder ,,Prophezeihung". Es war, als bestehe eine Bild- und Tonstörung. Alles war irgendwie verzerrt. Das einzige was sie wieder klar und deutlich mitbekam, war ihr Sturz in einen bodenlosen, tiefschwarzen Abgrund.
Sie schlug die Augen auf, fiel aber dennoch weiter. Verwirrt dachte sie, dass sie noch träumte, aber dann hörte sie Schreie, panische Rufe und dann kam sie auch schon auf einem hölzern klingenden Untergrund auf. Ihre Knie schlugen hart auf und sie musste sich zur Seite abrollen, um sich nicht noch heftiger die Beine abzuschürfen.
Luna hob den Kopf, um sich umzusehen, aber etwas fiel auf sie drauf und ihr Kopf würde wieder nach unten gedrückt. Sie stützte sich mit den Armen auf und strampelte mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte. Irgendwann war sie endlich frei, sodass sie nun bemerkte, dass einer der Zwerge auf ihr gelandet war. Genauer gesagt war es Fili, der sich nun stöhnend selbst aufrichtete. Um sie herum lagen alle anderen Zwerge, die das selbe taten.
Unruhig wanderte Lunas Blick über die Umgebung. Sie befanden sich auf einer Plattform, über ihnen ein Tunnel und um sie herum ein Gitter, dass eine erschreckende Ähnlichkeit mit Knochen hatte, wobei sie nicht genau beurteilen könnte, ob es sich dabei um menschliche Knochen handelte. Obwohl sie das eigentlich auch gar nicht wissen wollte.

Ein schlecht gezimmerter Holzweg führte von der Plattform weg. Und genau aus dieser Richtung kamen plötzlich Schreie und Rufe, die nichts mehr menschliches an sich hatten. Wie gebannt starrten sie und die Zwerge in diese Richtung.
Plötzlich schob sich eine Hand in ihre und Luna erschrak. Sie blickte auf in Marcs Gesicht, der ernst zu ihr hinunter schaute.
,,Bleib immer dicht bei mir, okay?", sagte er.
Sie nickte nur. Die Angst vor dem Unbekannten hatte ihr die Sprache verschlagen.
Und dann geschah alles ganz schnell.
Eine Gruppe von Wesen stürmte um die Ecke, direkt auf sie zu. Sie sahen fürchterlich entstellt aus, hatten vernarbte und schwulstige Gesichter und Körper. Die Kreaturen waren schnell und hatten die Gemeinschaft erreicht, bevor auch nur einer von ihnen die Möglichkeit hatte, eine Waffe zu ziehen. Lunas Hand wurde der von Marc entrissen und ihre Arme wurden von kalten, klebrigen Händen festgehalten. Sie wehrte sich vehement,  doch am Ende waren sie alle gefangen und wurden hintereinander vom Plateau geführt. Je weiter sie gingen, desto lauter wurden die animalischen Laute, die von den Felswänden wiederhallten. Fast schon hatte sie das Gefühl, es wären Anfeuerungsrufe.
Das Etwas hinter ihr stieß sie weiter, weil sie langsamer geworden war. Über ihr in den Felsen knackte es und als sie nach oben sah, endeckte sie zu ihrem Schrecken noch mehr von diesen Kreaturen.
Ihr würde etwas von hinter gegen den Kopf geknallt damit sie wieder nach unten sah. Schmerzerfüllt stieß sie die Luft aus und versuchte den pulsierenden Schmerz in ihrem Hinterkopf zu ignorieren. Der Weg machte eine Biegung und plötzlich war die ganze Gruppe in einer großen Höhle. Überall waren die Kreaturen, die auch ihre Gruppe gefangen hielten.
Sie wurden weiter geführt und das Brüllen um sie herum wurde immer lauter. Der Weg ging jetzt unter ihnen in einen dunklen Abgrund und Luna versuchte so weit wie möglich in der Mitte zu gehen, aus Angst, das Wesen hinter ihr könnte auf die Idee kommen, sie dort hinunter zu werfen.
Als sie es wagte, den Blick wieder zu heben, erschrak sie dermaßen, dass sie über ihre eigenen Füße stolperte. Vor ihnen ragte eine großer Thron auf, der über und über mit Knochen gespickt war. Die grässlichen Wesen rannten überall umher, schlugen sich gegenseitig und brüllten andauernd. Doch am schlimmsten war das riesige Monster, dem sie sich nun gegenüber sah. Es hatte einen fetten Bauch und war mit Warzen und Geschwulsten übersät. Dazu roch es in seiner Nähe unglaublich nach Abfällen und Schwefel. Auf seinem Kopf trug es eine aus Knochen bestehende Krone. Wenn Luna das richtig deutete, hatte man sie vor den König geführt.
,,Das sind Orks",flüsterte ihr eine Stimme zu. Sie drehte leicht den Kopf und sah Kili neben sich stehen. Er lächelte ihr aufmunternd zu.
,,Keine Angst, wir kommen hier heil raus",fügte er noch hinzu, wurde dabei aber von dem Orkkönig unterbrochen.
,,Was seid ihr?",fragte dieser. ,,Diebe, Plünderer, Räuber?"
,,Zwerge und Menschen, mein Gebieter",antwortete ihm einer seiner Lakaien. Der König ließ seinen Blick über die Gruppe schweifen umd blieb dann an Lunas Schwert hängen.
,,Nehmt ihnen die Waffen ab!", befahl er. Die Orks rissen reichlich brutal an ihren Waffengürteln. Luna versuchte sich zu wehren, aber gegen diese gewalttätige Kraft hatte sie keine Chance. Innerhalb kürzester Zeit war sie ihr Schwert los, dass auf einen großen Haufen zu den anderen Waffen geworfen wurde.
Der Orkkönig hob ein Metallstück aus dem Waffenstapel, dass verdächtig nach einem Kerzenhalter aus Bruchtal aussah.
,,Zwerge, die mit Elben gemeinsame Sache machen?", fragte er misstrauisch.
Lunas Blick glitt zu Bofur, der peinlich berührt den Kopf einzog.
,,Nur ein kleines Souvenir ",murmelte er.
Der Ork schmiss den Kerzenhalter wieder zurück und hob eines der Schwerter auf. Luna glaubte sich zu erinnern, dass es Thorin gehörte. Erschrocken wichen alle Orks ein Stück zurück.
,,Das ist Orkrist. Es tötete hunderte Orks in den großen Schlachten", sagte er ehrfürchtig . Es wirkte fast so, als hätte er Angst es könnte ihn sofort anspringen und töten wollen.
Und dann schien er unglaublich wütend zu werden.
,,Bringt den Zerschmetterer, den Knochenbrecher. Fangt mit der jüngsten an", sagte er und seine Augen hefteten sich auf Luna. Ängstlich trat sie einen Schritt zurück, aber sofort legte sich eine Hand grob auf ihren Rücken und drückte sie wieder nach vorn.
,,Nein!", ertönte eine Stimme. Thorin drängte sich durch die Zwerge. Luna sah, wie Balin ihm etwas zuflüsterte, doch er schüttelte nur leicht den Kopf, den Blick unverwandt auf den Orkkönig gerichtet.
Dieser sah erst erstaunt und dann belustigt auf den Zwerg hinunter.
,,Na wen haben wir denn da? Seht euch das an! Thorin, Sohn des Thrain, Sohn des Thror. König unter dem Berge"
Der Ork verbeugte sich tief und spöttisch vor Thorin.
,,Oh, ich vergaß ",fügte er noch hinzu, ,,ihr habt ja gar keinen Berg mehr und du bist auch kein König! Was dich im Grunde zu einem Niemand macht!" Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort:
,,Ich kenne jemanden, der einen guten Preis für deinen Kopf zahlen würde. Und zwar nur den, ohne etwas dran. Vielleicht weißt du ja, von wem ich spreche. Er ist ein guter alter Feind von dir. Ein bleicher Ork auf einem weißen Warg"
Thorin sah ungläubig zu dem Ork hinauf.
,, Azog der Schänder wurde vernichtet! Er wurde im Kampf getötet vor langer Zeit!", erwiderte er, doch der Ork lachte nur und wandte sich dann an einen seiner Lakaien, der in einer Art Seilzug saß.
,,Sende eine Nachricht an den weißen Ork",befahl er ihm, ,,und lass ihn wissen, dass wir haben, was er will"
,,Und jetzt", fügte er hinzu, ,,Tötet die anderen"

Hey liebe Leser!
Ich weiß, das Kapitel ist kurz, aber es kommt bald das nächste. Und wiedermal muss ich euch für die vielen Votes und Kommentare danken. Ihr seid echt die besten!
Also dann bis bald.
Viele liebe Grüße
Von eurer Lou

Die Entdeckung Mittelerdes Where stories live. Discover now