Kapitel 32

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Gandalf der Zauberer brach aus dem Dickicht hervor und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Luna atmete auf. Es war also kein wildes Tier. So langsam machte sie sich Sorgen um sich selbst, wenn sie bei jedem noch so kleinen Geräusch in Panik verfiel.
,,Ihr werdet bei Bilbo Beutlin das Abendessen bekommen" sagte der Zauberer, während er Luna und Marc durch den Wald führte.
,,Aber er wird uns niemals reinlassen" gab Luna zu Bedenken.
,,Oh, er wird euch reinlassen. Da bin ich mir sicher" meinte Gandalf verschwörerisch und zwinkerte ihr zu.
Luna seufzte und steckte die Hände in ihre Hosentaschen. Dabei spürte sie etwas kaltes und als sie es herausholte, hielt sie das Taschenmesser ihrer Mutter in den Händen. Nachdenklich drehte sie es und strich mit dem Finger über die Verzierungen am Griff, die aussahen wie kleine Ranken mit winzigen Knospen, die kurz davor waren aufzugehen. Und wieder einmal fragte sie sich, wer ihre Mutter war und wohin sie verschwunden war. Gedankenverloren strich die über den Griff des Messers und erschrak: Die Knospen waren plötzlich zu vollen roten Blüten geworden und strahlten rotes Licht aus. Lunas Hand zitterte als das Messer immer wärmer wurde und schließlich wurde es so heiß, dass sie es quietschend auf den Waldboden fallen ließ.
Marc stand sofort neben ihr.
,,Was ist los?" Luna deutete mit dem Finger auf das Messer, dass nun schwach glimmend auf der Erde lag. Vorsichtig streckte sie die Hand aus und tippte es an. Jetzt war es nicht mehr heiß, sondern lauwarm. Sie hob es auf und betrachtete es eindringlich. Auf einer Seite des Griffes hatte sich das Holz verfärbt. Es sah so aus, als ob es verkokelt wäre und als Luna es berührte, zerbröselte es und gab den Blick frei, auf einen kleinen Hohlraum im Inneren des Griffes. Eine winzige Papierrolle steckte dort drin. Luna friemelte sie heraus und entrollte sie. Das Blatt war übersät mit kleinen Zeichen die sie nicht kannte. ,,Gandalf? Was ist das?" fragte sie den Zauberer, der ihnen neugierig zugeschaut hatte.
Er nahm ihr den Zettel ab und betrachtete ihn sehr lange. ,,Woher hast du dieses Messer?" fragte er plötzlich.
,,Meine Mutter hat es mir überlassen" antwortete Luna. ,,Was sind das für Zeichen ?"fragte sie wieder, doch Gandalf antwortete ihr nicht, sondern starrte wieder konzentriert auf das Papier.
,,Hallo? Was bedeutet das?"sagte sie nun deutlich lauter. Endlich blickte er auf.
,,Das ist ein elbisches Gedicht" antwortete er.
,,Was für ein Gedicht?" fragte Luna irritiert.
,,Ein Gedicht, von den hohen Elben Lothloriens geschrieben" sagte Gandalf. ,,Doch der Inhalt ist verworren" Er strich mit einem Finger über das leicht vergilbte Papier.
,,Was steht denn da?" wollte Luna wissen.
,,Hên in tâd erdhyn. Thiannen os in ertho-amarth. Mîn bardor a meleth, in cilme dannatha. Heb-ten ibardor, imeleth gwae-barad. Heb-ten imeleth, ibardor erthatha.
No-gor hên in tâd erdhyn. Bardor gwae naur, meleth gwae môr"
Gandalf sah noch immer auf den Zettel.
,,Und was heißt das übersetzt?" fragte Marc.
,,Kind der zwei Welten" übersetzte Gandalf langsam. ,,Geboren um das Schicksal zu vereinen. Zwischen Herkunft und Liebe, die Entscheidung muss fallen. Wählt es die Herkunft, die Liebe geht verloren. Wählt es die Liebe, die Herkunft wird fallen. Doch sei gewarnt Kind der zwei Welten: Herkunft wird Feuer, Liebe wird Dunkel"
Erstaunt zog Luna die Augenbrauen hoch. ,,Und was soll das nun wieder heißen?"
,,Darüber machen wir uns später Gedanken. Jetzt haben wir ersteinmal einen Termin bei Herrn Beutlin"
Der Wald lichtete sich und die Hügelsiedlung lag wieder vor ihnen.
,,Ah, da kommen ja schon die anderen Gäste" sagte Gandalf plötzlich.
,,Welche anderen Gäste? " fragte Luna, doch sobald sie es ausgesprochen hatte, sah sie, was der Zauberer gemeint hatte. Sieben Gestalten wanderten über die Wege zwischen den Hügeln und waren offenbar auf der Suche nach etwas. Selbst aus der Entfernung konnte Luna hören wie sie sich stritten. ,,Wer ist das?" wollte sie wissen.
,,Das, liebe Luna, sind Zwerge, die uns begleiten werden" antwortete er.
,,Sieben Zwerge? Sind wir etwa in Grimm's Märchen gelandet?"sagte Marc belustigt. Gandalf warf ihm einen verwunderten Blick zu, sagte jedoch nichts dazu. Luna grinste in sich hinein und folgte dem Zauberer, der jetzt auf die Zwerge zuhielt.
Je näher sie der Gruppe kamen, desto mehr hatte Luna das Gefühl, dass diese Zwerge absolut nichts gemein hatten, mit den Zwergen aus Schneewittchen. Erstmal waren diese Zwerge größer als sie sich Zwerge vorgestellt hätte. Und dann sahen sie auch wesentlich rauer aus. Einem steckte sogar eine abgebrochene Axt im Kopf. Gandalf unterhielt sich mit den Zwergen, als würden sie sich schon ewig kennen und deutete dann mit dem Finger auf einen der Hügel. Die Zwerge bedankten sich überschwänglich und wanderten dann weiter zu dem Hügelhaus. Gandalf lächelte Luna aufmunternd zu.
,,Es wäre besser, wenn wir ihnen folgen. Sonst bleibt unserem lieben Herrn Bilbo noch das Herz stehen"
Die Zwerge hatten die runde, grüne Tür schon erreicht und klopften nun eifrig an. Der Zauberer und die beiden Reisenden, stellten sich hinter sie und beobachteten, wie die Zwerge sich allesamt gegen die Tür drängten, um den besten Blick zu haben.
Plötzlich öffnete sich die Tür und ein vollkommen überrumpelter Bilbo sah zu, wie die Zwerge gemeinsam durch die Tür fielen. Ein wirrer Haufen aus Armen, Beinen und schimpfenden Köpfen versuchte sich wieder aufzustellen. Als schließlich wieder Ordnung herrschte, schmissen alle Zwerge ihre Mäntel auf Truhen, hängten sie über Stuhllehnen oder drückten sie einfach Bilbo in die Hand.



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450 Reads *-* Jippieee!!!
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Falls ihr Rechtschreibfehler findet, bitte sagt es mir. Ich lese meine Kapitel zwar immer nochmal Korrektur, aber mir rutschen trotzdem manchmal Fehler durch.
Also scheut euch nicht und sags mir.
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Viele liebe Grüße
eure Lou

Die Entdeckung Mittelerdes Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt