5 - Montag Nachmittag

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Nachdem wir die Campustour erfolgreich hinter uns gebracht haben, sind Avery und ich wieder in unserem Zimmer. Doch während sie sich nochmal eine Runde aufs Ohr legt, versuche ich vergeblich Tyler zu erreichen. Ich habe immer noch keine Nachricht von ihm bekommen und auf meine Anrufe reagiert er auch nicht. Daher beschließe ich zu erst ein mal Joey zu fragen, ob sie mich ins Danas begleitet. Glücklicherweise hat sie direkt vorgeschlagen Nummern auszutauschen, sodass ich ihr jetzt ohne Probleme eine Whatsapp schreiben kann.

Keine zwei Sekunden später kommt ihre Antwort. Avery die Schlafmütze lasse ich mal weiter schlafen, lege ihr aber einen Zettel auf ihr Handy auf dem steht wo wir sind, für den Fall, dass sie nachkommen will.

"Ready?", frage ich Joey und hüpfe fröhlich im Flur  zu ihr hin, woraufhin angesprochene nur eifrig nickt und sich kurzer Hand später bei mir einhakt um gemeinsam aus dem Wohnheim zu laufen. Alle hier sind super freundlich, man grüßt sich und unterhält sich mit den verschiedensten Leuten. Wir haben heute bei der Tour schon mindestens 10 andere Mädels kennengelernt, die auch in unserem Wohnheim wohnen. Vermutlich meldet sich Tyler auch deswegen nicht, schließlich ist jeder am College neu und alle versuchen Freunde zu finden und Bekanntschaften zu machen.

"Einen Kaffee mit Milch bitte.", ich bin an der Reihe und gebe Dana passend das Geld für den Kaffee in die Hand und lasse dann ein bisschen Kleingeld in die Trinkgeldkasse fallen.

"Wo ist denn dein süßer Freund, meine kleine?", sie gibt mir den heißen roten Becher und strahlt mich an.

"Ich muss sie enttäuschen, der studiert leider woanders."

"Bitte, liebes. Dutz mich. Hier sietzt mich niemand. Naja schade, man hat ja sonst nichts zum gucken.", wir beide müssen grinsen. Mit meinem Kaffee in der einen Hand und dem Portmonee in der anderen laufe ich zu Joey die schon einen Tisch am geöffnetem Fenster, von dem man raus auf den Innenhof des Campus sehen kann, organisiert hat.

"Kannst du glauben, dass wir die nächsten drei Jahre hier wohnen werden?", schwärmt Joey vor sich hin und nimmt einen Schluck von ihrem Latte macchiato.

Sie studiert Marketing Design im Hauptfach wie ich bereits vorhin erfahren habe. Avery studiert Modedesign, was wie die Faust aufs Auge passt. Ihr Style ist außergewöhnlich und ziemlich cool.

„Hier werden wir uns wohl fühlen.", nicke ich entspannt und lehne mich auf meinem Ellbogen ab, der auf der großen Lehne des braunen Ledersessels liegt.

„Hey Ladies, ihr seid Erstis, oder?", spricht uns ein Typ von hinten an und gibt uns jeweils einen Flyer in die Hand.

„Was ist das?", fragt Joey und wir gucken beide auf die Flyer.

„Heute Abend findet die erste von vielen Partys statt. Sowas wie eine Welcome Home Party, um den Start des neuen Semesters zu feiern. Ich hoffe wir sehen uns da.", redet der braunhaarige Junge drauf los und guckt zwischen Joey und mir hin und her.

„Vielleicht kommen wir." antwortet Joey selbstsicher und flirtet leicht mit dem Jungen.

„Dann bis später.", verabschiedet er sich und verschwindet schon aus dem Café, um jetzt Mädels auf dem Hof anzusprechen.

„Willst du da wirklich hin?", frage ich und gucke auf den Flyer.

„Klar. Die Ersti-Woche ist doch bekannt für die Partys. Nur so können wir Kontakte knüpfen.", antwortet sie und guckt mich an als wäre ich geistig verwirrt.

„Ich komme nur, wenn Avery auch kommt.", sage ich lächelnd und trinke einen Schluck aus meinem Becher.

„Dann fragen wir sie doch. Avery, hast du Lust heute Abend mit uns feiern zu gehen?", spricht Joey über meinen Kopf hinweg an Avery gerichtet die gerade zur Tür rein ist und hält den grünen Flyer hoch. Timing ist alles.

„Immer!", ruft sie aufgeregt und setzt sich auf meine Lehne auf der bis gerade noch mein Arm Platz genommen hat. Ich lege den Arm um sie, sodass nun sie meine Lehne ist. Ich fühle schon jetzt eine enge Verbindung zu Avery. So schnell habe ich mich noch nie so gut mit jemandem verstanden. Sie kann ich mir als beste Freundin vorstellen. Ich habe zwar Liz, Hannah und Peyton, die mir wirklich viel bedeuten und mit denen ich über alles reden kann. Allerdings habe ich dennoch oft gemerkt, dass die drei sich schon einige Jahre länger kennen als mich.

„Wo findet der Spaß denn statt?", fragt Avery und nimmt meinen Flyer vom Tisch.

„Das ist Nates Verbindung. Ich fasse es nicht, dieser Verräter wollte mir sagen, wenn es coole Partys gibt.", empört sie sich über ihren Bruder und nimmt einen Schluck von meinen Kaffee.

„Ih. Kein Zucker?", fragt sie und schluckt widerwillig runter. Joey und ich lachen und ich nehme schnell wieder den Becher an mich.

„Oh hey, da muss ich ran gehen. Bis gleich.", sage ich schnell und verschwinde nach draußen auf den Hof um den Anruf meiner Mom entgegen zu nehmen.

„Hey, Mom.", sage ich und halte mein Handy ans Ohr.

„Hallo, mein Schatz.", erwidert diese freudig.

„Wie geht es dir nach deiner ersten Nacht im neuen Heim?", spricht sie weiter und klingt ganz aufgeregt.

„Wirklich gut. Meine Mitbewohnerin, ein Mädchen aus einem anderen Zimmer und ich sind gerade in einem kleinen Café.", antworte ich und gucke die beiden Mädels an, die sich unterhalten.

„Das freut mich für dich, Spätzchen. Wie war die Ankunft. Hat Tyler es noch nach Washington geschafft?", erkundigt sie sich und klingt beruhigt.

„Ja er ist angekommen. Sein Mitbewohner scheint auch cool zu sein, wie geht's Jonah?", frage ich nach und gehe ein Stück die Wege im Innenhof entlang um mich unter den großen alten Laubbäumen vor der Sonne zu schützen.

„Auch gut. Lilly und er sind gestern aus dem Camp wieder gekommen. So braun gebrannt habe ich ihn noch nie gesehen.", lacht sie und steckt mich sogleich mit an.

Leider konnte ich mich nicht von Jonah verabschieden, weil er über den Sommer in Italien war. Dafür haben wir gestern als ich im Auto war und er im Flieger gefacetimed.

„Ja ich habs gesehen. Warum werde ich nicht so braun?", erwidere ich ironisch. So braun wie Jonah werde ich zwar nicht, aber meine Haut ist von der Sonne dieses Jahr schon ganz schön gut getönt. Kommt vermutlich daher, dass Tyler und ich fast ständig zum See gefahren sind.

„Ach Schätzchen, vergiss nicht, dass ihr das beide von eurem Vater habt. Ich bleibe immer Blass.", lacht sie und hat Recht. Mein Vater wird immer braun, wobei Mom immer helle Haut hatte. Irgendwie passt es aber auch zu ihr.

„Na schön. Ich will dich nicht weiter stören. Hab Spaß und melde dich bald mal.", fügt meine Mom hinzu und legt nach einer kurzen Verabschiedung auf.

Mit meinem Handy in der Hand laufe ich zurück zum Café in dem ich inzwischen auch Nate sehen kann. Er sitzt auf meinen Platz, weswegen ich mich nun auf Joeys Lehne setze.

„Also wie kommt es, dass ihr so unterschiedlich ausseht?", fragt Joey jetzt neugierig. Einen Satz den ich nie selbst gefragt hätte, der mich aber durchaus interessiert.

„Wir haben unterschiedliche Väter. Unsere Mom kam kurz nach Nates Geburt mit meinem Dad zusammen.", antwortet Avery und guckt dabei zu Nate runter, der nur nickt.

„Wie groß ist euer Altersunterschied?", fragt Joey nun wieder weiter und rückt im Sessel weiter nach vorne.

„Ich bin 18 und er vor einem Monat 20 geworden.", antwortet Avery wieder für die beiden.

„Alles gute nachträglich.", erwidert Joey jetzt aufgeregt und auch ich Murmel ein ‚Alles Gute.'

„Danke. Ist ja schon ein Weilchen her.", spricht der immer leicht angespannt aussehende Junge vor uns weiter und guckt zu erst zu Joey und dann hoch zu mir.

Wir verweilen kurz in einem Blick bis ich mich leicht überfordert aus seinen eiskalten Augen Winde.

„Also dann sehen wir uns alle heute Abend?", spricht er weiter und steht von seinen Platz auf. Oder eher meinem Platz.

„Auf jeden Fall.", antwortet Joey und Avery nickt eifrig.

„Brooke?", spricht er mich nun persönlich an bis auch ich ein erschrockenes Nicken von mir gebe.

„Dann bis später.", mit diesem Satz haut er ab und aus der Ferne sieht man ihn nur noch mit dem Handy am Ohr vom Campus runter laufen.

Outsider - Beneath the SurfaceWhere stories live. Discover now