67 - Freitag Nacht

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Ich schrecke auf und drehe mich zum Fenster. Tylers Kopf taucht hinter der Glasscheibe auf und seine Fingerknöchel klopfen dagegen.

Schnell lege ich den Laptop auf den Nachttisch und stehe aus meinem Bett auf, um ihm das Fenster zu öffnen.

"Netter Pulli.", sagt er lächelnd und zieht mit an der Bauchtasche des Hoodies zu sich.

Wieder mal trage ich seinen Pullover. Er ist so groß, dass meine kurze Sporthose darunter kaum zu sehen ist.

"Was tust du hier?", frage ich und lächle breit, als ich meine Arme um seinen Nacken lege und er mich umarmt.

"Ich musste dich sehen.", antwortet er und ich nicke.

Ich habe ihn seit gestern Nacht nicht mehr gesehen.

"Ruby ist heute gefahren.", sagt er und ich ziehe ihn am Arm mit mir zum Bett und setze mich auf die Kante.

"Ich weiß. Ich habe gesehen wie deine Mom sie weg gebracht hat.", erwidere ich und er nickt.

"Sie wollte nicht, dass ich sie fahre. Deswegen hat Mom sie gefahren.", er guckt zum Boden.

"Wie geht's dir?", frage ich und er zuckt mit den Schultern.

"Ich hasse es sie so verletzt zu haben. Ich wünschte ich hätte mit ihr Schluss gemacht, sobald du mir erzählt hast, dass du mich noch liebst. Ich wusste in dem Moment, dass das mit Ruby nicht halten würde. Ich bin mit ihr zusammen geblieben, weil ich sie nicht verletzen wollte, aber dann auf der Party.. dass ich dich meine Freundin genannt habe, hat sie mehr verletzt als alles andere was ich hätte tun können.", antwortet er und sieht wirklich geknickt aus.

"Sie war für mich da und ich habe sie hängen lassen.", fügt er hinzu und ich nicke.

"Tut mir leid, dass ich dich in diese Situation gebracht habe.", entgegne ich und er legt seine Hand auf mein Bein.

"Du kannst nichts dafür. Es ist meine Schuld, dass ich so ausgerastet bin. Nur deswegen ist mir das raus gerutscht.", erwidert er und lächelt mich leicht an.

Seine Haare sind zerzaust und die Augen leicht gerötet. Die Sache scheint ihn wirklich mitzunehmen.

"Seid ihr jetzt.."

"Ja. Wir haben uns getrennt.", antwortet er, bevor ich zu ende reden kann und ich presse meine Lippen zusammen.

Er dreht sich zu mir und guckt mich mit seinen warmen Augen an.

"Hätte ich gewusst, dass du dich nur nicht gemeldet hast, weil du dachtest ich würde dich ignorieren, dann hätte ich nie mit anderen geschlafen.", sagt er und ich nicke.

"Ty... Wie viele waren es?", frage ich und will am liebsten gar nicht wissen was er getan hat, als er dachte ich hätte die Sache mit ihm so komisch beendet.

Tyler ist nicht die Art Kerl die einfach darüber weg kommt und sich auf das Lernen konzentriert. Nein.. er ist die Art Kerl die sich betrinkt und Mädchen flachlegt, um über seinen Kummer hinweg zu kommen.

"Ich war verletzt und.."

"Nein babe, ich weiß. Ich halte dir das nicht vor.", unterbreche ich ihn und lächle sanft.

"Babe?", fragt er mich und zieht eine Augenbraue hoch.

"Tut mir leid. Das ist mir so rausgerutscht.", antworte ich und spüre wie meine Wangen rot werden.

"Mir gefällts.", erwidert er und kommt mir näher.

Seine großen Hände legen sich auf meine Taille und er küsst mich. Es fühlt sich alles so surreal an. Vor 3 Tagen lag ich mit Nate im Bett und habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe. Jetzt sitze ich hier mit Tyler und küsse ihn.

"Willst du wirklich wissen wie viele es vor Ruby waren?", fragt er und ich überlege.

"Nein.", antworte ich und setze mich auf seinen Schoß.

"Kannst du hier übernachten? Ich habe seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen.", sage ich und streiche durch seine Haare.

Seine Augen leuchten auf und wir müssen beide lächeln.

"Hast du noch immer Alpträume?", fragt er und guckt mich eindringlich an.

"Ja, aber es wurde besser. Bis Mittwoch habe ich fast immer 7 Stunden geschlafen. Die letzten drei Nächte habe ich insgesamt 7 Stunden geschlafen.", antworte ich und gucke zur Seite.

"Ich schlafe gerne hier.", erwidert er und ich küsse ihn als Antwort.

Ich stehe schnell auf und laufe zum Badezimmer.

"Bin gleich wieder da.", sage ich und drehe mich nochmal zu ihm um.

Er nickt und ich schließe die Tür hinter mir und laufe zum Waschbecken.

Nachdem ich meine Zähne geputzt und mein Gesicht gewaschen habe, trage ich schnell nochmal meine Creme auf. Ich ziehe mir die kurze Hose und den Pullover aus und schmeiße beides in den Wäschekorb. Das lange Shirt, welches ich zum schlafen anziehe, geht fast über meinen Po.

Als ich wieder zurück in mein Zimmer gehe, liegt Tyler schon im Bett, auf seiner normalen Seite am Fenster. Sein freier Oberkörper sieht so gut aus wie früher. Vielleicht ist er sogar ein bisschen muskulöser geworden. Er hat schließlich ein Sportstipendium.. kein Wunder, dass er trainiert ist.

Ich lege mich neben ihn und er lächelt mich an und zieht mich an der Taille näher zu sich.

"Du siehst gut aus.", flüstert er mir ins Ohr und ich kichere kurz, wie ein verknalltes Mädchen.

"Du auch. Bist du muskulöser geworden?", frage ich und er lacht.

"Musst du gerade sagen. Spüre ich da etwa Bauchmuskeln.", fragt er zurück.

Ich ziehe scharf die Luft ein, als seine Finger über meinen Bauch fahren und spanne mich an.

"Ich boxe jetzt.", antworte ich hauchend leise.

"Mein Mädchen ist jetzt Sportlerin.", bei den Worten mein Mädchen geht mein Herz auf.

Das er so viel nicht weiß fühlt sich komisch an. Er weiß nichts von den Dingen die mir in den letzten Monaten wichtig geworden sind. Er weiß nichts von den Problemen. Er kennt meine beste Freundin nicht. Genau so wenig weiß ich über ihn. Es wird ewig dauern alles zu erzählen und es fühlt sich schrecklich an, dass er nicht dabei war, um es mit mir zusammen zu erleben.

Das erste Semester hat mich wirklich verändert. Ich habe das Gefühl von zu Hause auszuziehen hat mich erwachsen werden lassen. Ich wünschte ich hätte es mit Tyler teilen können.

"Es klingt schön, wenn du mich dein Mädchen nennst.", erwidere ich leise und gucke zu ihm hoch.

"Willst du das denn sein?", fragt er ebenso ruhig und guckt mir in die Augen.

"Meinst du damit, dass wir wieder zusammen wären?", fragt ich zurück und lächle.

"Ich weiß, dass es früh ist. Im Grunde bin ich seit einem Tag Single und du seit drei Tagen, aber wäre dein Wichser von Ex-Freund nicht gewesen hätten wir uns nie getrennt.", antwortet er.

Ich setze mich auf und drehe mich zu ihm.

"Ich will mit dir zusammen sein.", sage ich und er fängt direkt an zu grinsen, zieht mich ruckartig zu ihm und küsst mich dann langsam und leidenschaftlich.

"Ich liebe dich."

"Ich dich auch, Kleine."

Outsider - Beneath the SurfaceOnde histórias criam vida. Descubra agora