35 - Freitag Morgen

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Tylers Sicht:

Es kitzelt mich an der Wange. Mein Kopf brummt wie wild.

Ich reibe mir durch die müden Augen und gucke mich um. Das erste was mir auffällt ist der große Stundenplan in bunter Schrift, mit einem Haufen Stern-Stickern, der gegenüber von mir an der Wand hängt. Erst danach die hellbraunen Haare, die mich im Gesicht kitzeln. Kurz erschrecke ich mich, als das Mädchen neben mir laut schnarcht, während ich ihren Arm von mir runter schiebe.

Vorsichtig stehe ich auf, bedacht darauf sie nicht zu wecken. Keine Lust auf eine langweilige Unterhaltung, ob wir uns wieder sehen und wann ich sie denn anrufen würde.

Ich ziehe meine Hose an und schnappe mir mein Handy vom Nachttisch. Eine Nachricht von Felix taucht auf meinem Display auf, aber ich beschließe sie erst gleich zu lesen, wenn ich aus diesem Zimmer weg bin.

Mein T-Shirt kann ich beim besten Willen nicht finden und auch mein Portmonee scheint verschwunden, aber das könnte ich überall verloren haben und als das Mädchen erneut schnarcht und sich umdreht, beschließe ich ohne mein Shirt zu gehen.

Kurz erwische ich mich dabei, wie mein Blick auf ihren nackten Oberkörper fällt, als ich mich zusammenreiße und leise die Türklinke runter drücke.

Ihre Mitbewohnerin ist zum Glück nicht da, dafür sind allerdings schon ein paar Mädels auf dem Flur des Wohnheimes.

"Uhhh, Tyleer.", ruft mir Vanessa zu.

"Psscht!", deute ich ihr mit meinem Finger auf dem Mund, als ich schlussendlich die Tür hinter mir schließe.

"Dein Shirt liegt auf der Treppe.", erwidert sie lachend und geht dann in ihr Zimmer.

Bei ihr ist es mir nicht peinlich. Sie war vor zwei Wochen noch bei meinem Mitbewohner Felix im Bett und ich habe sie dabei erwischt, wie sie sich morgens rausgeschlichen hat, mit einem verstohlenen Grinsen, welches ich nur erwidern konnte. Apropos Felix.

Ich krame mein Handy aus der Hosentasche und lese seine Nachricht.

Felix Woods: Ich habe dein Portmonee, Matthews.

Tyler Matthews: Danke.

Eine Sorge weniger. Zwei, wenn man bedenkt, dass mein T-Shirt auf der Treppe liegt. Mit schnellen Schritten laufe ich den endlos wirkenden Flur runter und zur Treppe, auf dessen Geländer mein blaues Adidas Shirt liegt.

Die Blicke der Mädchen sind mir nicht entgangen. Es könnte an meinem nackten Oberkörper liegen, aber wenn ich ehrlich bin ist es vermutlich der Fakt, dass ich hier ein uns aus gehe, als sei es mein eigenes Heim.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Mädels mich beim rausschleichen erwischen. Einige von ihnen rollen mit den Augen, die anderen tuscheln und wieder andere kichern.

Seitdem die Sache zwischen mir und Brooke aus ist, habe ich mich mit allen Mitteln versucht von ihr abzulenken. Alkohol, Gras, Mädchen und an einem Abend sogar Koks. Gar nicht meins, nebenbei bemerkt.

Sie hat einen Freund und ist glücklich ohne dich. Vergiss sie, so wie sie dich. Rufe ich mir wieder die Worte ins Gedächtnis, die mich davon abhalten sollen, sie anzurufen. Sie würde eh nicht antworten, dafür ist zu viel passiert. Es ist zu spät.

Ich ziehe mir mein Shirt über und trabe die Treppenstufen mit durchgedrückten Beinen runter. Dass ich schwanke bemerke ich erst, als ich unten ankomme. Anscheinend habe ich gestern etwas zu tief ins Glas geschaut. Nichts neues, wenn man die letzte Wochen in Betracht zieht.

Dass ich immer noch voll bin ist allerdings komisch. Normalerweise habe ich eine ziemlich hohe Hemmschwelle was Alkohol betrifft, abgesehen davon ist es schon 10 Uhr. Allmählich sollte der Alkohol mal meinen Blutkreislauf verlassen haben.

Outsider - Beneath the SurfaceWhere stories live. Discover now