50 - Samstag Nacht 2

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"Brooke.", ruft mir Nates Stimme hinterher, als ich oben im Flur vor unseren Zimmern ankomme und die Augen zusammenpresse.

Ich will nicht mit ihm reden. Ich kann jetzt nicht mit ihm darüber reden. Das alles... das alles ist viel zu viel für einen Abend.

"Komm mit.", sagt er, ohne dass ich mich umdrehe und zieht mich am Arm mit in sein Zimmer.

"Nate.", erwidere ich nur erschrocken, als ich in seinem Zimmer stehe und er die Tür hinter sich zudrückt.

"Hast du das gerade wirklich so gemeint?", fragt er und kommt mir näher.

Ich weiß nicht was ich sagen soll. Genau deswegen wollte ich erstmal eine Nacht schlafen. Mir ist gar nicht aufgefallen wie schnell er sich vorhin wieder sein Hemd angezogen hat, als er mir nach unten gefolgt habe, aber jetzt sehe ich, dass die Knopfleiste falsch zugeknöpft ist und kann mich nur noch darauf konzentrieren.

"Was meinst du? Ich habe viel gesagt.", lenke ich ab und drehe mich um, um auf sein Bett zuzulaufen und mich darauf fallen zu lassen.

"Den Part, wo du gesagt hast, dass du mich liebst.", sagt er und lässt sich nicht, von meinem Versuch das Thema zu wechseln, stören. Er setzt sich neben mich, sodass unsere Knie sich an der Bettkante berühren.

"Können wir nicht über etwas anderes reden? Das war ein langer Abend.", erwidere ich und lasse mich mit meinem Körper zurück fallen.

"Nein.", er überrascht mich mit seiner Antwort, sodass ich mich jetzt auf meinen Ellbogen hochstütze.

Ich kann ihm nicht sagen, dass das was ich gesagt habe ernst gemeint war. Mich ihm so zu öffnen wäre mir schon vor der ganzen Steven Sache schwer gefallen, aber wenn ich es ihm jetzt sage, dann stelle ich ihn vor die Wahl: Entweder, er entscheidet sich gegen mich und kann so weiter für das kämpfen woran er glaubt, oder er entscheidet sich dafür mit mir zusammen zu sein, kann dafür aber nicht mehr auf alle aufpassen.

"Darf ich dich was fragen?", sage ich leise und richte mich wieder auf, drehe mich zu ihm und lege mein eines Bein angewinkelt auf sein Bett.

"Alles."

"Wenn ich dich lieben würde, würde das irgendetwas an unserer Situation ändern, oder würde ich mich nur verletzlich machen?", meine Stimme ist ruhig, entkräftet und ehrlich.

Er ist ruhig und guckt zur Seite.

Sein Kopf senkt sich, während ich nur erschöpft lächle und mit meinem Finger unter seinem Kopf sein Kinn hochdrücke, damit er mich ansieht.

"Siehst du? Mach dir keinen Kopf, Nate. Wir sind Freunde. Das ist alles was du gerade von mir willst und alles was du brauchst.", antworte ich, obwohl er nichts sagt.

Zum ersten Mal verstehe ich ihn. Sein Beschützerinstinkt ist eine seiner größten Eigenschaften. Eine seiner besten Eigenschaften und trotzdem habe ich einen Weg gefunden, ihn sich dafür schuldig fühlen zu lassen.

Meine Art, mit der ganzen Sache umzugehen war falsch. Ihn hat die ganze Sache mehr belastet als ich dachte. Er braucht gerade keine Sexgeschichte, oder eine Beziehung. Er braucht Freunde und genau das werde ich jetzt wieder für ihn sein.

Ich stehe auf und löse unseren intensiven Blickkontakt, um aus seinem Zimmer zu verschwinden, doch bevor das passiert, spüre ich seine Hände an meinen Hüften wie er mich zurückzieht.

Er dreht mich um und guckt mich grüblerisch an. Für ein paar Sekunden stehen wir uns einfach nur gegenüber. Dann legt er seine Lippen auf meine und gräbt seine Hand in meine Haare. Mein Bauch wird erfüllt von wild umherflatternden Schmetterlingen.

Ich bin überrascht, aber erwidere seinen langsamen, weichen Kuss und halte mich an seinen Schultern und dann an seinem Arm fest. Ich stöhne leicht in den Kuss rein. Nicht vor Lust, sondern weil ich weiß was für eine Art Kuss das ist. Es ist ein Abschiedskuss.

"Ich wünschte die Dinge würden anders stehen.", erwidert er hoffnungslos und ich lächle, während meine Hand sich auf seine Wange legt.

Seine Augen glänzen und sind ein weiterer Beweis für mich, dass er es ernst meint.

"Gute Nacht, Nate.", sage ich schlicht und nehme ihn in den Arm.

"Gute Nacht, Baby.", flüstert er mir ein letztes Mal ins Ohr und hinterlässt eine Gänsehaut auf meinem Körper, die auf meinem Nacken verharrt, bis ich wieder in meinem Zimmer bin und mich mit dem Rücken gegen die Tür fallen lasse.

Outsider - Beneath the SurfaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt