25 - Freitag Nachmittag

2.4K 76 139
                                    

"Warum so fröhlich?", fragt Avery mich als ich ins Zimmer reingehüpft komme.

"Ich habe meine erste Zwischenpräsentation hinter mir. Mein Professor liebt meine Arbeit.", fröhlich spreche ich die Worte aus und lasse mich dann neben sie auf ihr Bett fallen. Das es unter anderem auch an dem wirklich guten Sex lag, den ich vor knapp einer Stunde in der Besenkammer mit Nate gehabt habe, kann ich ihr wohl kaum sagen. Dennoch ist die Erinnerung daran Grund genug, um zu lächeln. So glücklich war ich seit langem nicht mehr.

Avery steht von ihrem Schreibtischstuhl auf und umarmt mich nun ebenfalls freudig.

"Das freut mich so für dich! Du hast es dir wirklich verdient."

"Du hast mir bei fast allem geholfen! Meine Danksagung geht an dich und die anderen.", lache ich und umarme sie ebenfalls. Avery war bei allen Shootings dabei. Sie ist wirklich ein Engel auf Erden.

"Habe ich gerne gemacht.", antwortet sie und steht wieder vom Bett auf, um sich zurück auf ihren Stuhl zu setzen.

"So, ich will dich nicht von deiner Arbeit abhalten. Ich ruh mich nochmal schnell aus.", sage ich und ziehe mir die Klamotten aus, um mich in Unterwäsche ins Bett zu legen.

Mir noch einen Schlafanzug anzuziehen, ist mir gerade einfach zu dumm. Stattdessen stecke ich mir nur Kopfhörer in die Ohren, um eine entspannte Einschlafplaylist, die ich mir mal für die Bustour, einer Klassenfahrt nach New York zusammengestellt habe, zu hören.

Meine Gedanken kreisen schon wieder um Nate. Wir hatten in den letzten zwei Wochen, also seitdem wir das mit der Freundschaft plus abgemacht haben, beinahe jeden Tag Sex. Da AJ uns  letzte Woche fast erwischt hat, mussten Nate und ich uns neue Taktiken ausdenken. Die Besenkammer wird als Lieblingsort bestimmt auf der Liste weit nach oben kommen. Der einzige Mensch der da rein geht ist der Hausmeister, wenn überhaupt, denn jeder weiß, dass der Kerl unproduktiver ist, als ein Student in den ersten Wochen eines Semesters.

Mich ins Haus zu schleichen wurde immer schwieriger. Am einfachsten ist es bei Partys. Niemand merkt es, wenn man mal eben für eine halbe Stunde verschwindet. Besonders bei den großen Feiern, kriegt keiner etwas mit.

Manchmal denke ich darüber nach, ob es nicht einfacher wäre den anderen alles zu sagen. Bei Dylan und Liz wussten es früher auch alle, wenn sie was hatten, bevor sie zusammen gekommen sind. Allerdings haben alle darüber geredet und sie wurden ständig von allen gefragt was zwischen ihnen läuft. Ich nehme mich da nicht ganz raus. Auch ich habe mich ständig eingemischt. Wobei man sagen muss, dass ich Grund dafür war, warum die beiden schlussendlich zusammen gekommen sind.

Immer wieder komme ich zu dem gleichen Entschluss. Ich habe keine Lust mich irgendwem zu erklären, deshalb wird es so lange ein Geheimnis bleiben, wie ich es geheim halten kann. Die einzige bei der es mir leid tut ist Avery. Sie sollte die Wahrheit wissen. Ich hasse es sie so zu belügen.

Anfangs war es nur Heimlichtuerei, aber seit ich mir Ausreden einfallen lassen muss, um mich mit ihm zu treffen, ist es lügen geworden. Die Schuldgefühle ihr gegenüber werden immer größer. Sie ist hier meine beste Freundin.

Ich traue ihr, aber dennoch habe ich angst davor, dass sie betrunken irgendwem davon erzählt und am Ende weiß es die ganze Gruppe. Nein, das kann ich nicht zulassen.

"Brooke. Gehst du mit mir Essen?", weckt mich Avery vorsichtig und zieht mir die Kopfhörer aus den Ohren.

"Wie spät?", frage ich und sie zeigt mir ihr Display mit dem hellblauen Ozean als Hintergrundbild.

"20:00 Uhr schon.", sage ich und stehe auf. Ich ziehe meine Klamotten wieder an und laufe mit ihr zur Mensa.


Nates Sicht:

Outsider - Beneath the SurfaceWhere stories live. Discover now