44 - Mittwoch Abend

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"Warum hast du mir nicht früher davon erzählt?", fragt Avery und setzt sich ebenfalls auf ihr Bett, auf der linken Seite des Zimmers. Ich gucke aus dem Fenster in den Garten. Die Wiese ist wirklich weitläufig. Das die Jungs damals an dieses Haus gekommen sind, grenzt an ein Wunder.

Ich habe Avery endlich erzählt, was letzten Sommer passiert ist. Keine Ahnung wie es mir bei Nate so leicht fallen konnte, ihm alles so schnell anzuvertrauen.

Bei ihr ist es gerade viel schwieriger. Zu mal ich nichts bei ihr triggern will mit meinen Erfahrungen.

"In Fall River weiß jeder davon. Als ich hier aufs College kam hat mich endlich mal niemand angeguckt wie ein angeschossenes Hündchen. Tut mir leid, dass ich es nicht erzählt habe.", sage ich ehrlich und lehne mich zurück gegen ihr Kissen.

"Es braucht dir nicht leid tun. Wer könnte dich besser verstehen als ich? Seit alle davon wissen, behandelt mich niemand mehr wie davor. Ich würde alles dafür tun wieder unsichtbar zu sein.", erwidert sie und ich nicke.

"Du warst nie unsichtbar, Ave. Dafür hast du einen zu ausgefallenen Style.", lache ich und sie nimmt mich in den Arm.

"Bin ich die einzige die davon weiß?", fragt sie nach.

"Du, deine Mutter und Nate. Vor ihr ist es mir raus gerutscht. Er weiß es schon eine Weile. Er hat gemerkt wie ich jedes Mal zusammengezuckt bin, wenn er mich am Rücken berührt hat, oder mir allgemein zu nahe gekommen ist .. und deshalb.."

"Du brauchst dich nicht erklären, Brooke.", unterbricht sie mich und ich nicke.

Ich liege in ihrem Arm, während ich ihren Kuschelkäfer in der Hand halte und mir wieder mal die Kulleraugen angucke. Dieses Kuscheltier wirkt irgendwie beruhigend auf mich.

"Du magst ihn, habe ich Recht?", bricht sie die Stille und ich setze mich auf.

„Wen? Mr.Peanut?", frage ich grinsend und halte ihren Marienkäfer hoch.

„Haha.", sagt sie und rollt mit den Augen.

"Wir sind befreundet.. natürlich mag ich ihn."

"Du weißt wie ich das meine.", sie legt ihren Kopf schief, mit einem Blick der alles sagt.

Sie weiß es.

"Es ist egal, was ich für ihn empfinde. Er hat die Sache zwischen uns beendet, bevor ich herausfinden konnte, ob da mehr sein könnte.", erwidere ich vage.

"WAS? Wieso?", fragt sie nach und ich zucke mit den Schultern.

Wenn ich ihr sage, dass er denkt er kann nicht auf sie Acht geben, wenn er mit mir zusammen ist, dann gibt sie sich nur selbst die Schuld daran. Das letzte was ich gebrauchen kann ist noch eine Person, die sich unnötigerweise die Schuld für etwas gibt, für das sie nichts kann.

"Ist egal, es ist vorbei.", erwidere ich, während ich aufstehe und sie seufzt.

"Alles klar, wir sehen uns später. Ich treffe mich gleich mit meinen Eltern bei Danas.", erwidert sie. Anscheinend merkt sie, dass ich nicht weiter darüber reden will.

Für solche Sachen liebe ich sie. Ich würde vermutlich weiter nachhaken, weil ich zu neugierig wäre.

"Bis später.", sage ich und umarme sie zum Abschied.

Ich gehe ins Badezimmer, welches von unserem Zimmer direkt an Averys Bettende abgeht. Meine Klamotten werfe ich in den Wäschekorb, um erstmal eine Dusche zu nehmen. Glücklicherweise haben wir ein eigenes Badezimmer, denn das Bad im Flur kann man nicht richtig abschließen. Es hat zwar ein Vorhängeschloss, aber das wurde sehr provisorisch von Parker angebracht und man kann die Tür mindestens 5 cm aufmachen, wenn das Vorhängeschloss dran ist.

Outsider - Beneath the SurfaceWhere stories live. Discover now