71 - Dienstag Abend

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"Gefällt die die Deko nicht?", fragt meine Mom enttäuscht.

Mit ihrer roten Zipfelmütze sieht sie wirklich süß aus. Sie kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Ihr schwarzes Glitzerkleid kratzt an meinem Kinn.

"Doch! Ich liebe es.", erwidere ich und wische mir die Tränen weg.

"Wieso weinst du dann? Ist es wegen Nate?", fragt sie und ich schüttle meinen Kopf.

Ich habe ihr gestern alles erzählt und auch von Tyler und mir berichtet. Sie konnte es nicht fassen, dass mein Dad, ihr Ex-Mann, so etwas tut. Auch von Nate war sie schwer enttäuscht.

"Nein, Mom. Ich weine, weil es so schön ist.", antworte ich und reibe über ihren Rücken.

"Du bist echt so eine Heulsuse.", entgegnet Jonah und läuft an uns vorbei zum Sofa.

Ich rolle meine Augen und lache leicht, als auch meine Mutter lacht und sich von mir löst.

Gemeinsam setzen wir uns auf das weiße Sofa. Das ganze Wohnzimmer ist geschmückt. Lichterketten, ein riesen Weihnachtsbaum, der bestimmt 4 Meter hoch ist, Weihnachtskugeln und Tannengirlanden überall im Raum. Sogar an unsere Socken, die über dem Kamin hängen wurde gedacht. Mom, Jonah, Brooke.

Dads Socke hängt zum ersten Mal nicht.

"Danke, dass ihr euch so eine Mühe gemacht habt.", sage ich und umarme Jonah.

"Gerne und jetzt lass mich los.", erwidert er und drückt mich weg.

Er ist so ein typischer Jugendlicher geworden. Das Alter 16 tut ihm gar nicht gut. Er kann noch so abweisend sein, ich weiß, dass er sich niemals so viel Mühe beim schmücken gegeben hätte, wenn er mich nicht lieben würde.

Mom und Jonah wollten unbedingt, dass ich oben bleibe. Sie tuen wirklich alles dafür, dass es mir besser geht. Auch, wenn ich jetzt mit Tyler zusammen bin und es mir fantastisch gehen sollte, denke ich immer wieder an alles, was in den letzten Monaten passiert ist. An Nate, meinen Vater... und diesen Deal.

"Mach dein Geschenk auf, Spätzchen.", lockt meine Mutter mich aus meinen Gedanken und gibt mir ein rechteckiges Paket.

Ich öffne die rote Schleife und lege sie neben mich. Dann das braune Packpapier, hinter dem ein weißer Apple-Karton auftaucht.

"Oh Mom.. danke!", sage ich berührt und drücke sie, als ich das I Pad auf meinem Schoß liegen habe.

"Ich habe gedacht, dass das bestimmt gut für die Uni ist.", erwidert sie und ich nicke.

"Es ist perfekt.", versichere ich ihr und Jonah holt eins seiner Geschenke unterm Baum hervor.

Die Zeit vergeht. Jonah hat einen neuen Laptop bekommen und wir beide noch Kleinigkeiten. Meine Mom ist wirklich über ihre eigenen Grenzen hinausgegangen. Wir kriegen schon immer viele Geschenke, aber dieses Jahr hat sie nochmal einen drauf gesetzt.

"Mom, kann Tyler gleich kommen?", frage ich als wir am Ende von 'der Gringe' ankommen.

"Klar, süße. Lad ihn ein, er kann auch noch was essen, wenn er will.", erwidert sie und ich lache.

"Ich bin mir sicher, dass er schon gegessen hat, aber danke.", sage ich und schreibe ihm eine Nachricht.

Keine fünf Minuten später klopft es an der Haustür. Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen.

"Seit wann kommt er bitte vorne rum?", frage ich und stehe auf, um zur Tür zu gehen.

Ich ziehe wieder meine High Heels an. Jonah ist schon in seinem Schlafanzug, aber ich wollte Tyler unbedingt mein dunkelrotes Kleid zeigen und die schwarzen Schuhe gehören einfach zu dem Outfit.

Outsider - Beneath the SurfaceWhere stories live. Discover now