42 - Montag Mittag

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Ich habe mich dazu entschieden heute nicht zum Unterricht zu gehen. Nach meinen Fehlversuchen die rot-blauen Flecken an meinem Hals abzudecken, wurde mir schnell klar, dass jeder merken würde, was passiert ist.

Die Nachricht, dass Steven der Typ war, der hier Reihenweise Mädchen unter Drogen gesetzt hat ist rumgegangen wie ein Lauffeuer. Joey hat mir berichtet, dass mein und Averys Name ebenfalls gefallen sei, sie aber alle Vermutungen abgestritten hat.

Die Nacht war grausam. Maximal zwei Stunden konnte ich meine Augen schließen und schlafen. Es war das erste Mal seit Monaten, dass ich alleine übernachtet habe. Ich wusste nicht, dass Averys Präsenz so eine Auswirkung auf mich hat, zumal sie eine so ruhige Schläferin ist, dass ich meistens nicht mal mitbekomme, wenn sie da ist, aber mein Körper merkt es unterbewusst anscheinend doch. Um genau zu sein, habe ich seit der Nacht in der Liberty High nicht mehr alleine geschlafen. Tyler hat fast jede Nacht bei mir verbracht und falls er es mal nicht konnte, waren immer entweder die Mädels, oder Jonah bei mir im Zimmer.

So sehr ich dagegen ankämpfe, nachts kommen meine Ängste immer wieder durch und bereiten mir die Alpträume, von denen ich seit Monaten geplagt werde.

Wie sehr ich mir Nate neben mir gewünscht hätte ist unbeschreiblich. Ich war mehr als ein mal kurz davor ihn anzurufen, aber nachdem er mich gestern so plötzlich abserviert hat, wollte ich nicht angekrochen kommen, weil ich Angst alleine habe.

Ich weiß er wäre gekommen, weil er sich Sorgen gemacht hätte und nicht will, dass es mir schlecht geht, oder ich mich nicht sicher fühle, aber nachdem wir was miteinander hatten, können wir nicht mehr so befreundet sein, wie wir es miteinander waren.

Mal abgesehen von den körperlichen Gefälligkeiten, habe ich mich ihm anvertraut und ihm Dinge erzählt, die ich sonst niemanden erzähle. Ich habe ihn so nah an mich ran gelassen, dass ich Gefühle für ihn entwickelt habe, die weit über Freundschaft hinaus gehen.

Das er nicht dasselbe fühlt wie ich habe ich gestern deutlich zu spüren bekommen. Zwischenzeitlich habe ich wirklich gedacht er würde mich ebenfalls mögen, aber wenn ich damit recht gehabt hätte, hätte er das zwischen uns niemals beendet.

Herauszufinden wie ich mich jetzt von meinen Gefühlen entfernen kann, während ich vortäusche nichts hätte sich geändert, außer dem Fakt, dass wir jetzt keinen Sex mehr haben, wird verdammt schwierig werden.

„Sie können sie jetzt mitnehmen.", wendet Dr. Sutton sich an mich und reißt mich aus meinen Gedanken.

Ich stehe von dem ungemütlichen Stuhl auf, der sich vor Averys Krankenzimmer befindet. Die Nacht, die sie Avery zur Beobachtung hier behalten wollten ist um und ich kann sie glücklicherweise mitnehmen. Avery hat mit ihrer Mom gesprochen und ihr gesagt, dass sie weiterhin auf dem Campus wohnen will.

„Also ihr ruft mich an, wenn ihr da seid. Ich komme morgen vorbei.", richtet sich Susan an uns, die gemeinsam mit mir gewartet hat, um Avery in Empfang zu nehmen.

„Danke, Mom. Wir sehen uns morgen.", Avery gibt ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange und zieht sie in eine enge Umarmung.

„Danke, dass du sie abholst, Brooke.", Susan überrascht mich indem sie mich ebenfalls zum Abschied umarmt. Es sollte mich eigentlich nicht überraschen, da ich inzwischen weiß, dass Avery ihre herzliche, offene Art von ihr hat.

"Gerne. Bis morgen.", erwidere ich und laufe mit Avery in Richtung Parkplatz, während sie wieder ins Krankenzimmer geht, um nochmal mit Dr. Sutton zu sprechen.

Als wir endlich im Auto sitzen lässt Avery sich auf der Beifahrerseite in den Sitz fallen. Keine Ahnung worüber ich mit ihr reden soll. Die Dinge mit ihr zu besprechen über die wir sonst so reden fühlt sich falsch an, aber über die Sache mit Steven zu reden bereitet mir eine riesen Angst. Etwas falsches zu sagen und sie zu verletzen, oder zu beschämen, würde mich umbringen.

Outsider - Beneath the SurfaceWhere stories live. Discover now