40 - Sonntag Vormittag

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"Sie möchte mit dir reden.", Nates Vater, Michael zieht seine Mundwinkel leicht nach oben, aber die Sorgen um seine Tochter zeichnet sich durch sein ganzes Gesicht. Ich hebe meinen Kopf von Rockys Schulter.

Joey, Logan, Parker und AJ sind bereits mit Nates Wagen nach Hause gefahren. Außer mir und Rocky ist nur noch Averys Familie hier.

Ich konnte glücklicherweise ein bisschen schlafen, aber vor einer Stunde ist Avery aufgewacht und seitdem sitze ich hier mit Rocky und warte, dass ich zu ihr kann. Nate, seine Eltern und die Ärztin waren bei Avery und haben mit ihr geredet.

"Weiß sie alles?", frage ich vorsichtig nach und gucke zu ihm hoch.

"Sie weiß, dass du sie verteidigt hast und Nathan dir dann geholfen hat. Sie kann sich an nichts erinnern, aber sie hat bestimmt noch ein paar Fragen an dich.", antwortet Susan für ihren Mann und legt ermutigend ihre Hand auf meine Schulter.

"Soll ich ihr alles erzählen?", frage ich nochmal nach, unsicher darüber, ob Avery die ganze Wahrheit so schnell vertragen kann.

"Sie weiß schon recht viel. Beantworte einfach ihre Fragen, so gut du kannst.", antwortet sie und ich nicke.

Obwohl ich die ganze Zeit darauf gewartet habe endlich zu ihr zu können, fällt es mir jetzt schwer sie zu sehen.

"Kannst du mitkommen?", richte ich mich nun an Nate, dessen Augen dunkle Ringe umranden. Seine Haare sind zerzaust und er guckt vom Boden zu mir hoch.

Er nickt und legt seine große Hand auf meinen Rücken, um mich in Richtung Tür zu schieben. Er merkt wie ich stocke und drückt selbst die Klinke runter um reinzugehen.

"Brooke?", Averys gebrechliche Stimme löst in mir eine Heidenangst aus. Sie ist mir so wichtig geworden, dass mir das Blut bei dem Anblick ihrer glänzenden Augen, in den Adern gefriert.

"Hey.", mein Versuch meine Stimme sanft klingen zu lassen scheitert erheblich, als meine raue, stumpfe Stimme ertönt.

Ihr Blick wird geschockter und sie beißt sich sorgend auf die Lippe. Ohne weiter darüber nachzudenken laufe ich zu ihr und lege meine Arme um sie. Für ein paar Minuten verweilen wir in dieser Position, während sich ihr leises Schluchzen neben meinem Ohr anhört, wie sich mein schlimmster Alptraum anfühlt.

"Tausend Dank.", sagt sie schließlich leise und ich drücke sie nochmal kurz fest an mich, bevor ich mich ein Stück löse und zu ihr auf das Krankenbett setze.

Nate stellt sich an ihr Fußende und stützt sich mit den Händen auf dem Geländer ab.

"Du musst mir nicht danken. Das ist selbstverständlich.", krächze ich heiser und streiche ihr lächelnd eine Strähne aus dem Gesicht.

"Ist es nicht. Du hast dich ihm in den Weg gestellt. Du hast mir geholfen, obwohl er so viel größer und stärker ist als du.", erwidert sie und schüttelt den Kopf.

"Ich würde es jedes Mal wieder tun."

Sie nickt und beißt noch immer auf ihrer Lippe rum. Die trockene Haut ist rissig und an ihrer Unterlippe ist eine kleine Schwellung. Man merkt wie nahe ihr die Sache geht.

"Er hat dich verletzt. Du müsstest hier liegen.", sagt sie nach einer kurzen Pause und drückt meine Hand.

"Mir geht es gut.", lüge ich.

Körperlich geht es mir mies, alles schmerzt.

Dennoch geht es mir seelisch eigentlich nur wegen Avery nahe. Wäre Nate nicht durch die Tür gekommen in dem Moment, würde es mir vermutlich elendig gehen, aber so lange er bei mir ist, fühle ich mich so unglaublich sicher, dass ich mir um mich, ab dem Zeitpunkt als er da war, keine einzige Sekunde Sorgen gemacht habe.

Outsider - Beneath the SurfaceDove le storie prendono vita. Scoprilo ora