53 - Mittwoch Vormittag

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"Eins, Zwei.", sagt Nate und ich presche meine Fäuste gegen die Polster.

"Nate, du kannst mich heute Abend wirklich nicht alleine lassen.", sage ich und führe unser Gespräch weiter, während ich weiter boxe.

"Eins, Eins, Zwei.", erwidert er und überlegt.

"Was wenn du den Typen magst? Ich will mich dir nicht in den Weg stellen, wenn du einen anderen aufreißen willst", fügt er hinzu und ich stelle mich hin, ziehe die Handschuhe aus und gucke ihn mit ernstem Blick an.

Bei dem Wörtern einen anderen beiße ich mir auf die Lippe. Es klingt so, als wäre er noch im Spiel, was er für mich auch auf jeden Fall ist.

Er scheint ebenfalls gemerkt zu haben was er damit gesagt hat und versucht schnell eine Ausrede zu finden.

"Also du weißt was ich meine.."

"Ich werde ihn nicht mögen.", sage ich schnell und lächle sanft.

Wenn da noch irgendwas zwischen uns ist muss ich es einfach wissen. Manchmal habe ich das Gefühl er gibt mir Signale, aber wir sind generell so eng miteinander, dass diese Signale auch einfach nur freundschaftlich sein könnten.

"Brooke, ich habe nichts dagegen. Wir sind befreundet.", er kratzt sich verlegen am Hinterkopf.

Immer wenn ich gerade Hoffnung habe, dass da wieder was zwischen uns sein könnte, sagt er sowas wie 'wir sind befreundet', oder 'du bist so eine gute Freundin', wodurch ich direkt jeglichen Hoffnungsschimmer verliere.

"Du hast Recht. Ich gehe unvoreingenommen an die Sache. Ich meine... selbst wenn er nicht nett ist, vielleicht haben wir ja auch einfach nur wilden Sex.", sage ich, um zu ihm durchzudringen.

Sein Blick spricht Bände und die Situation wurde sehr schnell, sehr unangenehm. Den letzten Teil hätte ich wirklich weg lassen sollen.

"Wir wissen beide du bist nicht der Typ für ein One Night Stand, Brooke.", sagt er schließlich und lächelt mich an. Er hat Recht. Bisher habe ich mit zwei Typen geschlafen. Der erste war mein Freund, der zweite war.. mit dem zweiten hatte ich über Wochen beinahe jeden Tag Sex.

"Ja.. du hast Recht. Vielleicht sollte ich dennoch mal meine Herangehensweise was Jungs angeht ändern. Bisher haben mich, weder Beziehung, noch Freundschaft plus, besonders weit gebracht.", sage ich eher zu mir als zu ihm und bemerke seinen grüblerischen Blick, als ich seitlich sein Gesicht mustere, während er sich die Wasserflasche vom Bett holt.

"Du musst tun, was du für richtig hältst. Ich will nur, dass du glücklich bist.", erwidert er und gibt mir die Flasche aus der ich einen Schluck nehme.

'Alles was du tun musst, um mich glücklich zu machen, ist mit mir zusammen zu sein.' spreche ich in Gedanken aus.

Ich wische mit dem feuchten Handtuch über meinen Bauch auf dem sich Schweißperlen befinden. Ich trage nur einen Sport-BH und eine Leggings. Das Shirt habe ich in die Ecke gefeuert, als es durchnässt war.

"Du bist mein bester Freund, Nate. Falls der Typ eine komplette Nullnummer ist, zieh mich bitte unter einem Vorwand weg.", erwidere ich und lächle ihn an.

"Du weißt doch, dass ich aufpasse.", witzelt er. Ja... und wie du das tust. Manchmal mehr, als für dein eigenes Wohl gut ist.

"Danke.", erwidere ich und nutze die Chance, um ihm in die Arme zu fallen. Er hebt mich direkt hoch, um sich nicht bücken zu müssen, aber anders als früher lege ich meine Beine nicht um seine Taille, sondern lasse sie schlaff nach unten hängen.

"Gerne.", spricht er leise in meinen Nacken und ich seufze leise. So leise, dass er es kaum merkt, mich aber wieder runter lässt.

"Wir sehen uns später.", sage ich als ich sein Zimmer verlasse und die drei Schritte über den breiten Flur zu meinem gehe.

Die nächsten Stunden verbringe ich mit Duschen, lernen und den Vorbereitungen für die Party. Bis es endlich Zeit zum fertig machen ist.

Das ist die erste Party die mal wieder etwas größer ist. Unsere ganze Gruppe ist Avery zu liebe nicht mehr auf andere Partys außerhalb des Hauses gegangen. Naja, Nate zu liebe, weil Avery da nie etwas zu gesagt hat, aber Nate nicht wollte, dass wir in fremde Verbindungshäuser gehen.

Diese Party wird zwar auch von unserem Haus organisiert, aber da sie sozusagen als Abschlussparty fürs Semesterende gilt, sind heute ziemlich viele eingeladen. So viele, dass ich den Überblick verloren habe.

Ich freue mich darauf mal wieder so richtig unter Leute zu kommen, aber Nate kriegt in diesem Moment wahrscheinlich schon wieder Angstzustände.

"Avery, hast du mein dunkelrotes Kleid gesehen?", rufe ich so laut, dass sie mich im Badezimmer hören kann, während ich meine Kommode zerpflücke.

In diesem Moment finde ich das was ich gesucht habe.

"Schon gut.", rufe ich, als ich mir das Bordeaux-farbene Kleid über mein bereits geschminktes Gesicht ziehe, ohne dass Make-up darin verschwindet.

Ich ziehe das enge Kleid runter, bis der Saum an der Mitte meiner Oberschenkel liegt. Das Kleid hat dünne Träger und ist am Ausschnitt überkreuzt. Abgesehen davon besitzt es ein kleinen Cut-Out am oberen Teil meines Bauches, durch das man meine Muskel Ansätze sehen kann.

Es ist neu und sieht verdammt heiß aus. Ich trage zwar öfter mal kurze Kleider, aber dieses hier hat etwas besonderes an sich. Ich fühle mich verdammt..

"SEXY!", ruft Avery als sie mit ihrem schwarzen, kurzen Kleid aus dem Badezimmer kommt.

"Das kann ich nur zurück geben.", sage ich und wir ziehen unsere High Heels an.

"Eure Dates sind da.", ruft Nate und klopft an die Tür. Die Party ist schon am laufen, aber Avery und ich brauchten mal wieder länger.

Ich öffne die Tür, während Avery noch im Zimmer rumrennt und letzte Vorbereitungen trifft.

"Wow.", sagt Nate, als er sich zu mir dreht, sobald er die Tür sich öffnen hört.

Er mustert meinen Körper von oben bis unten und ein verschmitztes Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit. So langsam wie seine Augen über meine Beine gleiten wird mir direkt warm.. nicht im Gesicht.

"Du siehst wunderschön aus.", sagt er gedankenverloren und ich spüre wie meine Wangen rot werden.

Die Schmetterlinge kommen wieder und flattern so wild in meinem Bauch umher, dass ich meinen könnte, sie springen gleich raus.

"IHR, meintest du wohl.", sagt Avery ironisch und Nate nickt.

"Ja, Avery. IHR seht wunderschön aus.", erwidert er und guckt mich dann an.

Avery läuft augenrollend an uns vorbei und ich beiße mir auf die roten Lippen.

"Danke.", erwidere ich, als auch ich endlich aus dem Zimmer gehe und nun noch näher an Nate stehe. Unsere Gesichter sind so dicht beieinander, dass ich seinen Geruch vernehme. Er hat Parfüm benutzt. Verdammt gut riechendes Parfüm.

"Er wartet auf dich.", sagt er leise und ich rolle mit den Augen, während er lächelt.

"BROOKE!", ruft Avery und ich laufe an Nate vorbei und gehe gefolgt von ihm die Treppe runter.

"Brooke, da gibt es noch etwas, dass ich dir sagen muss.", sagt nun Avery, als wir die Treppe runter gehen und ich erwarte wieder mal das schlimmste.

"WAS?", frage ich eindringlich, aber sehe schon was sie meint, bevor sie es ausspricht.

"Hannah?", frage ich ungläubig, als ich die Brünette zwischen den Menschen im grünen Licht, im Flur sehen kann, wie sie schon einen roten Becher in der Hand hält.

Die Situation überwältigt mich, aber bevor ich darüber nachdenken kann, seit wann Avery und Hannah wieder Kontakt miteinander haben, sehe ich eine bekannte braune Frisur über Hannahs Kopf hinweg sich zu uns drehen.

Das darf nicht wahr sein. Was macht sie hier? Und vor allem.. was macht Ryder hier?

Outsider - Beneath the SurfaceWhere stories live. Discover now