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Von Sonnenstrahlen wurde ich am nächsten Morgen geweckt. Es war noch verdammt früh, aber da ich die Vorhänge nicht zugezogen hatte, war meine Nacht somit vorbei. Nach einigen nicht erfolgreichen Versuchen, noch einmal die Augen zu schließen, rollte ich mich vom Bett und schlüpfte in den Flur. Die anderen schliefen wahrscheinlich noch. 

In der Küche, deren Inhalte mir John gestern noch präsentiert hatte, kramte ich mir eine Schüssel mit Cornflakes zusammen und kochte mir einen Tee. Während ich meine Cornflakes in mich reinschaufelte, hörte ich jemanden durch die Eingangstür kommen. Ein ziemlich verschwitzter Dale stapfte in die Küche und hielt inne, als er mich am Küchentisch sitzen sah.

„Oh. Guten Morgen."

„Guten Morgen", erwiderte ich.

„Warum bist du schon wach?", fragte er, während er sich ein Glas Wasser auffüllte und in wenigen Zügen leer trank. Sein Tanktop klebte an ihm und sein Brustkorb hob und senkte sich in einem schnellen Takt.

„Ich äh... die Sonne hat mich geweckt. Hatte meine Vorhänge nicht zu", stammelte ich. „Und du? Warst du so früh joggen?"

Er füllte das Glas ein zweites Mal. „Jap. Mache ich so gut wie jeden Morgen, dann komme ich gut in den Tag rein." Mit den Worten nahm er sich auch eine Schüssel aus dem Schrank und füllte sie routiniert mit Quark, Müsli, Apfel- und Bananenstückchen und setzte sich mir gegenüber. Er roch ziemlich stark nach Schweiß, aber jemanden, der um sechs Uhr morgens joggen geht, wollte ich das nicht an den Kopf werfen.

„Soll ich dich nachher mitnehmen?", fragte Dale, während er durch diverse Social Media Apps scrollte.

„Ich kann auch den Bus nehmen", entgegnete ich, während ich auch auf mein Handy starrte.

Dale sah auf. „Ist das dein Ernst? Ich fahre so oder so mit dem Auto, also kann ich dich auch gerne mitnehmen", sagte er bestimmt. Dann stutzte er. „Oder willst du nicht mit mir gesehen werden?"

„Was? Nein, keine Ahnung. Wäre es nicht eher andersherum, hast du nicht Angst, dass deine coolen Freunde dich mit mir sehen?", fragte ich abwehrend.

Dale sah mich fragend an. „Tillie, meine Freunde wissen, dass mein Dad mit deiner Mutter zusammen ist. Ich glaube nicht, dass es irgendwer merkwürdig findet, uns zusammen zu sehen. Aber wenn du nicht willst, dann eben nicht."

Er löffelte den letzten Rest aus der Schüssel und stand dann auf. Nachdem er sein Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatte, hob er zum Abschied noch die Hand an die Stirn und verschwand dann nach oben, während Mom und John gerade herunterkamen.

„Guten Morgen!", flötete Mom und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Und, wie hast du geschlafen?"

„Gut, gut. Nur etwas zu kurz."

„Ich dachte schon, du seiest mit Dale laufen gegangen, als ich euch hier gehört habe", sagte John grinsend, während er Kaffee aufsetzte.

Energisch schüttelte ich den Kopf. „Ein paar Tage die Woche Schwimmen reichen mir vollkommen als Training."

Nach einer schnellen Dusche, einem leichten Make Up und einem nicht ganz so ergiebigen Griff in eine der Umzugskisten, klopfte ich an Dales Tür, die im selben Moment aufgerissen wurde.

„Hey, ähm, sorry wegen vorhin. Ich fahre gerne bei dir mit...", sagte ich, aber Dale ging einfach an mir vorbei.

„Dann los", rief er, während er die Treppe herunterlief.

Dales Auto war ein wenig muffig, woran aber sicherlich auch die heißen Temperaturen schuld waren. Auch gab es eine Sammlung an leeren Bierdosen und einen kleinen Aschenbecher im Getränkehalter, der eher voll als leer war.

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