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Ich habe mit Dale Collins geschlafen. Ich habe mit Dale Collins geschlafen. Ich war noch nicht einmal richtig wach, als mir dieser Gedanke durch den Kopf jagte. Hätte mir jemand zu irgendeinem anderen Zeitpunkt meines Lebens gesagt, dass das eines Tages passieren würde, hätte ich laut gelacht.

Als ich mich ein wenig ausstreckte, wurde mir auch wieder bewusst, dass ich nackt war. Und Dale an mich geklammert hinter mir lag. Sein Arm lag schwer auf meinem Oberkörper und sein Atem kitzelte meinen Hals. Dieser Anblick und die Erinnerungen an letzte Nacht ließen mich unruhig aufatmen. Dale regte sich ein wenig und legte seine Lippen an meinen Hals.

„Guten Morgen, mein Stern", murmelte er.

Seine verschlafene Stimme war tiefer als sonst, was für warme Schauer in meinem Körper sorgte. Dale zog mich noch enger an sich und verteilte weitere Küsse an meinem Hals. Als ich mich zu ihm umdrehte, wanderten seine Lippen mit. Ich spürte, wie ich mich wieder nach mehr sehnte und als sein Gesicht vor meinem auftauchte, zog ich ihn zur mir heran, bis unsere Lippen wieder vereint waren.

Cathy hatte Recht behalten – wenn man erstmal damit anfing, wollte man nicht wieder aufhören. Wir lernten uns auf eine ganz andere Art kennen, von der ich nie gedacht hätte, sie einmal mit Dale zu erleben.

Es war wunderschön und ehrlich, anders und besser, als ich es mir je vorgestellt hatte. Und obwohl ich eigentlich nicht darüber nachdenken wollte, mit wie vielen Mädchen Dale schon intim geworden war, musste ich zugeben, dass seine Erfahrung mir zugutekam. Ich konnte gar nicht genug von ihm kriegen, aber ihm schien es genauso zu gehen.

Am Nachmittag, als die Sonne schon tief stand, bewegte ich mich zu Dales Missgunst aus seinen Armen, um durch eine gründliche Dusche wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Mom und John würden heute Abend wieder nach Hause kommen, also mussten wir wohl oder übel auf Pause drücken.

Dale schien davon nicht überzeugt zu sein, denn als ich aus dem Bad kam, wartete er bereits mit seinem blöden Grinsen im Gesicht auf meinem Bett – nackt. Ich krabbelte zu ihm auf die Matratze und ließ es ein letztes Mal zu, dass er mich aus meinem Handtuch wickelte.


Ich deckte gerade den Esstisch, als Mom und John nach Hause kamen. Mom begrüßte mich mit einer langen Umarmung.

„Alles Gute nachträglich, Tillie", rief sie schon fast dramatisch. „Jetzt bist du wirklich erwachsen."

Ich tätschelte ihren Rücken und wand mich langsam aus ihren Armen. Auch John drückte mich kurz an sich. Die beiden brachten ihre Koffer nach oben, während Dale das Essen, was er eben gekocht hatte, auf dem Tisch abstellte und mich dann zu sich zog.

„Dale...", murmelte ich warnend, aber er unterdrückte weitere Worte, indem er meinen Mund mit seinem verschloss. Kurz genoss ich den Moment und schloss meine Augen, dann drückte ich ihn sanft, aber bestimmt von mir. „Halt dich mal etwas zurück", flüsterte ich leise, während ich mich auf meinen Platz setzte.

Dale schmunzelte mich nur an und ließ seinen Blick über mich wandern. Ich schluckte und riss meine Augen von ihm. Als Mom und John wieder runterkamen und sich zu uns gesellten, machte es sich auch Dale auf seinem Platz gemütlich. Sein Nudelgericht schmeckte unglaublich lecker und ich merkte, dass ich bis auf einen kleinen Snack heute Mittag, der frühzeitig unterbrochen wurde, als Dale auf dem Sofa über mich hergefallen war, noch gar nichts gegessen hatte.

„Wie war es bei den Wasserfällen?", fragte ich, um mich von weiteren Gedanken an den Tag abzulenken.

„Toll, Tillie! Es war so schön, das Feuerwerk darüber und das Wasser wurde in verschiedenen Farben angestrahlt..."

Mom hörte gar nicht mehr auf zu erzählen. Mit glasigen Augen und einem Lächeln auf den Lippen kam sie richtig in Fahrt, aber ich hörte ihr nur halb zu, da Dales Bein unter dem Tisch an meinem rieb und meine Gedanken wieder auf Wanderschaft schickte. John ließ Mom erzählen, ohne etwas beizutragen, bis auf ein leichtes Nicken, begleitet von einem angespannten Lächeln.

Nach dem Essen machten sich Mom und John direkt auf den Weg nach oben, um auszupacken und etwas Schlaf nachzuholen, während Dale und ich die Küche aufräumten. Dale sah geknickt aus, als ich das Aufräumen zügig hinter mich brachte und ihm keine große Aufmerksamkeit schenkte, da auch ich unter Schlafentzug stand und schnell ins Bett wollte.

Als ich gerade meine Zähne geputzt und mich umgezogen hatte, klopfte es an meiner Zimmertür. Mit zusammengekniffenen Augen schielte ich zur Tür, als Dale seinen Kopf ins Zimmer streckte.

„Hey, Tillie", rief er ziemlich laut.

Schockiert riss ich die Augen auf. Dale grinste und hielt das Englischbuch in die Höhe.

„Kannst du mir noch schnell eine Frage zu Englisch beantworten? Ich muss meinen Aufsatz noch etwas überarbeiten, glaube ich...", faselte er so laut, dass Mom und John es im Zimmer gegenüber sicherlich gehört hatten.

Er kam ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Ich schüttelte erstaunt den Kopf, als er auf mich zu kam und weiter laut über die Hausaufgaben redete, die wir über die Ferien erledigen sollten. Geschickt warf er sein Buch auf mein Bett und schlängelte seine Arme um mich.

„Bist du verrückt...", flüsterte ich, bevor seine Lippen wieder auf meinen lagen und ich in seine Arme sank.

Er bugsierte uns auf mein Bett, wo er mich in die Matratze drückte und sich auf mir platzierte.

„Wie soll ich denn zur Ruhe kommen", murmelte er, während sein Mund an meinen Hals entlangfuhr, „wenn du nur ein paar Türen weiter in deinem Bett liegst."

Mein Herz raste und mein Atem ging schnell, als Dale seine Hände unter mein T-Shirt schob. Doch die Erregung mischte sich bald mit meiner Panik. Ich griff seine Handgelenke und schob seine Hände unter meinem T-Shirt hervor. Dale seufzte und hob seinen Kopf, um mich anzusehen.

„Tut mir leid", flüsterte ich, „aber ich kann das nicht, wenn sie hier sind." Benommen schüttelte ich den Kopf.

„Naja", murmelte er und strich mir eine Strähne hinters Ohr, „wir müssen ja nicht das machen. Aber ich könnte doch wenigstens hier schlafen?" Seine Augenbrauen hoben sich fragend an.

„Sie wissen ja nach deiner Aktion sicherlich, dass du hier bist. Da wäre es ziemlich auffällig, wenn du hierbleiben würdest."

Dale seufzte wieder und rollte sich von mir herunter auf die Matratze. Ich nutzte die Gelegenheit und brachte etwas Abstand zwischen uns. Wer weiß, ob Mom nochmal mit mir reden wollte oder... was weiß ich denn. Dale nahm sein Englischbuch in die Hand.

„Ich dachte, das wäre eine gute Entschuldigung, um dich zu besuchen", murmelte er und grinste mich an, doch in seinen Augen konnte ich die Enttäuschung sehen.

Ich wandte mich ab. „Tut mir leid."

Eine Weile schwiegen wir uns an, dann bewegte Dale sich zu der Bettkante, an der ich saß. Er nahm mein Gesicht in die Hände und ich sah zu ihm auf.

„Schon okay", wisperte er und gab mir einen sanften Kuss. Ich wollte mich gerade in dem Kuss verlieren, da löste er sich von mir und schenkte mir ein Lächeln, bevor er mich losließ und aufstand.

„Danke Tillie", sagte er laut. „Damit kann ich arbeiten. Dann gute Nacht." Mit den Worten nahm er sich sein Buch und stapfte zur Tür. Bevor er sie geräuschvoll schloss, zwinkerte er mir noch zu.

Mit einem Lächeln auf den Lippen vergrub ich mich unter der Bettdecke und schaltete das Licht aus. Während ich im Dunkeln dalag, verflüchtigte sich mein Lächeln aber und besorgt fragte ich mich, wie das hier funktionieren sollte. 

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