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An diesem Nachmittag dehnte ich mich ausgiebig vor dem Schwimmen in der Umkleidekabine. Neben mir waren im zehnköpfigen Schwimmteam noch zwei weitere Mädchen: Claire, die auch schon seit der neunten Klasse im Team war und Brianna, das Mädchen, die mit mir in das Team eingestiegen war. Letztere war eine Stufe unter Claire und mir. 

Mit Claire hatte ich einige Kurse zusammen, viel miteinander zu tun hatten wir aber bis jetzt nicht. Durch das Schwimmtraining lernte ich sie nun besser kennen und auch mit Brianna verstand ich mich blendend.

„Graham – Arme ausstrecken!", rief der Coach, während ich mich durch das Wasser kämpfte.

Ich versuchte, meine Arme so lang wie möglich zu machen, was mir durch den Muskelkater nicht so recht gelang. Außer Puste kam ich am Beckenrand an, an den ich mich festklammerte. Dale stand vor meiner Bahn und begutachtete seine Stoppuhr.

„Nicht deine beste Zeit, Tillie", sagte er kopfschüttelnd.

Unter Anstrengung zog ich mich aus dem Wasser, setzte mich auf den Rand des Pools und schob mir die Schwimmbrille auf die Stirn.

„Besser kriege ich es heute nicht hin", gab ich zu und presste meine Finger in meine Nackenmuskulatur.

„So wird das aber nichts bei der Bezirksmeisterschaft", sagte Dale tadelnd und ließ die Stoppuhr vor meinem Gesicht baumeln. Ich riss sie ihm aus der Hand.

„Dann zeig du doch mal, was du dazu beitragen möchtest", sagte ich grimmig.

Dale stieg siegessicher auf den Startblock. „Na gerne doch!"

Auf den Pfiff des Coaches sprangen alle Schwimmer ins Wasser und alle Zeitnehmer drückten auf Start. Mit mehreren Sekunden Abstand zum Zweitplatzierten kam Dale wieder bei mir an und stützte sich mit den Armen neben mir am Beckenrand ab. Stolz grinste er zu mir hoch.

„Und? Wie war ich?" Er machte mich fertig.

„Gut", sagte ich. Ich blickte auf die Stoppuhr und runzelte die Stirn. „Tatsächlich... sehr gut."

Erstaunt zeigte ich ihm die Uhr. Dale schob sich die Schwimmbrille von den Augen und wirkte auch sehr überrascht über das Ergebnis.

„Oh wow. Das war beinahe meine persönliche Bestzeit", erklärte er und sah mich erstaunt an.

Coach Nick kam auf uns zu und nickte anerkennend, als ich ihm die Stoppuhr übergab. „Gut gemacht, Collins. Mit der Leistung könntest du es bis in die Staatsmeisterschaft schaffen."

Lächelnd sah ich zu Dale, der freudenstrahlend zum Coach hochsah und nickte. „Danke Coach, ich werde dranbleiben."

„Auf jeden Fall wirst du das. Gut, Schluss für heute!", brummte Coach Nick und sammelte die übrigen Stoppuhren ein.

Ich erhob mich und wurde von Dale noch gut nassgespritzt, als er sich aus dem Wasser zog. Genervt zog ich von dannen.

„Ich warte dann beim Auto, Tillie!", rief er mir noch hinterher.

Nach einer endlos erscheinenden Autofahrt, auf der Dale durchgängig von seinen Konkurrenten aus den letzten Jahren erzählte und wie er sie dieses Jahr sicherlich um Längen schlagen würde, hievte ich mich die Treppen hoch ins Obergeschoss, schlurfte den Flur entlang zu meinem Zimmer und ließ mich dort mit der Vorderseite auf mein Bett fallen. 

Mein gesamter Körper schmerzte. Bei jeder Bewegung fühlte ich meine gereizten Muskeln in den Armen, Nacken, Rücken und Beinen. Stöhnend vergrub ich meinen Kopf im Kissen und meine noch nassen Haare verteilten sich um meinen Kopf herum. Immerhin hatte ich es nach dem Training noch vollbracht, mich vernünftig abzuduschen, obwohl ich nichts lieber wollte, als direkt nach Hause zu fahren und mich nie wieder zu bewegen. Mein Körper und ich waren so kaputt, dass ich fast augenblicklich eindöste.

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