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Eine halbe Stunde später kam auch John nach Hause und Mom hatte uns ein Nudelgericht gezaubert. Ich hatte mich vor dem Essen noch etwas gedehnt. Mein Körper fühlte sich sehr viel besser an als vorhin noch. 

Als ich herunterkam, saßen die anderen schon am Tisch. Dale kaute auf einem Stück Baguette herum und sah auf, als ich zum Esstisch kam, senkte aber schnell wieder den Blick und ich könnte schwören, dass er ein wenig rot wurde. Ich verkniff mir ein Grinsen und setzte mich auf meinen Platz. Zum Essen hatte ich wieder meinen BH angezogen, ich wollte ja nicht dafür verantwortlich sein, dass Dale schon wieder in eine unangenehme Situation geriet.

„Was steht dieses Wochenende bei euch an?", fragte Mom in die Runde.

„Ich verabschiede mich gleich in Richtung Carter", sagte Dale. „Er schmeißt eine kleine Party." Grinsend zwinkerte er meiner Mutter zu.

„Oh, okay, cool!", erwiderte Mom. Sie überlegte wahrscheinlich gerade, ob sie es für angemessen hielt, dass Dale ihr sagte, dass er gleich gehe, anstatt sie und John zu fragen. Sie sagte aber nichts mehr zu Dale und wandte sich mir zu. „Und du, Liebes? Triffst du dich mit Cathy?"

Ich schüttelte den Kopf. „Cathy ist heute Abend bei ihrer Tante."

„Tillie wollte auch zur Party kommen, stimmt's?", fragte Dale und grinste mich blöd an.

Mom sah mich erstaunt an. „Oh wirklich?", fragte sie. Ich wurde selten zu Partys eingeladen. Die letzte Party, auf der ich war, war die von Claire am Anfang des Sommers. Sie hatte damals aber auch die gesamte Stufe eingeladen.

Ich zuckte mit den Schultern. „Ähm. Ich weiß nicht. Meinst du wirklich, es wäre okay, wenn ich komme?", fragte ich Dale.

Dieser ließ die Gabel sinken und sah mich leicht frustriert an. „Ja, Tillie", sagte er, „ansonsten hätte ich dich nicht gefragt. Carter hat mir gesagt, ich soll dir Bescheid sagen."

Ich musste lächeln. „Okay. Dann komme ich gerne mit", erklärte ich. Dale nickte langsam und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf seine Nudeln.

John räusperte sich. „Nun gut, dann... kein Alkohol, keine Drogen, kein gar nichts!", sagte er und versuchte dabei tadelnd zu klingen.

Skeptisch sah Dale seinen Vater an. „Alles klar, Dad."

Mom wirkte noch nicht ganz zufrieden. „Wann muss Dale immer nach Hause kommen?", fragte sie John.

„Mh, Dale hat eigentlich nie eine Zeit bekommen...", sagte er irritiert und kam ins Stottern, als er Moms erstauntes Gesicht sah. „Na ja, er ist doch fast achtzehn." Bestätigung suchend sah John sich nach Dale um. Der nickte vielversprechend. Mom sah verzweifelt zu mir.

„Ich bin auch fast achtzehn, Mom", erinnerte ich sie. Eine Ausgangssperre war bei mir auch nie nötig gewesen, da ich kein großartiges Sozialleben führte.

Resigniert seufzte sie. „Na gut. Aber macht nicht allzu lange. Und ihr kommt zusammen nach Hause, in Ordnung? Ich möchte nicht, dass Tillie nachts allein unterwegs ist", sagte sie an Dale gerichtet. Ich seufzte und verdrehte die Augen.

„Klar, klar", sagte Dale beschwichtigend.

Mom wirkte nicht ganz zufrieden, nickte aber. „Okay, gut. Tillie, auch für dich gilt: kein Alkohol, keine Drogen, kein gar nichts!", fügte sie noch hinzu, bevor sie sich wieder ihren Nudeln widmete.

„Natürlich nicht, Mom", sagte ich und tat es ihr gleich. Als ich zu Dale aufsah, grinste er mal wieder und zwinkerte mir zu.


Carters Haus lag tatsächlich nur drei Straßen weiter. Als er uns die Tür öffnete, sah er mich überrascht an.

„Matilda!", rief er und umarmte mich überschwänglich. „Du auch hier!"

Verwirrt sah ich zwischen ihm und Dale hin und her. „Dale sagte, es wäre okay, wenn ich auch komme!"

Carter nickte grinsend und tätschelte mir den Kopf. „Ja klar. Ich hab nur nicht damit gerechnet, dass du wirklich kommst. Kommt rein!"

Es war kurz nach acht und im Haus und im Garten waren an die vierzig Leute. Viele Schüler aus meiner Stufe waren darunter, doch auch einige aus der Stufe unter unserer und Leute, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Claire und ihre Clique standen in der Küche und als Dale und ich eintraten, kam sie auf uns zu. In ihrer Hand hatte sie einen roten Plastikbecher und in ihrem Gesicht konnte man klar lesen, dass sie schon einiges getrunken hatte.

„Hey, Girl!", begrüßte sie mich und schloss mich in ihre Arme.

Ihre vier Freundinnen beobachteten die Szene argwöhnisch. Zwei von ihnen gingen auch in meine Stufe, ich hatte aber noch nie ein Wort mit ihnen gewechselt.

Claire umarmte auch Dale und gab ihm einen Schmatzer auf die Wange. Dann drehte sie sich wieder zu mir um. „Cool, dass du auch gekommen bist. Willst du was trinken?"

„Ähm...", erwiderte ich und sah mich nach Dale um. Dieser öffnete gerade eine Dose Bier und sah mich entschuldigend an. Claire hielt mir einen leeren Becher hin. „Warum nicht", sagte ich und nahm grinsend den Becher.

Ich unterhielt mich eine Weile mit Claire und ihren Freundinnen. Die anderen beiden gingen auf eine andere Schule in der Stadt und Claire kannte sie, weil sie auf ihrer Schule im Schwimmteam waren.

„Ihr habt echt Glück, so viele heiße Typen in eurem Team zu haben", sagte eine von ihnen. Ihr Blick wanderte über die Leute. „Bei uns gibt es nur zwei Jungs im Team, die nicht gerade gut aussehen. Einen Carter oder Dale hätte ich auch gerne dabei", sagte sie und deutete mit dem Kinn in Richtung Wohnzimmer. Dort spielten die Jungs aus dem Schwimmteam gerade Beer Pong.

Eines der Mädchen aus meiner Stufe, Lisa, sah mich an. „Bist du nicht gerade mit Dale hergekommen?", fragte sie mich. Ich nickte in meinen Becher. Sie hob eine Augenbraue. „Habt ihr was am Laufen?"

Fast verschluckte ich mich. „Ähm. Nein. Meine Mom und sein Dad sind zusammen", erwiderte ich. Die Mädchen ließen allesamt die Kinnlade fallen.

„Was?", fragte Claire lachend. „Ich dachte auch, ihr hättet was miteinander!"

„Was, warum denkst du das?", rief ich empört. Ich hatte doch kaum was mit Dale am Hut. Zu erfahren, dass jemand dachte, wir würden rummachen, fand ich nicht besonders amüsant.

„Er nimmt dich doch nach dem Training immer mit seinem Auto mit!", stellte Claire fest, als wäre das Beweis genug.

Ich schüttelte den Kopf. „Naja, er nimmt mich mit..., weil wir zusammenwohnen."

„Oh mein Gott", rief Claire und schlug sich die Hand an die Stirn.

„Oha", sagte Lisa, „Das heißt, ihr seid Stiefgeschwister?"

„Nein!", rief ich etwas zu laut. Claire kreischte vor Lachen. Etwas leiser fügte ich hinzu: „Sein Vater und meine Mutter sind seit etwas über einem Jahr zusammen und vor ein paar Wochen sind Mom und ich bei Dale und seinem Vater eingezogen."

Claire schüttelte grinsend den Kopf. „Ich glaub's nicht", rief sie.

Weitere Fragen über mein Zusammenleben mit Dale folgten. Ob er zuhause immer halbnackt rumlaufe. Ob er ein Muttersöhnchen war. Wie viele Mädchen er jede Woche mit nach Hause nahm.

„Ich glaube, er hat noch gar kein Mädchen mitgenommen, seit ich da wohne", stellte ich fest.

„Vielleicht trauert er noch Tiffany nach", überlegte Lisa. Dales Exfreundin Tiffany hatte ich auch schon durchs Wohnzimmer laufen sehen.

Ich zuckte mit den Schultern. Carter, Dale und Kevin, ein weiterer Junge aus dem Schwimmteam, betraten die Küche und schnappten sich einige Dosen Bier. Carter hielt den anderen und mir die Dosen hin.

„Habt ihr Bock auf Beer Pong?", fragte er grinsend.

„Aber sicher doch!", rief Claire, während ihre Freundinnen den Kopf schüttelten. „Matilda, bist du dabei?"

„Ich hab noch nie Beer Pong gespielt", gab ich zu. „Aber wenn du es mir erklärst, gerne!"

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