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Beim Abendessen eröffnete meine Mom uns, dass es zwei Interessenten für unser altes Haus gab, die es sich am kommenden Wochenende ansehen wollten.

„Dafür muss es natürlich vorher saubergemacht werden", sagte Mom und innerlich stöhnte ich bereits auf. Auch Dale kaute wenig begeistert auf seinen Kartoffeln herum. „Ich würde euch daher darum bitten, am Samstagvormittag mitanzupacken!", sagte Mom enthusiastisch und sah dann zu John.

Dieser räusperte sich. „Und dafür", setzte John fort, „kannst du am Samstag eine kleine Geburtstagsparty veranstalten, Dale. Mira und ich werden die Nacht in ihrem alten Haus verbringen, also wärt ihr ganz unter euch."

Dales Augen weiteten sich. „Ernsthaft?", fragte er argwöhnisch.

John und Mom nickten. „Aber spreng nicht den Rahmen!", ermahnte John seinen Sohn. „Wenn wir am Sonntagabend zurückkommen, will ich, dass hier wieder alles aufgeräumt ist. Und wenn Matilda genug hat, ist die Party zu Ende!"

„Ach, Tillie hat das Sagen, wenn ihr weg seid? Ich dachte als Älterer steht mir das zu", sagte Dale und grinste mich an.

John widmete sich wieder seinem Essen, während er antwortete: „Matilda ist wesentlich verantwortungsbewusster als du. Falls hier was kaputt geht, wirst aber du dafür zur Rechenschaft gezogen."

„Alles klar, Dad", sagte Dale, „Wir werden unseren Spaß schon in Grenzen halten." In seinen Augen konnte ich die Begeisterung für die sturmfreie Bude sehen.

Am Freitag nach dem Training gingen Dale und ich für die Party einkaufen. John hatte ihm 50$ für Getränke, Snacks und Pizza gegeben. Dale fuhr uns zu einem großen Supermarkt am Rande der Stadt, wo wir Softdrinks, Chips, Zitronen und Becher für die Party besorgten. Ich wartete im Auto, während er den Getränkemarkt aufsuchte. Für alkoholische Getränke war das Geld natürlich nicht gedacht, aber dafür verzichteten wir eben auf die Pizza. Grinsend kam Dale zum Auto zurück und verstaute die vollen Papiertüten im Kofferraum.

„Ich wurde nicht mal nach meinem Ausweis gefragt", verkündete er, als er sich hinters Lenkrad setzte. 

Ich war mir nicht sicher, ob er einen gefälschten Ausweis hatte oder einen älteren Freund, der ihm seinen lieh, aber dass er gar nicht danach gefragt wurde, überraschte mich schon. Dale sah vielleicht durch seine Größe und seine breiten, muskulösen Schultern nicht aus wie der durchschnittliche Siebzehnjährige. Sein blödes Grinsen, das während der Fahrt auch nicht verschwand, zeigte aber sein jugendliches Wesen überdeutlich. 

Auch überraschte es mich, dass ich bei dem Anblick lächeln und nun an seine nackten Schultern denken musste, die ich beim Schwimmtraining zur Genüge betrachten durfte. Kopfschüttelnd sah ich aus dem Fenster und versuchte darüber nachzudenken, was ich morgen anziehen würde.

***

Wieder in unserem alten Haus zu sein, ließ mich leicht melancholisch werden. Der Baum vor meinem Fenster hatte bereits den Großteil seiner Blätter verloren, die bunt die Einfahrt schmückten. Mom hatte über meine alte Matratze einen Bettbezug gezogen, damit niemand den nackten Anblick ertragen musste. Langsam legte ich mich auf das Bett, während es knarrte und schloss die Augen. 

Obwohl das Zimmer quasi leer war, wirkte alles so vertraut und es roch noch immer nach Zuhause. Friedlich genoss ich die entfernten Rufe von Kindern, die Stimme meiner Mutter im Wohnzimmer und das Rauschen des Windes durch das Laub. Die Matratze senkte sich neben mir, sodass ich zur Seite rollte. Ich riss die Augen auf und sah Dale neben mir auf der Matratze liegen. Auf einen Arm gestützt sah er zu mir herunter. Er roch gut. Ungewollt atmete ich tief ein.

„Na, eingeschlafen, du Faulpelz?", fragte er grinsend.

„Hau bloß ab", sagte ich grimmig und drückte sein Gesicht weg. Lachend ließ er seinen Kopf auf die Matratze fallen und griff sich an die Brust.

„Oh Tillie, du brichst mir das Herz", rief er, als ich vom Bett rutschte.

„Ich breche dir gleich weitaus wichtigere Körperteile, wenn du nicht sofort aus meinem Bett verschwindest", drohte ich ihm und schnappte mir den Besen, der neben der Tür lehnte. Dale erhob sich und ging an mir vorbei aus dem Zimmer, während er mich auffordernd angrinste.

Wir fegten und wischten das obere Stockwerk und halfen dann beim Laubhaken. Gegen Mittag waren wir durch und fuhren zum Essen nach Hause. Als Mom und John am späten Nachmittag wieder zum alten Haus fuhren, konnten die Vorbereitungen endlich beginnen. Sobald unsere Eltern einige Minuten entfernt waren, holte Dale die braunen Tüten aus dem Auto und füllte den Kühlschrank mit Tequila, Wodka und Bier. 

Cathy kam früh am Abend und zusammen machten wir uns fertig. Ich freute mich schon darauf, ihr Kevin vorzustellen. Ich hatte mir für den heutigen Abend eins der neuen Kleider aus New York ausgesucht – ein schwarzes, enganliegendes, kurzes Designerkleidchen, das ich bei einem Ausverkauf relativ günstig bekommen hatte. Der geraffte Ausschnitt ließ zwar nicht tief blicken, wirkte aber im Zusammenspiel mit den dünnen Trägern sehr feminin. 

Als ich mich im Spiegel betrachtete, stand mir eine selbstbewusste junge Frau gegenüber. Mein Blick wanderte über die Träger und ich fragte mich, wie es wohl wäre, wenn sie von meinen Schultern rutschen würden, während Dale mich massierte. Mein Spiegelbild lief rot an. Ich zog mir eine leichte Strickjacke über und machte mich an mein Make Up.

Auch Cathy hatte sich in Schale geworfen. Sie grinste, während sie in den Spiegel starrte. „Wenn Kevin mich bei diesem Anblick nicht sofort vernaschen will, wird er abgeschrieben", erklärte sie bestimmt.

Während wir oben waren, hatte ich gehört, wie Carter und Kevin das Haus betreten hatten. Als Cathy und ich die Treppen herunterkamen, sahen die beiden und Dale, die bereits mit einer Dose Bier bewaffnet in der Diele standen, zu uns auf. Alle drei staunten nicht schlecht und ich verkniff mir ein Grinsen. Cathy grinste ganz offen, ihr Blick galt aber nur Kevin.

„Hey, Jungs", flötete ich und umarmte die Neuankömmlinge. Carter grinste, als er mich von oben bis unten betrachtete.

„Wow, du siehst toll aus", sagte er und hielt mich einen Moment zu lange im Arm.

Ich lächelte verlegen. Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit Kevin zu.

„Kevin, das ist meine beste Freundin Cathy", stellte ich ihm das grinsende Mädchen vor, deren Augen förmlich nach Kevin geierten. Kevin lächelte Cathy interessiert an, während sie sich begrüßten.

„Was wollt ihr trinken, Mädels?", fragte Carter. Er bewegte sich in die Küche, während er mich ansah.

„Auch erstmal ein Bier?", schlug ich vor und sah Cathy fragend an, die nur abwesend nickte und Kevin hinterherging, der Carter gefolgt war. Auch ich setzte mich in Bewegung und warf dabei einen Blick auf Dale, der noch gar nichts gesagt hatte. Er sah mich immer noch höchst erstaunt an.

„Was?", fragte ich mit Unbehagen. Das löste ihn scheinbar aus seiner Starre.

„Du siehst... hübsch aus", bemerkte er.

„Oh... danke." Ich lächelte ihm leicht zu, bevor ich den anderen in die Küche folgte und dabei Dales Blick im Rücken spürte.

BestzeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt