Kapitel 7

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Wir saßen in dem super luxuriösen Restaurant und warteten auf unsere Gäste. Also auf meinen zukünftigen Ehemann und seinem leicht psychopathischen Vater.

Mit dem Fingern tappte ich im Takt auf den Tisch. Meinem Vater fiel dies auf, doch sagen tat er nichts. Nur leicht seufzend rückte er seine Krawatte zurecht und fokussierte sich auf das Menü. Die Art wie ich atmete fühlte sich viel schneller und heißer an. Ich war nervös.

Ich denke mal, dass man mir das nicht übel nehmen konnte, nicht jeder hier wurde mit einem komplett fremden Typen verheiratet, der wie die eigene Familie illegale Geschäfte trieb.

Wahrscheinlich brauchte ich noch einige Monate, um wirklich zu realisieren, wie mein Leben sich um 180 Grad drastisch verändert hatte.

Das alles hier könnte auch ein komplett absurder Traum sein. War es aber nicht.

»Sie sind da«, waren drei Worte, die mich komplett aus der Fassung brachten. Schon fast hätte ich das Glas Wasser vor mir stürzen lassen, doch die schnellen Reflexe, die ich zum Glück hatte, hielten es davon ab. Tiefatmend drehte ich mich um und sah in die Gesichter der zwei Männer.

Beide hatten Smokings an, der ältere Herr mit den schon leicht grauen Haaren einen blauen und der jüngere mit seinen rabenschwarzen Haaren und eisblauen Augen einen komplett schwarzen Smoking. Beide sahen sich zwar ähnlich, gleichzeitig aber unterschieden sie sich irgendwie voneinander. Ich konnte zwar erkennen, das sie Vater und Sohn waren, doch die Blicke der beiden deutete darauf hin, dass sie womöglich komplett verschiedene Persönlichkeiten hatten.

Okay, genug interpretiert Aurora.

Der jüngere Mann, also mein zukünftiger Ehemann, starrte mich plötzlich und warum auch immer intensiv an. Zu intensiv. Doch es war kein angenehmes Anstarren, ganz im Gegenteil, ich konnte schon fast spüren, wie seine Augen meine Haut durchbohrten.

Sein Blick machte einem schon fast Angst. Und die Blicke seines Vaters waren auch nicht viel besser. Musste wohl in der Familie liegen. Dieser starrte meinen Vater an, welcher seinen Blick erwiderte. Kleiner Unterschied zu seinem Sohn, seine Blicke waren hasserfüllt.

»Ich glaub es wäre gut, wenn wir uns hinsetzen würden«, unterbrach mein Vater diese unglaublich unangenehme Stille, wofür ich ihm dankbar war. Irgendwer musste es ja tun.

Dieser Leo setzte sich gegenüber meinem Vater während sein Sohn das Gleiche bei mir tat. Und die intensiven Blicke seinerseits hörten immer noch nicht auf. Es war schon fast so, als würde er versuchen irgendetwas aus meinem Gesicht heraus zu analysieren. Was war nur los mit diesem Typen?

Seufzend hob ich leicht meinen Kopf, um auf Augenhöhe mit dem Mann hier vor mir zu sein. Genauso wie er es tat weichte ich den Blick von ihm nicht ab. Vielleicht würde er ja aufhören wenn ich das Gleiche tat.

Er hörte nicht auf.

Denn jetzt entstand nämlich eine Art Starrkampf zwischen uns beiden. Keiner von uns wollte den Blick zu erst abweichen. Und ich würde ganz sicher nicht die erste sein, egal wie bescheuert das aussah.

Während wir uns so weiter anschauten, sah ich mir sein markantes Gesicht etwas genauer an. Seine Augen waren der perfekte Kontrast zu seinen dunklen, leicht wuscheligen aber trotzdem noch ordentlich aussehenden Haaren. Die gerade, nicht zu große nicht zu kleine Nase passte zu seinen vollen Lippen und den hohen Wangenknochen. All die Einzelheiten in seinem Gesicht harmonisierten miteinander. Um Himmelswillen, wie konnte man nur so gut aussehen?

Ich fühlte mich hässlich.

»Also falls ihr beide mit eurem Anstarren fertig seid würden wir gerne mit dem Bestellen anfangen«, unterbrach dieser Leo endlich diesen komischen Starrwettbewerb zwischen uns beiden. Er wechselte kurz Blicke mit meinem Vater und sah dann zu seinem Sohn. »Lernt euch später kennen. Es dauert nicht mehr lange bis zu eurer Hochzeit.«

»Wie du meinst Vater«, antwortete er knapp und sah wieder mich an. Meine Augen wanderten dafür in ganz andere Richtungen. Dieses Gefühl, mit dem Typen vor mir hier zu heiraten, obwohl ich so gut wie nichts über ihn wusste, machte diese unangenehme Stimmung hier noch viel unangenehmer. Es war einfa- Warte.

Diese Stimme. Die kannte ich doch irgendwoher. Sein Gesicht kam mir nicht bekannt vor, doch seine tiefe Stimme musste ich schon einmal gehört haben, dafür könnte ich meine Hand ins Feuer legen.

Angestrengt versuchte ich aus meinen Erinnerungen seine Stimme herauszupicken, doch mit nicht viel Erfolg.

Warum zum Teufel konnte ich seine Stimme erkennen, doch sein Gesicht sagte mir nichts?! Vielleicht hörte ich von seiner Stimme in einem Podcast? Schnell verschwand dieses Gedanke aber auch wieder, als mir einfiel wer dieser Typ hier eigentlich war. Jemand der mit der Mafia zutun hatte, würde in keinem Podcast vorkommen. War ich eigentlich komplett bescheuert?

Doch aufgeben tat ich nicht. Ich versuchte alles zu verknüpfen, vielleicht würde mir dies weiterhelfen.

Also, der Typ hier vor mir war in der Mafia. Das heißt, dass er auch gefährlich war. Und was wäre noch gefährlich? Genau, Waffen! Und wo kam ich mit Waffen in Kontakt? Eigentlich nirgend-

Natürlich doch. In der Nacht in diesem Restaurant. Der Typ hier vor mir war dieser verletzte Typ, den ich retten wollte. Und gleichzeitig auch der Typ, der mich dumm anmachte, nur weil ich versuchte ihm zu helfen.

Das alles konnte doch kein Zufall sein...

Sieht wohl so aus als würde das Schicksal ein leicht verwirrendes Spiel mit mir spielen.

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AuroraWhere stories live. Discover now