Kapitel 33

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Es dauerte nicht lange bis ich auch aufstand und die Treppen hochstieg. Ihm hinterherlaufend betrat ich das Zimmer, um so zu tun, als würde ich in mein eigenes gehen.

Sehr erwachsen.

Vorsichtig öffnete ich die Tür und sah ihn, diesmal mit dem Rücken zu mir gedreht und mit jemandem telefonierend.

»Verstehe. Macht euch keine Sorgen, ich werde mich schon darum kümmern. Er wird lernen was es bedeutet, sich mit mir anzulegen.«

Mit diesen Worten legte er auf. Immer noch nicht zu mir schauend tippte er irgendetwas auf seinem Handy ein, während ich diesen kurzen Abschnitt des Telefonats versuchte zu verstehen.

Mit wem sprach er? Und über wen ging es?

»Ich weiß, dass du da stehst«, holte mich Adriens tiefe Stimme aus den Gedanken.

»Wie? Du schaust nicht mal in meine Richtung.«

»Brauche ich auch gar nicht«, antwortete er und drehte sich dann zu mir um.

Mit den Händen in den Hosentaschen starrte er mich an, ohne was zu sagen. Höchstwahrscheinlich erwartete er das von mir.

Doch mein Gehirn war wie leergefegt, all meine Gedanken fanden sich zusammen und führten zu einer Explosion dort oben.

»Ähm... Ich muss in mein Zimmer?«

Die linke Hand aus der Hosentasche rausziehend streckte er diese in Richtung meines Zimmers. Mehr oder weniger darauf deutend, dass ich ja einfach reingehen konnte.

»Mit wem hast du gesprochen?«, platzte es dann endlich aus mir raus.

Länger hätte ich es eh nicht ausgehalten.

Adrien zog die Augenbrauen zusammen. »Warum interessiert dich das?«

»Nun ja... ich hab ein klein wenig mitgehört und deshalb...« Meine Stimme wurde immer leiser.

»Deshalb was?«

»Deshalb wollte ich halt wissen, um wen es da ging. Das Ende hat sich nicht wirklich vielversprechend angehört.«

Ich gab mir innerlich eine Backpfeife. Nicht ein einziges Mal konnte ich meine verdammte Klappe halten.

Adrien lief zu seinem mit dunklen Bettzügen bezogenen Bett und setzte sich hin. Die Ellenbogen stützte er an seinen Beinen ab und schaute dann zu mir hoch.

Es dauerte womöglich nicht lange, bis ich wie Eiscreme vor ihm hinschmolz.

»Niemand wichtiges. Auch niemand, der dich interessieren sollte. Nur jemand, der zu viel Selbstvertrauen hat. Und solche Leute können sehr schnell zum Problem werden«, erklärte er und schaffte es dabei trotzdem, mit nichts zu verraten.

»Ich bin doch auch selbstbewusst, nicht wahr? Dann muss ich ja auch ein Problem sein«, wechselte ich das Thema, um die angespannte Stimmung zwischen uns beiden etwas zu besänftigen.

Adriens rechter Mundwinkel zuckte und er legte für einen kurzen Moment den Kopf in den Nacken.

»Siehst du dich denn als eine Art von Problem?«

»Ach, warum sollte ich das? Eher bist du es doch, der das so sieht. Sonst hättest du nicht vor zwei Wochen das alles gesagt.«

»Aurora.« Er schaute mich diesmal nicht mehr an. Diesmal betrachtete er den Boden, rannte wieder weg vor meinen Blicken.

Ich redete einfach weiter. »Du weißt, dass diese Ehe noch etwas weiter gehen wird. Wir müssen uns gut verstehen, sonst wird das eine sehr unangenehme und harte Zeit.«

Adrien sah nun wieder mich an. »Das weiß ich. Dir ist hoffentlich auch bewusst, was für Konsequenzen das mit sich bringen wird.«

»Konsequenzen? Pff, das ich nicht lache. Du, Adrien Hernández, darfst nicht reden. Während du bis spät in die Nacht nicht im Haus warst, saß ich brav hier und habe darauf gewartet, dass du nun endlich wieder kommst. Aber du? Dich hat gar nichts mehr interessiert. Wer weiß, was du so alles getrieben hast in der Zeit.«

»Du möchtest es also unbedingt wissen.«

»Dir sollte bewusst sein, dass du ein verheirateter Mann bist. Ein kleiner Fehler von dir aus könnte alles hier kaputt machen.«

Wieder sah er mir in die Augen. »Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich ein verheirateter Mann bin. Da musst du dir keine Sorgen machen.«

Die Art wie er redete, so lustlos und unbekümmert. Es regte mich auf. Sehr sogar.

Ich wollte ihn provozieren.

»Na ja, am Ende ist es eh nur eine falsche Ehe, da hast du auch recht. Du hältst dich oft auch nicht an Regeln, oder? Mir ist es hier viel zu langweilig und ich möchte mein altes Leben zurück haben. Feiern gehst du doch bestimmt auch, nicht wahr Adrien? Bis in die Nacht bist du doch nicht arbeiten.«

Ich drehte mich zum Fenster um und konnte seinen stechenden Blick im Nu auf meinem Rücken spüren, ignorierte es aber so gut es ging.

»Dann könnten wir neue Menschen kennenlernen. Du andere Frauen, ich andere Männer. Vielleicht würde uns das ja helfen.«

Natürlich wusste ich, dass das ihn verrückt machen würde. Während der Familienfeier damals war es nämlich genauso. Adrien drehte durch bei dem Erwähnen von anderen Männern.

Nun stand er hinter mir. Sehr nah sogar.

Wie damals.

Ich konnte seinen warmen Atem wieder auf meinem Nacken spüren und ein weiteres Mal verpasste dieser verdammte Mann mir eine Gänsehaut. Meine Nackenhaare stellten sich auch auf. Es war wie als hätte er meinen kompletten Körper unter Kontrolle.

Die Zähne zusammenbeißend tat ich alles, um mich nicht umzudrehen. Weder mein Kopf noch mein Körper könnten ihm aber widerstehen.

»Andere Männer also...«

Seine Stimme wurde tiefer als sonst. Ich konnte die Aggressivität raushören. Genauso wurde sein Atem schwerer.

Adrien war wütend. Und ich war der Grund dafür.

Plötzlich zog er mich an meinem Arm hin zum Bett. Er setzte sich wieder hin wie davor, nur diesmal mit einem kleinen aber feinen Unterschied.

Denn diesmal saß ich auf seinen Schoß. Breitbeinig. Und ihm genau in das Gesicht schauend.

Geschockt von der ganzen Situation versuchte ich mich panisch wegzubewegen, doch ohne Erfolg. Adriens warmer Atem auf meinem Gesicht beruhigte mich zwar etwas, machte das alles hier aber kein bisschen besser.

Vorsichtig strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und fuhr mit seinem Finger runter zu meinem linken Mundwinkel.

»Alles an dir hier... Dein Lächeln, deine Stimme, deine Seele... alles hier«, er strich mit seinen Fingern sanft über meine Taille, »gehört mir. Hast du das verstanden, mi esposa?«

Wie hypnotisiert nickte ich. Langsam und vorsichtig, um nichts falsch zu machen. Überwältigt von seiner Dominanz brachte ich kein einziges Wort raus.

Er hatte nun die komplette Kontrolle.

»Gut so. Denn niemand anderes sonst wird die Möglichkeit haben, dir so nah zu kommen, dich so anzufassen wie meine Finger es tun und dich so anzuschauen wie meine Augen es tun. Nur ich. Nur dein Ehemann.«

Mein ganzer Unterleib kribbelte wie verrückt.

Und die Position in der wir gerade waren machte alles hier kein bisschen besser. Vorsichtig sah ich runter und meine Augen wurden groß.

So groß wie die Beule in seiner Hose.

»Das alles hier... wird gerade sehr intim, was?«, brachte ich leise heraus.

Adrien schmunzelte nur. »Oh baby, das zwischen uns ist weitaus mehr als nur intim.«

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Muhahaha ich hoffe euch gefällt meine kleine Überraschung.

AuroraWhere stories live. Discover now