Kapitel 8

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»Dich kenne ich doch!«, platzte es dann auf einmal aus mir heraus. Keine Sekunde später presste ich die Lippen aufeinander und wendete meinen Blick ab. Verdammt, erst nachdenken dann reden Aurora!

»Ach?«, sein Vater sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Dieser komische Ausdruck in seinem Gesicht gefiel mir so ganz und gar nicht. Ohne dass ich es wirklich wollte rutschte mein Blick wieder zu meinem zukünftigen Ehemann, der allein mit seinen Augen mich fünf Meter tief in den Boden schicken konnte.

Schluckend nickte ich leicht und versuchte so schnell wie möglich auf eine gute Lüge zu kommen. Denke nach, denke nach, denke na-

»Ja wir kennen uns. Der Rest sollte euch nicht interessieren«, kam mir dieser Adrien zuvor und wendete bei keinem einzigen Wort den Blick von mir ab. Unangenehm.

Das leise Auflachen seines Vaters ließ mich meine Augenbrauen zusammenziehen. Was nahm dieser Typ zu sich? Leicht drehte ich meinen Kopf zu meinem Vater, der aber keine einzige Mimik in seinem Gesicht spielen ließ. Wie eingefroren wirkte er, versunken in Millionen von Gedanken.

»Alles okay Dad?«, flüsterte ich ihm dann leise zu, was ihn wieder in die Realität zurückbrachte. Mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht nickte er mir zu und tätschelte behutsam meine Hand unterm Tisch. Erleichtert atmete ich aus. Irgendwie fühlte sich die ganze Situation komisch an. Zu komisch.

»Na ja, was auch immer... Lasst uns doch endlich bestellen«, brach Leo die Stille und sah zwischen Adrien und mir hin und her. Sein Sohn starrte ihn für einige Sekunden stumm an, sein Blick so kalt wie Eis. Und die Farbe seiner recht anziehend wirkenden Augen machten das nicht viel besser.

Dieses unangenehme Gefühl von vorhin bereitete sich immer weiter in mir aus. Wie zum Teufel sollte ich mit diesem Menschen ein Leben verbringen?

***

»Ein schöner Abend war das«, noch immer war ich mir nicht sicher ob dieser Enthusiasmus von dem Typen nur vorgespielt war oder er es wirklich ernst meinte. Beide Option waren nicht wirklich die besten. Genervt atmete ich aus und sah zu meinem Vater, der mit einem angestrengten Lächeln die Hand seines alten Freundes schüttelte.

Adrien wirkte noch immer wie ein Eisklotz, keinen einzigen Millimeter bewegte er sich vom Fleck. Seine Haltung machte mir ja schon etwas Angst, eigentlich wollte ich mit jemanden heiraten, der einen eher weichen und freundlichen Charakter hatte. Er sollte oft lächeln, den ich liebte lächelnde Menschen über alles. Diese Wärme, die sie ausstrahlten, machten einen sofort glücklicher...

Eigentlich wollte ich ja auch jemanden heiraten, den ich liebte, aber siehe da, was ich wohl möchte interessierte wohl keinen was. Nicht lange und bald würde ich die Frau dieses Mannes werden, ein Leben würden wir uns teilen und weder er noch ich wirkten wirklich so als hätten wir dolle Lust darauf. Verständlich.

Als hätte er mein Anstarren spüren können drehte er augenblicklich seinen Kopf und sah mich mit verengten Augen an. Also mögen tat mich dieser Typ wirklich nicht. Und das obwohl ich ihm an dem Abend doch so sehr helfen wollte. Was genau war sein Problem?

Egal, nett sein brachte immer was. Also einen Versuch war es Wert. Mit einem kleinen, womöglich recht komisch aussehenden Lächeln versuchte ich die Situation etwas zu lockern, doch ohne Erfolg. Sein Blick glich dem eines verrückten Mörders, der kurz davor war sein Opfer in tausend Stücke zu zerreißen.

Ich sollte aufhören nett zu sein.

Zusammengefasst konnte man sagen, dass mein zukünftiger Ehemann keineswegs meinem Traumtypen glich, in der Mafia arbeitete und einen riesengroßen Hass auf mich hatte.

Ach wie nett, mit genau diesem Typen durfte ich heiraten. Hörte sich ja super an.

Gedanklich verdrehte ich die Augen, um nicht unhöflich rüberzukommen. Lustig, wie ich dabei automatisch an das Gesagte meiner Adoptivmutter denken musste.

»Aurora verhalte dich doch endlich wie eine Lady! Ich halte es mit dir kein bisschen aus.«

Sie war außer sich, als ich die Augen vor einem älteren Herrn verdrehte, der kurz davor war mit meinem Adoptivvater ein Millionengeschäft zu unterschreiben. Die Art wie er zur Angestellten im Restaurant sprach nervte mich einfach und dies brachte ich einfach zum Vorschein. Also ich sah immer noch nicht was das Problem war, aber meine Adoptivmutter wurde zu Furie.

Wie ich doch nur so etwas machen konnte vor einem Geschäftspartner und das ich endlich aufhören sollte mich wie die Straßenkatzen vom Eck zu verhalten. Hach, gute alte Zeiten.

Als wäre der Typ verrückt, wegen mir das Geschäft zu beenden-

Okay warte, doch. Leute, die mit meiner Adoptivfamilie irgendeinen Kontakt hatten waren nicht mehr ganz dicht. Mit denen Geschäfte zu machen und dabei noch Freude zu haben war schon ein ganz anderes Level vom verrückt sein. Insbesondere-

»Aurora, Kind, wir gehen«, riss mich die Stimme meines Vaters aus den Gedanken. Kurz brauchte ich einige Sekunden, um zu realisieren in welchem Film ich war. Und das Verdrehen der Augen von Adrien machte Klick bei mir.

Achso, Mafia, Restaurant, zukünftiger Ehemann.

Da war ja noch was.

Und zwar was recht Großes. Und recht Unangenehmes.

Mit einem kleinen Zunicken verabschiedete ich mich von dem Vater-Sohn-Paar. Während sein Vater mir sogar zurück nickte, war sein Sohn wie immer, also ohne jegliche Emotionen im Gesicht. Musste doch eigentlich schwer sein die Mimik immer so zu halten.

Als wir endlich im Auto saßen atmete ich erleichtert aus. Dieses Essen war wahrscheinlich das komischste, bei dem ich je dabei war. Kein Wunder, bei einer Kombination von Typen aus der Mafia konnte ich mir auch kein Kaffeekränzchen vorstellen.

»Also, genauso wie wir es abgesprochen haben ist die Hochzeit in zwei Tagen. Falls bis dahin was ist gibst du mir einfach Bescheid«, plapperte mein Vater los und war der Grund, warum ich geschockt meine Augen aufriss.

»Warte, warte, in zwei Tagen?! Wann habt ihr das bitte abgesprochen?«, und wo zum Teufel war ich währenddessen? Mit verwirrten Augen sah er zu mir und deutete aus dem Fenster zur Vordertür des Restaurants. Da, wo wir einige Minuten zuvor standen.

»Aurora, gerade eben haben wir dies besprochen. Hast du etwa nicht zugehört?«

Seufzend erinnerte ich mich an mein Versinken in dumme Gedanken. Hätte ich wohl machen sollen...

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AuroraWhere stories live. Discover now