Kapitel 17

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Etwas in mir drängte mich, ihn zu provozieren, also tat ich dies dann auch. Irgendwie musste die Zeit ja vergehen.

»Da hast du recht, mein Chauffeur. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich mit dem lieben Alex gut verstehen werde!« Ich klopfte Adrien mit der flachen Hand auf den Oberarm. »Hoffentlich wird es dir mit deinem Chauffeur genauso gehen.«

Trotz dem Anheben seines rechten Mundwinkels konnte ich seinen angespannten Kiefer gut erkennen. Ein Welle Zufriedenheit machte sich in meinem Körper bemerkbar.

»Versuchst du mich etwa eifersüchtig zu machen?«, fragte er leise.

»Wirst du etwa eifersüchtig?«, fragte ich in der gleichen Tonlage wie seiner zurück.

»Nein.« Er lehnte sich wieder zurück. »Ich habe noch nie Eifersucht spüren müssen. Das was ich haben möchte, das bekomme ich auch.« Arroganter Vollidiot.

»Materiell«, fügte ich noch hinzu. »Nicht alles auf dieser Welt kann dir gehören, Adrien Hernández.«

Den Kopf leicht schüttelnd lehnte er sich wieder zu mir. Diesmal aber viel näher. Näher, als kurz davor.

Unsere Nasenspitzen berührten sich schon fast und die Anwesenheit einer anderen Person in diesem Raum machte die Situation kein bisschen besser.

»Sag mir doch mal, was es auf dieser Welt gibt, was ich nicht bekommen kann.«

Ich atmete tief ein. Der Geruch seines Parfüms drang in meine Nase und konnte nicht anders, als an den Moment von vorhin im Zimmer zu denken.

»Mich.«

»Dich?«

»Mich kannst du nicht bekommen.«

Er schmunzelte leicht. »Warum sollte ich dies wollen, mi esposa

Und mit diesen Worten schoss mir all die Röte in das Gesicht und der ganze Scham breitete sich in meinem Körper aus.

Das war peinlich. Sehr, sehr peinlich sogar.

Mit zusammengedrückten Lippen entfernte ich mich so gut es ging von ihm, doch die paar Zentimeter weiter weg machten das alles auch nicht wirklich besser.

Noch nie in meinem Leben hatte ich so sehr den Drang, die Autotür zu öffnen und einfach nur raus zu springen.

Warum auch immer endete jede Konversation zwischen uns in einem Chaos. Egal ob er oder ich der Grund waren, nie konnten wir auf eine gleiche Ebene kommen.

Wie sehr ich mir doch nur wünschte, dass dies alles ein Traum wäre und ich plötzlich wieder aufwachen würde. Und das genau an dem Tag, an dem ich meine Eltern kennengelernt hatte.

Aber ohne all dieses ganze Mafia-Zeugs. Ohne diese ganzen illegalen Geschäfte und ohne die Vergangenheit mit der Hernández-Familie.

Ohne meinen verdammten Ehemann Adrien.

Doch das waren alles nur süße Träumchen, die ich hatte. Denn das hier war die Realität.

Hier in einem Auto mit einem Mann, der mich weder respektierte noch liebte, mit einer Familie, die doch nicht so war, wie ich sie gerne hätte und einem Leben, welches nicht meins war.

Da existierten Momente, in denen ich zurück zu meinem alten Leben wollte. Es war zwar kein wunderbares, doch bei all den verrückten Leuten um mich herum ging ich in der Menge unter. Ich hatte viel mehr Freiheiten und war Aurora. Nicht die Frau von Adrien Hernández.

Ich versuchte all diese Gedanken runterzuschlucken, doch ohne Erfolg. »Könnten wir kurz anhalten, ich bräuchte etwas frische Luft.«

»Wir sind schon bald da.« Ohne sich auch nur einmal zu mir zu drehen und zu fragen, ob alles okay wäre, starrte er auf den Bildschirm vom Laptop und tippte irgendetwas ein. Mich komplett ignorierend. Sich ganz und gar nicht für mich interessierend.

Doch bevor ich noch was dagegen sagen konnte, stoppte das Auto plötzlich. Mit großen Augen sah ich zu Alex, der über den Rückspiegel zu erst zu Adrien, dann zu mir rübersah. Für einen kurzen Moment lächelte ich ihn einfach nur dankend an und bekam ein Nicken seinerseits.

Die Autotür öffnend setzte ich mich mit den Beinen nach draußen und genoss die kühle Abendluft. Einerseits wollte ich komplett rausgehen, anderseits aber hatte ich Angst was mit Alex passieren würde, wenn ich einige Meter weiterentfernt vom Auto stehen würde.

»Ich erinnere mich nicht daran dir gesagt zu haben, dass du stoppen solltest«, kam es auf einmal von ihm. Ich schluckte nur. Ungehorsamkeit war etwas, was er verabscheute.

»Und ich erinnere mich nicht daran, Ihr Chauffeur zu sein.« Alex' schnippische Antwort ließ mich scharf einatmen. Spinnt dieser Typ etwa komplett?

»Und das erlaubt dir also zu tun, was du willst?« Adrien wirkte ruhig, doch die Wut, die seine Stimme mit sich trug, erzählte ganz andere Geschichten.

»Sie wollte nur kurz etwas Luft schnappen. Finden Sie nicht auch, dass solch eine Reaktion darauf übertrieben ist?«

Alex musste wohl richtig Lust auf einen qualvollen Tod haben. Eine andere plausible Erklärung dafür gab es einfach nicht. »Danke dir Alex. Mir geht es schon besser, wir können weiterfahren.«

Ich blickte zu Adrien rüber und bereute dies dann sofort wieder. Könnten Blicke töten wäre ich schon lange drei Meter tief unter dem Boden. Ich konnte nicht wirklich einschätzen, auf wen von uns zweien er überhaupt sauer war.

Wahrscheinlich auf uns beide.

»Beruhige dich bitte. Er macht nur seinen Job«, flüsterte ich ihm leise zu. Er schnaubte nur und klappte seinen Laptop zu.

»Ist dir schlecht? Oder ist das Auto zu stickig?«, fragte er mich plötzlich und sprach auch viel lauter als ich. Deutlich verwirrt legte ich meinen Kopf schief.

»Ehm... nein?«

»Warum hast du das dann von gerade eben gebraucht?«

War der etwa bipolar? »Ich habe nur an was nicht so schönes gedacht und wollte deshalb nur etwas frische Luft, um einen freien Kopf zu bekommen.«

Adrien presste kurz die Lippen zusammen. Sein Blick wurde auf einmal viel weicher. »Das nächste Mal, wenn du frische Luft brauchst, werde ich das Auto anhalten. Versprochen.«

Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder. Irgendwie wusste ich nicht, wie man darauf antworten sollte.

Woher kam dieser plötzliche Wandel? Warum verhielt er sich auf einmal so? Und warum genau ließ mich diese verwirrende Aktion nun etwas besser fühlen?

Ich musste doch meinen Verstand verlieren. Und Adrien wohl genauso.

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AuroraWhere stories live. Discover now