Kapitel 36

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Lucas und ich liefen zu den beiden Männern rüber, sodass sich die riesige Lücke zwischen uns schloss. Adriens Anwalt begrüßte uns mit einem kurzen Nicken. Noch immer blieb jeder still. Bis auf das Ticken der Uhr und meinem eigenen Atem konnte ich nichts hören.

Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner eigenen. Ich sah runter und konnte Adriens freie Hand erkennen, die meine hielt. 

Traurig lächelnd versuchte ich ihm etwas Hoffnung zu geben. Wie sehr ich ihm doch gerne sagen würde, dass wir hier zusammen rauslaufen würden.

Doch die Situation wirkte viel verstrickter als gedacht. Und das war ganz und gar nicht gut.

»Mrs. Hernández, Mr. Solis, freut mich, Sie hier zu sehen. Als Adriens Anwalt werde ich alles versuchen, um ihn so schnell wie möglich aus dieser Situation zu befreien. Machen Sie sich da keine Sorgen.« Er stoppte kurz und sah sich für einen Moment im Zimmer um.

»Oh, wir haben leider nur einen leeren Stuhl im Zimmer. Geben Sie mir eine Sekunde, ich werde Bescheid geben, damit man einen weiteren her bringt.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das macht nichts. Lucas, setz du dich hin. Ich bin jung, ich kann stehen bleiben.«

»Auf keinen Fall, Mrs. Hernández! Ich kann Sie doch nicht stehen lassen, während ich sitze.«

»Lucas-« Ich wurde unterbrochen.

»Hört auf euch zu streiten, hier hat jeder seinen Platz« sagte Adrien dann. Verwirrt starrte ich ihn an. Was genau meinte er mit-

Ich kreischte lautlos auf, als er mich ohne Vorwarnung an meiner Hand fest zu sich zog, sodass ich auf seinem Schoß landete. Mit großen Augen sah ihn entgeistert an, während der hier mit Handschellen sitzender Vollidiot mich angrinste.

»Lucas, setz dich jetzt auch hin«, meinte er dann nur. Zwar versuchten Lucas und der Anwalt ihre geschockten Blicke zu verstecken, doch das war nicht nötig. Denn sogar ich war geschockt von dem, was er gerade getan hatte, verdammt nochmal.

»Adrien!«

»Was? Du bist meine Ehefrau und du hast eine Sitzoption gebraucht. Diese hast du nun auch.« Mit seinen Lippen kam er mir immer näher an das Ohrläppchen, sodass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren konnte. »Und glaube mir, nichts anderes hätte mich jetzt eher aufmuntern können.«

Adrien verpasste mir mit seinen Worten nun wieder eine Gänsehaut. Zu meinem Glück beachteten weder Lucas noch der Anwalt uns, sondern besprachen irgendetwas anderes. Doch mein Fokus lag einzig und allein auf Adrien, der sachte meinen Arm streichelte.

Die Art und Weise, wie er mich auf seinem Schoß positionierte machte es für ihn möglich, den größten Teil meines Gesichts zu sehen. Als er dies dann auch tat, fiel sein Grinsen und im Nu wurden seine Augen dunkler. »Aurora.«

»Hm?«

»Du hast geweint.«

»Ja, du Idiot. Wegen dir! Hast du eine Ahnung, wie viel Angst ich hatte?«, zickte ich ihn, doch den verletzten Unterton in meiner Stimme konnte ich leider nicht verstecken.

»Du hattest wegen mir Angst... Das heißt ja nun, dass ich mich selber bestrafen muss. Nicht wahr?«, erinnerte er mich an seine eigenen Worte. Ich schüttelte den Kopf.

AuroraWhere stories live. Discover now