Kapitel 31

842 39 35
                                    

Nun waren Adrien und ich wie damals. Wir redeten nicht mehr miteinander, spielten immer noch den anderen Menschen was vor und hatten sonst nichts mehr miteinander zu tun.

Diesmal aber war die Situation doch ein wenig anders.

Denn diesmal spielten Gefühle eine viel zu große Rolle. Na ja, für mich zumindest taten sie das.

Dem emotionslose Eisblock, mit dem ich leider Gottes verheiratet war, dem ging es wohl nicht so. Früh morgens ging er zur Arbeit und kam erst spätabends wieder. Nur selten konnte ich ihn sehen.

Er sah übermüdet aus. Ich wollte mit ihm reden. Doch es ging einfach nicht. Es fühlte sich so an als wäre eine undurchdringbare Wand zwischen uns beiden, die uns nicht mehr erlaubte, dem anderen auch nur ansatzweise näher zu kommen.

»Mrs. Hernández, haben Sie Hunger?«

Ich drehte mich zu Anna um, die mit ihrer Schürze vor mir stand. Ich schüttelte den Kopf. »Nein, wieso fragst du?«

»Na ja, Sie kommen sonst eher selten in die Küche.«

Oh ja, das stimmte. Ich war eine katastrophale Köchin. Doch mein etwas depressives und trauriges Ich suchte das komplette Internet durch, um Liebeskummer zu bekämpfen.

Als Lösung bekam ich dann Backen als Antwort. Genauer gesagt, Cookies. Mit Schokoladenteilchen. Soll wohl besser wirken, so die eine Tante auf ihrem "We-Hate-Men"-Blog.

»Ich möchte Cookies backen. Haben wir all die Zutaten zuhause?«, fragte ich Anna dann. Ich konnte gut an ihrem Blick erkennen, wie geschockt sie war. Zwar hatte ich schonmal für sie gebacken. Damals, als ich das Personal begrüßt hatte. Doch seitdem sie hier arbeitete kam ich so gut wie gar nicht in die Küche.

Teils lag es an meinen nicht vorhandenen Kochkünsten, teils an der priviligierten Lebensweise, die ich auch vor meiner Ehe mit Adrien hatte.

Adrien...

Ich sollte so schnellst wie möglich aufhören an diesen Idioten zu denken. Denn je mehr ich das tat desto mehr tat es weh. Immer und immer wieder musste ich mich an das verdammte Gespräch erinnern, welches immer noch keinen Sinn ergab.

Es war so plötzlich. Ohne wirklichen Grund. Ich war nicht dumm, ich wusste ganz genau, dass Adrien sich darüber Gedanken gemacht hatte.

Doch das erlaubte ihm nicht, mit meinen Gefühlen zu spielen.

Genervt verdrehte ich die Augen und versuchte mich nur noch auf die Cookies zu konzentrieren. Mein Ehemann sollte dabei so schnellst wie möglich vergessen werden.

»Natürlich doch, Mrs. Hernández. Brauchen Sie dabei Hilfe?«

»Nein danke, Anna. Du kannst schon früher nach Hause gehen, ich werde die Reste von gestern aufessen«, lächelte ich sie so gut es ging an. Zwar fühlte sich dieses Lächeln falsch an, doch besser als die ganze Zeit grimmig durchs Haus zu laufen.

»Oh, sind Sie sich sicher? Was würde denn Herr Hernández dazu sagen?«

»Der kommt die letzten Tage doch eh erst mitten in der Nach nach Hause. Oder wann hast du ihn zuletzt früher wie Mitternacht kommen sehen, hm?«

Ich wollte meine Frust nicht an Anna auslassen. Deshalb versuchte ich mich zu kontrollieren, so gut es auch nur ging.

Vielleicht gab es eine andere Frau in seinem mir unbekannten Leben.

Auch musste ich an solch eine Möglichkeit denken. Leider auch öfters in den letzten Tagen. Die sonst so starke und undurchdringliche Aurora konnte mit nur so wenigen Dingen komplett in Grund und Boden gerissen werden.

AuroraWhere stories live. Discover now