Kapitel 28

972 34 8
                                    

Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Adrien und ich hatten uns geküsst.

Also so wirklich, wirklich. Nicht für andere Menschen, nicht um jemanden zu täuschen, sondern einfach nur aus purer Attraktivität.

Einfach nur unglaublich.

Ich konnte es nicht realisieren, weshalb ich minutenlang auf die Wand vor mir anstarrte. Ohne Sinn. Ich wusste aber nicht, was ich sonst machen konnte.

Wie auch jede andere Situation, die mit A anfing und mit drien überforderte mich diese mal wieder. Wer hätte es denn gedacht?

Ein Räuspern hinter meinem Rücken zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich drehte mich langsam um und sah meinen mich bis vor fünf Minuten noch küssenden Ehemann vor mir stehen.

Die Art, wie er da stand, machte mich fertig.

An der Tür angelehnt, die Arme über seine Brust gekreuzt und mit einem kleinen Grinsen auf seinem Gesicht.

Und ich bekam wieder weiche Knie.

Dass ich direkt nach dem Kuss nach oben in mein Zimmer rannte war ja mal eine ganz andere Sache. Hoffentlich sprach er das nicht an.

Zu meiner Verteidigung, niemand sonst hätte es so lange in der Präsenz von meinem Ehemann ausgehalten.

Mir Mühe versuchte ich meine schneller werdende Atmung zu verstecken. »Also das von vorhin-«

»Hast du etwa vor, den Kuss zwischen uns beiden als einen Fehler zu bezeichnen? Zu sagen, dass das nie hätte passieren sollen?«, unterbrach er mich. In Sekundenschnelle fiel sein atemberaubendes Grinsen vom Gesicht. Ich riss geschockt die Augen auf und schüttelte mit voller Wucht den Kopf.

»Hätte mich der Kuss zwischen uns beiden gestört, hätte ich niemals weiter gemacht. Das sollte die aber auch bewusst sein«, meinte ich dann zu ihm. Er hatte wieder diese undurchschaubare Miene, trotzdem konnte ich die winzig kleine Erleichterung gut erkennen.

In letzter Zeit fiel es mir immer leichter, Adriens emotionalen Zustand, Gestik und Mimik zu sehen und zu verstehen. Seine Gesichtsmuskeln entspannten sich und seine Körperhaltung wurde lockerer.

Adrien betrat nun mein Zimmer. Nur ungefähr zwei Meter stand er von mir entfernt. Komplett überfordert mit der Situation, setzte ich mich einfach auf das Bett und wartete darauf, was als Nächstes geschehen würde. Adrien sah zu erst einige Sekunden zum Bett, dann wieder zu mir. Vielleicht nicht die beste Idee.

Noch ein Schritt. Er kam mir immer näher und mein Puls schlug immer höher.

»Ehm... und was genau sind wir jetzt? Also jetzt Mal ganz davon abgesehen, dass wir verheiratet sind-«, sprach ich ihn nun an. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich war froh, dieses Problem angesprochen zu haben.

Jetzt musste Adrien nächste Klartext reden. Sonst könnte sich diese komische Dynamik zwischen uns bis ans Ende unserer Zeiten weitergehen.

»Nenn' es wie du es willst. Aber sei dir eins bewusst, meine liebe Frau...« Er legte den Kopf etwas schief. »Eres mi mujer... Sólo mío.«

Argh, schon wieder Spanisch! Ich musste diese Sprache so schnell wie möglich lernen.

»Und die Übersetzung?«

Er schmunzelte. »Finde es heraus, mi esposa.«

Verspielt verdrehte ich die Augen. Ein weiteres Mal bekam ich keine richtige Antwort auf meine Frage von vorhin. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so scharf darauf sein könnte, eine mir komplett fremde Sprache zu lernen.

AuroraWhere stories live. Discover now