Kapitel 27

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Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Denken sollte.

Spüren sollte.

Seine Worte benebelten all meine Sinne und übernahmen die komplette Kontrolle über meinen eigenen Körper. »Adrien...«

Er unterbrach mich. »Nein, sag' nichts. Nicht jetzt. Ich will dich nicht wieder verletzen.«

Eigentlich würde er in solch einem Moment gehen. Mich alleine lassen. Mir zeigen, dass es nichts bringen würde, ihm hinterherzuschauen.

Doch diesmal war es nicht so. Seine rauen Hände waren nicht mehr so unantastbar wie früher, sondern wanderten mit kalten Fingern vorsichtig über meine Halsbeuge auf und ab. So sachte waren seine Berührungen. Kurz war mir nicht mal mehr sicher, ob mein Gehirn mit mir Spielchen spielte und ich mir seine Finger auf meiner Haut nur vorstellte.

Er blickte diesmal nicht zur Tür, sondern zu mir. In meine Augen. Das war das erste Mal, dass wir uns solange in die Augen sahen. Und jede weitere Sekunde machte diesen Moment noch besonderer.

»Andere Umstände hätten alles viel einfacher gemacht«, flüsterte er mir leise zu. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Zwar waren es nur wenige Worte, doch die Bedeutung dahinter verbarg vieles.

Schmerz, Leid, Kummer.

All das wegen Vergänglichem, auf das wir kein bisschen Einfluss haben konnten.

Die Fehler unserer Familien prägten nun diese komplexe und verwirrende Beziehung zwischen Adrien und mir. Wir waren verheiratet, aber kein echtes Ehepaar. Auch konnten wir die Anziehung zwischen uns beiden spüren, doch uns war es nicht erlaubt, dieser nachzugehen.

Adrien und ich waren Feinde. Oder besser gesagt, sollten es sein.

Dennoch konnten wir uns nicht hassen.

»Ich weiß«, meinte ich dann nur und ließ den Kopf sinken. Auf den Boden starrend versuchte ich meine wirren Gedanken zu sammeln, versagte aber dabei.

Adriens Präsenz reichte schon aus, um mich komplett aus dem Konzept zu bringen. Nun stand er mir so nah, sein Atem an meiner Haut...

Auf einmal zog er seine Finger weg. Somit verschwand dann auch all die Wärme, die sich auf meinem Körper gemütlich gemacht hatte. Nur schwer konnte ich meine Reaktion zu seinem Verhalten verstecken.

Ich wollte, dass er mich weiterhin anfassen tat. Er sollte nicht damit aufhören und es selber genauso genießen. »Fühlt es sich denn so schlimm an, mich zu berühren?«

Ich wusste nicht, warum ich ihm diese Frage gestellt hatte. Sie verließ einfach meinen Mund, ohne überhaupt beim Gehirn nachgefragt zu haben.

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gefiel ihm die Frage auch nicht so wirklich, bemerkbar an seinen sich anspannenden Kiefer und den zusammengepressten Lippen.

Kurz danach lachte er kurz spöttisch auf und schüttelte dabei leicht den Kopf. »So naiv kannst du doch nicht sein, mi esposa

Ich kniff die Augen einige Male zusammen. Das konnte doch nicht sein Ernst sein!

»Naiv? Naiv? Du hast doch komplett den Verstand verloren! Was genau von dem, was ich gerade eben gesagt hatte, stimmte nicht, hm? Du fängst an, mich für einen kurzen Moment anzufassen. Doch das dauert auch keine 15 Sekunden. Denn dann realisierst du überhaupt, wen du berührt hast. Keine Sorge, mein lieber Ehemann, ich bin vielleicht vieles, aber giftig ganz sicher nicht!«

AuroraWhere stories live. Discover now