Kapitel 22

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Gähnend packte ich die Hand auf meine halboffenen Augen, um den grellen Sonnenstrahlen zu entkommen. Gleichzeitig versuchte ich auch, das schwere Gewicht auf meinem Körper wegzuheben, aber leider ohne Erfolg. Was zur Hölle lag denn nur auf mir?

Ein Brummen nicht weit von mir entfernt ließ mich erstarren. Erst jetzt bemerkte ich den heißen Atem, der stoßweise mit meinem empfindlichen Nacken in Kontakt kam. Meine davor zusammengekniffenen Augen fielen mir schon fast aus dem Kopf und ich tat alles, um nicht zu hyper ventilieren.

Da lag eine Person.
Neben mir.
In meinem Bett!

Ne, das hier war gar nicht mein Bett. Die Wände waren grau, während meine weiß waren. Auch war das Zimmer sehr schlicht gehalten, mit wenigen Möbeln und dunkel gehaltenen Fenstern. Und mit einem Male kamen alle Erinnerungen wieder hoch.

Die Familienfeier. Das Gemälde.

Adrien und ich.

Das alles war passiert. Ich hatte mir das nicht nur vorgestellt. Nun lag Adrien neben mir, schlafend. Sein rechter Arm baumelte über meiner Taille und sein Gesicht war meinem Nacken für meinen Geschmack verdammt nah.

Egal was ich tat, ihm könnte ich nicht entkommen, wenn ich ihn nicht wecken wollen würde.

Doch wenn er wach wäre, wäre die ganze Situation noch peinlicher.

Ich versuchte mich wieder rauszuwiggeln, ohne auch nur einen Mucks von mir zu geben.

Doch wie es aussah funktionierte dies nicht, stattdessen stärkte er seinen Griff um meine Taille und erschwerte mir die Situation dadurch massiv.

»Bleib liegen«, flüsterte er mit seiner tiefen Morgenstimme. Seiner tiefen heißen Morgenstimme.

Ich schluckte.

»Aber... Aber wir müssen aufstehen, es ist schon fast... Mittag«, antwortete ich ihm leise. Ob er mich gehört hatte wusste ich nicht, eher war ich darauf konzentriert mich wegen meinem leichten Stottern selbst zu beleidigen.

Auf einmal konnte ich erleichtert ausatmen, als er seinen recht schweren Arm hob und Adrien sich auf den Rücken legte. Sein heißer Atem war nun weiter weg, doch das Prickeln auf meiner Haut hatte wohl Lust, noch etwas länger zu bleiben.

Mit Mühe versuchte ich diese kleine nervige Stimme in mir zu verdrängen, die allen Ernstes die körperliche Nähe des Mannes neben mir haben wollte.

Zwischen uns beiden herrschte kurz Stille. Normalerweise war ich die, die immer angefangen hatte, mit ihm zu sprechen. Diesmal aber wollte ich warten. Diesmal war er an der Reihe.

»Manchmal möchte ich einfach nur vergessen, wer du wirklich bist«, fing Adrien dann an.

Ich verzog das Gesicht. »Wer bin ich denn in deinen Augen?«

»Die Nichte des Mannes, der mein Leben zerstört hat.«

»Ich korrigiere dich mal kurz: Ich bin nicht die Nichte dieses Mannes. Ja, er ist der Bruder meines leiblichen Vaters, aber das war's dann auch. Mein Onkel heißt Ron und liebt es sich zu betrinken. Er ist auch der, der mir die Wahrheit über meine echten Eltern erzählt hat. Also, eigentlich indirekt... aber das ist eine andere Sache-«, ratterte ich runter, wurde aber von Adrien unterbrochen.

»Aurora.«

»Ja?«

»Warum hasst du mich nicht?«

»Na ja, dein größter Fan bin ich auf jeden Fall nicht, aber Hass ist ein starkes Wort. Meine Adoptiveltern haben mir das Leben zerstört und nicht mal bei denen kann ich sagen, dass ich sie hassen würde. Du bist davon noch ganz weit entfernt«, erklärte ich ihm. Noch immer lag ich mit dem Rücken zu ihm. Doch seine Präsenz war spürbar. Sehr sogar.

AuroraUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum