Kapitel 20

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»Dreh dich jetzt um.«

Hatte ich schon einmal erwähnt, dass mich dominate Typen extrem anmachten?

Vor allem die eine Sorte, die spanische Wurzeln hatte, den Namen Adrien Hernández trug und mit mir verheiratet war?

Also drehte ich mich brav um und sah in die dunklen Augen meines Ehemannes. Seine lauten und schnellen Atemzüge zeigten, dass er sich noch nicht abgeregt hatte.

Ich versuchte mich wieder zu fassen. Ein Räuspern verließ meinen Mund. »Also zustimmen musst du mir schon, Aggressionsprobleme hast du.«

»Wenn man mich aggressiv macht, dann werde ich auch aggressiv.«

»Das hast du ja jetzt fantastisch erklärt«, erwiderte ich und versteckte den Hauch von Sarkasmus in meiner Stimme kein bisschen.

»Ich hoffe dieses Gespräch zwischen uns beiden bleibt bis zum Ende unseres Vertrages in deinem kleinen Köpfchen, Aurora.«

»Na ja, vergessen werde ich es auf jeden Fall nicht, aber ob man die Situation von gerade eben ein Gespräch nennen sollte, darüber kann man sich streiten.«

Adrien kam einen Schritt auf mich zu. Dann noch einen. Und siehe da, schon wieder klebte ich an der Tür, diesmal aber mit dem Rücken.

»Wie würdest du es denn definieren?«

»Wenn ich Belästigung sagen würde, würdest du mir die Kugel in den Kopf rammen?«

»Sicher, dass du die Antwort auf diese Frage hören willst?«

»Um ehrlich zu sein, nein. Aber hatte ich auch nicht vor. Keine Ahnung, wie man das von vorhin definiert, aber es fühlte sich komisch an. Wäre es ein anderer Mann, der das getan hätte, würde ich mich vielleicht belästigt fühlen. Bei dir war das aber etwas anders.«

Adrien schloss die Augen und atmete geräuschlos aus. Seine warme Luft traf mein Gesicht, federleicht, und doch so wirksam auf meinem ganzen Körper.

Meine Hormone machten ja ganz verrückte Sachen mit mir.

»Ein anderer Mann hätte auch nicht die Möglichkeit, mi esposa. Du fühlst dich mir angezogen und das sollst du nicht.«

»Ach, stimmt ja, wegen deinen Rachekomplexen ist es natürlich absurd von mir, irgendetwas gegenüber dir zu fühlen. Tut mir leid, mein Fehler. Ist halt etwas schwer, mit jemanden wie einen Feind zu behandeln, wenn dieser die einzige Person ist, die man 24/7 sieht.« Ich verdrehte die Augen, teils auch den Schmerz versteckend, den ich ein ganz kleines wenig in mir spüren konnte. Vielleicht litt ich ja am Stockholm-Syndrom.

Erst jetzt fiel mir auf, wie peinlich dieser kurze Monolog von mir war. Nervosität machte sich in mir breit. »Egal, vergiss einfach, was ich gerade rausgehauen habe. Wir haben eh Personal und deshalb... deshalb kann ich nun mit den neuen Leuten ganz viel Zeit verbringen und werde endlich sozialen Kontakt außerhalb dir haben. Wunderbar, nicht wahr?«

Wieder sagte Adrien nichts zu dem, was ich gesagt hatte. Stattdessen scannte er mein Gesicht für einen kurzen Moment ab und ließ dann seinen Blick auf meinen Lippen hängen.

»Lass das.«

Ich zog die Augenbrauen verwirrt zusammen.

»Du beißt dir auf die Unterlippe, wenn du nachdenkst. Lass das.«

Eine Angewohnheit, die ich an mir hasste. Die ganze Zeit riss ich mir mit den Zähnen Lippenhaut ab, was zu hässliche Rissen und trockenen Lippen führte. Doch warum genau wollte Adrien, dass ich damit aufhörte?

Also meine eingerissenen Lippen sollten ihn eigentlich nicht wirklich viel angehen.

»Warum?«

»Es lenkt ab. Sehr sogar.«

AuroraOù les histoires vivent. Découvrez maintenant