19 | ein Schock

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Violet
"Was zur Hölle ist das, Gally?!", brüllte ich den großen Blonden vor mir wütend an, während dieser alles daran setzte, Lawrence mithilfe irgendwelcher technischen Hilfsmittel ins System des Gebäudes zu bekommen.

„Ich schwöre dir, Violet.
Ich hatte keine Ahnung, ich habe ihn noch nie hier gesehen. Ich wusste nichts davon!", rief er so eindringlich, dass ich es ihm glauben musste.

„Wir haben es geschafft, Leute!", funkte auf einmal Alec dazwischen, was wohl zu dem wohl unpassendsten Zeitpunkt gewesen war.

„Das ist.. er kann.. das kann nicht sein!
Das ist ein Trick! Newt ist tot!", schrie ich so panisch und völlig von allen Geistern verlassen, dass ich vergaß, dass wir mitten in einer Rettungsmission steckten, bei der wir alle bei jedem kleinsten Fehler getötet werden konnten.

Ich merkte nicht mal mehr, wie mir bereits die Tränen die Wangen hinunter liefen - ich bekam kaum noch etwas mit. Auch die Worte, die daraufhin aus Gally's Mund gekommen waren, hörten sich bloß an wie ein sachtes Rauschen.

Mein Kopf war absolut leer, meine Kehle fühlte sich wie zugeschnürt an.
Ich wäre sicherlich am Rande zum "in Ohnmacht fallen" gewesen, hätte mich Gally's wildes Fingerschnipsen vor meinem Gesicht nicht aus meinen Gedanken geholt.
Nach wie vor war ich der Meinung, dass all dies absolut unmöglich war.

Er hatte ausgesehen wie Newt.. der junge Mann, der auf einmal neben Teresa und Thomas aufgetaucht war.
Die - mithilfe von Lawrence's Hack-Künsten nun mittlerweile vollkommen vom Bildschirm verschwunden waren, als stünden sie nicht gerade da.

Er hatte haargenau so ausgesehen. Kein Zwilling sah sich so ähnlich.. es musste er gewesen sein.
Aber wie zur Hölle war das bitte möglich? Newt war... er war gestorben. Und die gesamten verklonkten letzten drei Jahre hatte ich damit verbracht, irgendwie auch nur ansatzweise damit fertig zu werden.

Ich konnte ihn nicht wiedergesehen haben. Das konnte einfach absolut nicht sein.
Kurz schloss ich die Augen, als würde ich so irgendwie versuchen, die Zeit ein wenig anzuhalten.
Direkt dachte ich über alles nach, passiert war. Unangenehm, schmerzhafte so wie auch gute Erinnerungen fluteten mein Gehirn mit so viel Kraft, dass es mich beinahe umwarf, hätte Gally nicht plötzlich meinen Arm gepackt und mich weiter die Treppe hochgezogen.

Schnell zog ich mir die Maske wieder über den Kopf, um nicht doch noch erkannt zu werden.
Viel schneller als gedacht oder erwartet hatte ich mich dann tatsächlich auch wieder gefangen und ich konnte endlich wieder vernünftig hören, was Gally und Alec sagten.
Oder eher, was sie auf mich einredeten.

„Wir müssen uns jetzt zusammen- du musst dich zusammenreißen, Violet!
Minho und Sol, wir müssen ihnen helfen, hörst du?", sprach Alec, der wohl ruhigere von beiden, sanft aber eindringlich auf mich ein, woraufhin ich bloß langsam nickte und, wieder etwas sicherer, meine Waffe entlud im immer bereit zu sein.

Der nächste Schritt unseres Planes würde es sein, zu Thomas und Teresa zu gehen und gemeinsam mit ihnen nach Minho und Sol zu suchen, um eben diese dann aus der Stadt zu bringen und zurück zum rechten Arm zu gelangen.

Nur mussten wir davor erstmal Thomas und Teresa finden. Die Größe dieses unglaublichen Gebäudes war kaum in Worten zu beschreiben. Es war einfach das doppelte von dem, was man sich vorstellen konnte... und dann nochmal mal drei.
Wenn das irgendwie Sinn ergab.

Klar denken konnte ich zu dem Zeitpunkt sowieso nicht. Es war, als würde mein Körper perfekt auf das reagieren und hören, was Gally und Alec anwiesen, während mein Geist in anderen Spähren schwebte.

Ich.. hatte Newt wiedergesehen. Und egal, wie sehr ich es mir ausreden wollte, es war er gewesen.
Niemals würde ich sein Gesicht nicht erkennen, ich würde es unter Tausenden wiederfinden.

Gerade, als wir um die nächste Ecke biegen wollten, stellten sich auf einmal irgendwelche anderen maskierten Security Guards entgegen.
"Ryland, Swenson, Williams. Was ist das Problem?!", brüllte der Rechte von ihnen schroff und musste mit diesen fremden Namen ohne Zweifel uns meinen.

Sicher waren es die ursprünglichen Besitzer unserer "Verkleidung".

„Was sollte das Problem sein?", fragte Alec völlig ruhig. Beinahe so ruhig, dass ich schon das Gefühl hatte, er wäre besoffen, sodass er so gelassen sein konnte.

Der Stimmverzerrer in seiner Maske machte es ihm glücklicherweise möglich, nicht aufgrund der fremden Stimme erkannt zu werden.
Würde er seine Sätze weiterhin knapp halten, würde es wie jede x-beliebige Männerstimme klingen.

"Wieso sind eure Waffen entsichert?
Antwortet gefälligst wahrheitsgemäß!", brüllte der Soldat vor uns nun noch lauter und bedrohlicher während ich förmlich spürte, wie meine Hände zu schwitzen begannen und mir das Blut in dem adern gefror.

Eine Weile schienen sowohl Gally als auch Alec ein wenig zu überlegen, bevor es wieder Alec war, der das Wort ergriff.
„Es hat dringenden Tatverdacht auf einen Eindringling in Sektor B.....2..3 gegeben, Sir!
Wir haben das Abteil gesichert und es ist alles gut."

B...2..3.., Gott verdammte Scheiße, Alec. Was laberst du da?!

Am liebsten hätte ich ihn in genau diesem Moment wirklich böse angeschaut, doch wusste ich, dass dieses Verhalten wahrscheinlich Zweifel aufkommen lassen würde also blieb ich einfach still.
Wobei ich mir eigentlich sehr sicher war, dass wir nun aufgefallen waren.
Doch zu meiner großen Überraschung nickte der Soldat bloß, sprach sogar noch einige Worte des Lobes aus und verschwand dann mit seinen Leuten um die nächste Ecke, woraufhin sowohl Gally als auch ich uns einmal ansahen und dann erleichtert woman durchatmeten.

„Hier. Wir sind gleich da, nur noch- hey stopp!", zischte Gally ganz leise und blieb direkt an der Ecke stehen, sodass weder Alec noch ich irgendwie sehen konnten, warum er jetzt so plötzlich angehalten war.

Wir würden es aber bald erfahren, denn kaum wollten wir uns nach vorne beugen um zu schauen, kamen bereits zwei groß gebaute Security-Männer an uns vorbei, die ein um sich tretendes und kreischendes blondes Mädchen an beiden Armen festhielten und wegschleiften.

Dieser Anblick trieb mir bereits die nächsten Tränen in die Augen.
All das Geheule, was ich die letzten Monate unterdrückt hatte kam wohl schlussendlich wieder an die Oberfläche.

Doch diesmal war es schlimmer, viel schlimmer.
Denn dieses kriechende und sich wehrende Mädchen war natürlich keine andere als meine Schwester.

Und nun wusste ich genau, dass ich mich entscheiden musste.
Zu Newt... oder meiner Schwester hinterher?

Violet 3 - The Death Cure Where stories live. Discover now