16 | game on

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Thomas

„Versprichst du mir was?", bat ich meine Freundin während ich mir die geklaute WCKD-Uniform anzog.

Wir hatten heute morgen beschlossen, dass sie mit durfte um ihre Schwester selbst zu holen.
Sie hätte sich das niemals ausreden lassen und jetzt würde mein Albtraum wohl doch wahr werden.
Nicht nur, dass ihr verdammt viel passieren konnte.
Ich wollte mir gar nicht alle Möglichkeiten ausmalen, wie sie sterben könnte.
Dass ich in Lebensgefahr war reichte doch.

Doch natürlich hatte mein egoistisches Ich fast genauso Angst davor, was passieren würde, würde sie Newt sehen.

Jetzt begann die Paranoia.

Die Haube stülpte ich mir gerade über den Kopf, um anschließend den Helm aufzusetzen, als Vio antwortete.

„Ja, was denn?", fragte sie prüfend, während auch sie sich umzog.
Wow.
Es war wirklich zum verrückt werden: diese Brünette sah wirklich in allem absolut umwerfend aus.
Selbst in einer schwarzen Uniform unseres Erzfeindes.

Seufzend warf ich einen langen, so wie intensiven Blick auf meine noch-feste Freundin und genoss diesen Anblick.
Ich hasste mich dafür.
Ich hasste mich für meine Ängste in diesem Moment, denn sie waren absolut idiotisch und egoistisch.
Gerade sollte ich an Minho und Sol denken.
Und ich dachte bloß an mein eigenes Glück.
Seit wann war ich so ein verdammter Arsch?

ÄEgal, was du heute siehst:
Du bleibst bei mir.", bat ich sie seufzend und setzte mich auf unser klappriges Bett und bedeutete ihr mit einem kleinen Blick zu meiner Rechten sich ebenfalls zu setzen.

Ich wollte es ihr nicht direkt sagen, vielleicht, hoffentlich würde sie ihn gar nicht sehen.
Ich fühlte mich allein wegen dieses Gedanken absolut asozial, aber ich liebte sie.
Und wenn man jemanden liebte machte man dumme Sachen.

„Was sollte ich sehen, Thom?", fragte sie kopfschüttelnd, ehe sie meiner Bitte nach kam und nehmen mir Platz nahm.
Ihr fehlte bloß noch dieser komplett verhüllende Helm.
Ihr langes, braunes Haar hatte Judie so weggebunden.
Flechten nannte man das, glaube ich.

Ich weiß, dass dieser Wink meinerseits ziemlich dumm und unüberlegt war, aber ich musste mich einfach vergewissern, dass sie in ihrem Kopf zu mir gehörte.

„Dass ich jemanden umbringe oder so? Keine Ahnung.", improvisierte ich also schnell und wenn ich jetzt so darüber nachdenke ziemlich bescheuert.
Sie hatte gesehen wie ich damals auf Crank-Newt geschossen habe und trotzdem war sie mit mir zusammen kommen.

Violet war verdammt schlau und sie kannte mich, es war ein Wunder, dass sie diese kleine Lüge nicht erkannte.

Seufzend kam sie auf mich zu und nahm mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen meine Hände.
Dieses Lächeln..
Dieses wunderschöne Lächeln, das sie viel zu selten an den Tag legte.

„Thomas.
Ich weiß, dass ich es dir die letzten zwei Jahre nicht zeigen konnte, aber ich liebe dich.
Ich habe mich in dich verliebt, Thomas.
Aufrichtig verliebt.
Ich weiß, dass du dich oft wie einen Lückenfüller gefühlt hast, aber das bist du nicht.
Du bist anders als er .. und trotzdem weiß ich tief in meinem Herzen, dass du dieses gestohlen hast.
Das mit uns ist echt, Thomas, ok?
Ich gehöre zu dir, komme was wolle und nichts könnte passieren das das ändern könnte.
Ändern könnte, was ich für dich empfinde.
Nicht mal, wenn du jemanden umbringen musst.", versprach sie mir und sah mich dabei mit ihren wunderschönen braunen Augen direkt an.

Wie oft hatte ich davon geträumt, dass sie mir sowas sagt.
Wie oft hatte ich mir gewünscht, dass sie so für mich empfinden würde.

Doch jetzt, nachdem sie mir das gesagt hatte, was ich immer hören wollte, ging es mir noch schlechter.
Viel schlechter.

Ich verdiente das nicht.
Ich war ein Lügner.

„Ich liebe dich auch.", flüsterte ich mitgenommen zurück.

Trotzdem hatte ich jetzt keine Zeit lange darüber nahzudenken. Jetzt ging es um mehr als unsere Beziehung, es ging um Minho und Sol.

Ich konnte jetzt nicht an Newt denken und daran, dass er womöglich mit uns zurück kommen würde. Ich würde ihn gerne mitnehmen, ihn retten, denn er war immer noch mein bester Freund. Ich war hin und hergerissen.

Auf dem ganzen Weg durch die ekelhafte Kanalisation konnte ich an nichts anderes denken, während ich mich eigentlich auf unsere Mission konzentrieren sollte.

Das fiel Vi natürlich auf, sie war einer der aufmerksamsten Menschen die es wohl noch auf diesem fast ausgelöschten Planeten gab.

"Was hast du, Thomas? Du musst dich konzentrieren, wir gehen ein Gebäude undercover stürmen und nicht shoppen.", erinnerte sie mich mit strenger und doch so besorgter Miene.

„Gerade darum geht's.
Ich bin nervös. Alles gut.", versicherte ich ihr flüsternd.

Und log schon wieder.

In der Kanalisation trennten sich Gally's und unsere Wege.
Er würde über einen anderen Eingang rein, während Violet und ich als Teresa's persönliche Begleiter funktionieren und somit mit ihr eingeschleust werden würden.
Hoffentlich.

Mit diesen schwarzes Masken, mit denen wir fast Bienen ähnelten, nur in schwarz und ohne Flügel, konnte man nicht wie alt wir waren, manchmal sogar nichtmal das Geschlecht bestimmen.

Ich würde Violet nicht wieder erkennen.
Gut so.
Teresa lief vor uns.

Mittlerweile waren wir wieder über der Erde, liefen fast entspannt durch die offenen Straßen dieser riesigen, modernen Stadt die so anders und doch so ähnlich war wie alles, was ich kannte.
Es fühlte sich an, wie als wären wir wieder auf der Lichtung.
Die hohen Gebäude erinnerten an Wände, die einen umzielten.
Und es schien kein entkommen zu geben.

Meine große Waffe geschultert folgte ich Teresa und machte es so meiner Freundin gleich.

Teresa konnte man die Nervosität anmerken.
Sie lief schneller, sah sich hektisch um, als würde sie sich beobachtet fühlen und atmete hörbar schnell.

„Jetzt beruhig dich, verdammt, oder willst du mit uns erschossen werden?!", zischte Violet durch ihre Maske bevor ich es tun konnte, ehe Teresa mit diesem Umgucken aufhörte.

Eine Ecke umrundeten wir, als auch vor uns das zentralste und größte Gebäude eröffnete.
Das WCKD-Gebäude.

Schon davor standen die "Soldaten" mit ihren Waffen.
Sie sahen aus wie Violet und ich.
Genau wie Violet und ich.
Einige von ihnen liefen drinnen herum.
Auf Dauer würde einen das doch verrückt machen!
Jeder sah gleich aus, es gab keinen Anhaltspunkt.
Wir müsste da schnell durch ohne einander zu verlieren.

Je näher wir dem von schwarz-angezogenen Soldaten umzingelten Eingang kamen, desto schneller spürte ich mein Herz schlagen.
Langsam wurde auch ich nervös, doch die erste Hürde war schnell geschafft, als wir bereits rein liefen.
Die Eingangshalle war nicht nur in die Breite riesig.
Sie war verdammt hoch.

An jeder Ecke waren Aufzüge, überall liefen Menschen herum.
Mülleimer fuhren durch die Gegend.
Ich musste aufpassen, dass ich nicht glotzte, sondern vernünftig weiter lief.
Wir versuchten zu spielen, als würden wir dies wie die anderen jeden Tag tuen.

Und bisher wurden wir auch nicht angesprochen, bis plötzlich ein großer Mann, genauso verhüllt wie Violet und ich auf uns zu kam.
Schnurstracks mit lauten Schritten.

Ich fühlte mein Herz in die Hose rutschen und auch Teresa stockte hörbar der Atem.

Der Mann kam auf mich zu und nickte zwei mal: das Zeichen.
Es war Gally.

Erleichtert begann ich wieder zu atmen.

Wir waren drin.
Das Spiel konnte beginnen.

Violet 3 - The Death Cure Where stories live. Discover now